Im Beisein des Bundespräsidenten promoviert

Sie haben alle
Oberstufenklassen, die Matura, das Studium sowie das Doktorat mit sehr gutem
Erfolg beziehungsweise mit Auszeichnung abgeschlossen. Es handelt sich um die
höchstmögliche Auszeichnung von Studienleistungen in Österreich. Dies betonte
auch Rektor Tilmann Märk in seiner Begrüßung der zahlreich erschienen Festgäste
- unter ihnen Landtagspräsident Herwig van Staa und Bürgermeisterin Christine Christine
Oppitz-Plörer. Märk wies darauf hin, dass es eine der sub-auspiciis-Promotion
vergleichbare Auszeichnung bereits bei der Gründung der Universitäten gegen
Ende des Mittelalters, die erste nachweisbare "Promotio sub auspiciis
Imperatoris" schließlich 1625 unter Kaiser Ferdinand II gab. Das Bundesgesetz
über die Verleihung des Doktorats unter den Auspizien des Bundespräsidenten
wurde vor 60 Jahren, am 5. März 1952, geschaffen. Die erste Verleihung fand an
der Universität Innsbruck unter den Auspizien von Theodor Körner Ende 1952
statt. Mittlerweile haben über 1.000 Promotionen unter den Auspizien des
Bundespräsidenten stattgefunden.
Nach der
Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten und deren Gelöbnis überreichte
ihnen der jeweils zuständige Promotionsdekan die Promotionsurkunde. Bundespräsident Heinz Fischer
übergab dann den Ehrenring, der als sichtbares Zeichen dieser hochrangigen
Auszeichnung getragen werden kann. Im Namen aller sechs neuen Doktorinnen und
Doktoren sprach die Germanistin Heike Ortner zum Abschluss der Veranstaltung
Dankesworte, in denen sie sich auf ein wenig bekanntes Prosastück Franz Kafkas
bezog: Fürsprecher. Das Bild des Fürsprechers nutzte sie für einen gemeinsamen Rück-
und Ausblick, in dem der Dank der Promovierten an alle Unterstützerinnen und
Unterstützer zum Ausdruck kam.
Die unter den Auspizien des Bundespräsidenten Promovierten:
Ingrid Blumthaler,
geboren 1984 in Rum und aufgewachsen in Seefeld, studierte Technische
Mathematik an der Universität Innsbruck. Nach einem Auslandsaufenthalt an der
Universität Bergen in Norwegen schloss sie das Diplomstudium 2008 ab. 2011
erfolgte der Abschluss des Doktoratsstudiums für Technische Mathematik. 2010
arbeitete sie als Universitätsassistentin am Institut für Mathematik, seither
arbeitet sie an einem FWF-Forschungsprojekt mit.
In der Dissertation der Mathematikerin werden Systeme
betrachtet, die durch eine Menge von Gleichungen, etwa Differentialgleichungen,
gegeben sind. Eine typische Frage der Systemtheorie ist, ob aus der Kenntnis
einiger Komponenten des Systems Schätzungen für weitere Komponenten berechnet
werden können. Dieses sogenannte Beobachterproblem sowie das Problem der
Stabilisierung und Steuerung von Systemen durch Verknüpfung mit einem
Kontrollsystem werden mit neuen algebraischen Methoden behandelt.
Alexander Eberharter,
geboren 1972 in Schwaz, studierte in Innsbruck und Nottingham. 2004 schloss er
an der Universität Innsbruck das Diplomstudium für Philosophie in Kombination
mit Deutscher Philologie mit Auszeichnung ab, 2011 das Doktoratsstudium für
Philosophie. Zwischen 2000 und 2006 organisierte er den interdisziplinären
Wahlfachstudiengang "Wissensorganisation" an der
Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck.
In seiner Dissertation untersucht der Philosoph - vor dem
Hintergrund eines neuen, antihumanistischen Verständnisses ethisch-politischer
Subjektivität - die Struktur von Entscheidungen, die zu tief greifenden
Wandlungen führen. Dabei zeigt sich, dass es beim ethischen Akt-Ereignis der
Entscheidung nicht auf den Konsens über moralische Inhalte (Rechte und
Pflichten, Gebote und Verbote) ankommt, sondern auf die Bejahung einer der
konkreten Situation eingeschriebenen Leere, die dadurch zum Ausgangspunkt
radikaler Veränderung wird. Sowohl Lacans Ethik der Sublimierung als auch
Badious Ethik der Wahrheiten lassen sich als Versuche begreifen, die
Möglichkeit revolutionären Wandels auszuloten und an die Erfahrung der Leere zu
binden. Žižek nimmt in seiner Konzeption radikaler politischer Praxis beide
Ansätze auf, legt aber den Akzent auf das lacansche Reale der Leere und des
Exzesses, das er bei Badiou letztlich durch die Wahrheit als Idee des Guten
verraten sieht.
