Eine Person mit Brille blickt auf ein Regal mit Lebensmitteln, mit roter Farbe ist eine Linie über mehrere Packungen hinweg gezogen worde.

Mit Eyetracking können Forschende den Augen von Proband:innen folgen und so wichtige Einblicke in die Arbeitsweise unseres Gehirns gewinnen.

Ers­tes Eye­tracking-Sym­po­sium

Kürzlich fand an der Universität Innsbruck das erste interdisziplinäre Symposium zu Eyetracking statt, bei welchem sich Eyetracking-Expert:innen aus unterschiedlichsten Fachbereichen zur Anwendung von Eyetracking in der Forschung ausgetauscht haben.

Blickbewegungen geben einen faszinierenden Einblick in die menschliche Wahrnehmung; sie offenbaren, wie wir unsere Umgebung erfassen und verstehen. Als dominanter Sinn ermöglicht der visuelle Sinn, dass unsere Augen gezielt auf bestimmte Reize reagieren, wodurch wir Informationen filtern und verarbeiten. Diese Bewegungen dienen als Fenster in unsere kognitiven Prozesse und Emotionen, und sie ermöglichen Forschenden einen Einblick in die inneren Arbeitsweisen des menschlichen Gehirns. „Sie enthüllen nicht nur, wohin wir schauen, sondern auch, was uns ängstigt oder berührt – ein faszinierender Blick in die Tiefen unserer Seele. Deshalb ist es wichtig, Blickverhalten zu erfassen; mit Eyetracking gelingt uns genau das“, sagt Alexandra Hoffmann vom Institut für Psychologie. Gemeinsam mit Pierre Sachse hat sie das Symposium zu Eyetracking an der Uni Innsbruck initiiert und organisiert.

Eyetracking ist eine wissenschaftliche Methode, bei der verfolgt wird, wohin Menschen mit ihren Augen schauen, während sie Bilder, Videos oder ihre Umwelt betrachten. Eyetracking ermöglicht uns somit zu verstehen, welche Teile eines Bildes oder einer Szene die Aufmerksamkeit einer Person auf sich ziehen und wie lange sie dort verweilt. „Diese Methode wird verwendet, um Einblicke in die menschliche Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Reaktion auf visuelle Reize zu gewinnen“, erläutert Alexandra Hoffmann. „Die Methode ist innovativ und zukunftsträchtig, nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch besonders für angewandte Forschungsbereiche.“

Erfahrungen aus vielen Fachbereichen

Aus dem Bereich Marketing, Branding und Retailing sprach Mathias Streicher über den Einsatz von Eyetracking-Brillen während des Einkaufens. Hierbei wurde der Aufmerksamkeitsfokus der Teilnehmenden vorab auf entweder eng oder breit manipuliert; dieser enge oder breite Fokus wiederum wirkte sich auf das Blick- und Einkaufsverhalten dieser Personen aus. Kathrin Figl vom Institut für Wirtschaftsinformatik gab Einblick in Ihre Forschung zu Prozessmodellen und wie sie dort mithilfe von Eyetracking die Verarbeitung sowie Verständlichkeit von komplexen Modellen untersucht. In der Translationswissenschaft wurden von Martina Behr und Kolleg:innen mithilfe von Eyetracking-Brillen die kognitiven Abläufe während einer Konsekutivverdolmetschung untersucht. Was passiert, wenn Notizen genommen werden, während der/die Redner/in spricht? Auch hier gab es spannende Einblicke in die Blickbewegungen einer dolmetschenden Person. Dorothea Hämmerer vom Institut für Psychologie stellte bislang unveröffentlichte Ergebnisse aus Studien vor, in welchen sie kognitive Unterschiede zwischen jungen und älteren Erwachsenen untersucht. Hierbei hat sie sich auf die Erweiterung der Pupille während kognitiver und emotionaler Reizverarbeitung als Korrelat des Locus Coeruleus fokussiert, welcher an kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit, Lernen und Gedächtnis entscheidend beteiligt ist und auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie etwa Alzheimer und Parkinson von Bedeutung ist. Ebenfalls vom Institut für Psychologie präsentierte Alexandra Hoffmann Ergebnisse zweier Studien, in welchen mithilfe zweier Eyetracking-Brillen Blick- und Blinzel-Dynamiken zwischen zwei interagierenden Personen zur Verhaltensvorhersage dienten. Einerseits konnte mithilfe des gleichzeitigen Blickkontakts das Partnerwahl-Verhalten in einer Speed-Dating-Studie vorhergesagt werden; andererseits sagte die Synchronisierung der Blinzelfrequenz zweier virtuell zusammenarbeitender Personen deren gemeinsame Problemlöse-Kompetenz vorher.

„Alles in allem war das Symposium eine tolle Gelegenheit einen Einblick in interessante, interdisziplinäre Forschungsprojekte zu bekommen und neue Kooperationen ins Auge zu fassen“, resümiert Alexandra Hoffmann. Das Symposium wurde rund um das Forschungszentrum Gesundheit und Prävention über die Lebensspanne (Anna Buchheim, Jürgen Glaser und Martin Kopp) organisiert.

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