Heike Ortner,
geboren 1979 in Judenburg (Steiermark), studierte Deutsche Philologie und
Angewandte Sprachwissenschaft an der Universität Graz. Das Doktoratsstudium der
Deutschen Philologie schloss sie 2011 an der Universität Innsbruck ab. Seit
2004 arbeitet sie als selbstständige Lektorin und seit 2007 am Institut für
Germanistik der Universität Innsbruck, zunächst als Wissenschaftliche
Mitarbeiterin und seit dem Vorjahr als Universitätsassistentin im Fachbereich
Germanistische Linguistik.
Die Germanistin untersucht in ihrer Dissertation, wie
Emotionen in Texten beschrieben und ausgedrückt werden. Dabei berücksichtigt
sie interdisziplinäre Forschungsergebnisse, da die sprachliche Vermittlung von
Emotionen mit kognitiven, historischen, sozialen und sprachsystematischen
Faktoren zusammenhängt. Es wird eine Methode zur Analyse von Emotivität in
Texten entwickelt und auf verschiedene Textsorten angewendet: Untersucht werden
Briefe von Franz Kafka, Presseartikel und Twitter-Tweets.
Nicola Pehböck-Walser,
geboren 1984 in Feldkirch (Vorarlberg), absolvierte das Diplomstudium für
Psychologie an der Universität Innsbruck, das sie 2007 erfolgreich abschloss. Von 2005 bis 2009 studierte sie katholische
Religionspädagogik und absolvierte das Psychotherapeutische
Propädeutikum. Anfang dieses Jahres schloss Nicola Pehböck-Walser schließlich das Doktoratsstudium
für Psychologie ab. Seit vier Jahren arbeitet sie an der Innsbrucker
Universitätsklinik, zunächst an der neurologischen Klinik und seit 2010 an der
Kinderklinik.
Die Psychologin untersucht in ihrer Dissertation zwei
Instrumente für die Vorhersage der frühkindlichen
Entwicklung: einen Entwicklungstest (BSID-II) sowie einen Intelligenztest (WPPSI-III).
Grundlage für die Analyse der Vorhersagequalität dieser Tests ist die
mehrjährige Beobachtung von 70 Frühgeborenen,
die vor der 32 Schwangerschaftswoche zur Welt kamen. Zudem zielt ihre Studie
darauf ab, Risiko- und Schutzfaktoren auf medizinischer Seite und in der Umwelt
zu identifizieren, um neue Ansatzpunkte in der Betreuung und Förderung der
Frühgeborenen herauszuarbeiten.
Bernhard Schmelzer,
geboren 1982 in Innsbruck, studierte Technische Mathematik an der Universität
Innsbruck. Das Diplomstudium schloss er 2007, das Doktoratsstudium 2011 mit
Auszeichnung ab. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des
Arbeitsbereichs Technische Mathematik am Institut für Grundlagen der
Bauingenieurwissenschaften der Universität Innsbruck.
Bernhard Schmelzer betrachtet in seiner Dissertation
dynamische Systeme unter stochastischer Anregung und Parameterunsicherheit. Er
hat eine mathematische Theorie entwickelt, die es ermöglicht, in stochastischen
Differentialgleichungen zufällige Intervalle zur Modellierung der unsicheren
Parameter zu verwenden. Das Konzept hat er unter anderem angewendet, um
Aussagen über die Effizienz von Schwingungstilgern (Geräte zur Reduktion von
durch Erdbeben verursachten Schwingungen) zu treffen.
Harald Schöbel,
geboren 1982 in Zams und aufgewachsen in Imst, absolvierte nach dem Besuch der HTL
Fulpmes das Physikstudium an der Universität Innsbruck. Er schloss 2007 das
Diplomstudium und 2011 das Doktoratsstudium jeweils mit Auszeichnung ab. Daneben
studierte er Volkswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und absolvierte
einen sechsmonatigen Forschungsaufenthalt an der Johns Hopkins Universtity in
Baltimore, USA. Nach dem Studium arbeitete er ein halbes Jahr als Postdoc am Institut
für Ionenphysik und Angewandte Physik. Seit Herbst 2011 beschäftigt er sich
als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Tiroler Unternehmens mit der
Entwicklung optischer Komponenten für LED Anwendungen.
In seiner Dissertation berichtet Harald Schöbel über einen
neuartigen Ionisierungsmechanismus in ultrakalten Helium Nanotröpfchen. Dabei
wird schrittweise die interne Energie von angeregten Atomen an das
Probeteilchen transferiert und somit mehrfach geladene Komplexe erzeugt. Mit
diesem neu entdeckten Mechanismus können Ionen generiert werden, welche sonst
energetisch nicht möglich wären. Dieser Prozess ist auf andere Systeme
erweiterbar und ein Einfluss in biologischen Systemen bei Strahlungsschäden ist
denkbar.