Rainer Blatt erhielt die Stern-Gerlach-Medaille

Rainer Blatt wurde für seine Arbeiten auf den Gebieten der Metrologie und Quanteninformationsverarbeitung mit elektromagnetisch gespeicherten Ionen ausgezeichnet. „Die experimentelle Demonstration grundlegender Bausteine und Algorithmen eines Quantenprozessors, die Teleportation von Quantenzuständen der Materie, die erste Realisierung eines Quantenbytes und die Simulation von Quantensystemen haben neue wissenschaftliche Forschungsgebiete eröffnet und den Weg in eine zukünftige Quantentechnologie gewiesen", heißt es in der Begründung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Die Stern-Gerlach-Medaille ist die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft auf dem Gebiet der Experimentalphysik, und sie ist aus purem Gold.
Pionier der Quantencomputer-Forschung
Ein zukünftiger Quantencomputer profitiert von spezifischen
Eigenschaften der Quantenmechanik und ermöglicht damit Rechenverfahren,
die in der klassischen Informationsverarbeitung nicht möglich sind. In
Aufsehen erregenden Experimenten konnte Rainer Blatt zeigen, dass
gefangene Ionen eine einzigartige experimentelle Plattform bieten, um
Quantenbits einzuschreiben, zu verarbeiten und zu lesen. Alle
quantenlogischen Operationen werden in einer komplexen Abfolge von
Laserpulsen verwirklicht. Ein prominentes Beispiel für
Quantenalgorithmen stellt die Teleportation dar. Rainer Blatt und seiner
Gruppe gelang es, verschränkte Zustände zu erzeugen und für
Quantenalgorithmen zu nutzen. Beginnend mit zwei Ionen, über acht Ionen
in einem Quantenbyte im Jahr 2008, liegt der aktuelle Rekord nun bei 14
verschränkten Ionen.
In weiteren Experimenten hat Rainer Blatt mit seinem Team gezeigt, dass
gefangene Ionen auch in einem digitalen Quantensimulator eingesetzt
werden können. Dieses Forschungsgebiet baut auf den ursprünglichen Ideen
von Richard Feynman auf und zielt darauf ab, komplexe
Vielteilchensysteme zu verstehen, indem man Zustände und Dynamik an
einem wohl kontrollierten Quantensystem nachahmt. Kann der
Quantenzustand von Vielteilchensystemen maßgeschneidert werden, dann
eröffnen sich zum Beispiel Anwendungen dieser Quantentechnologien für
zukünftige Atomuhren, bei denen die Verschränkung der Ionen genutzt
wird, um eine noch höhere Genauigkeit zu erreichen.
Inspiration für andere
Die Arbeiten aus der Gruppe um Rainer Blatt am Institut für
Experimentalphysik der Universität Innsbruck und dem Institut für
Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften haben Forscherinnen und Forscher auch über
das Gebiet der Quantenoptik und Quanteninformation hinaus inspiriert und
strahlen aus in das Gebiet der ultrakalten Atome und der
Festkörperphysik. „Seine Arbeiten legen eine Basis für die zukünftige
technologische Nutzung von Quanteninformation“, schreibt die Deutsche
Physikalische Gesellschaft.
Die Preisverleihung fand im Rahmen der 76. Jahrestagung der
Fachgesellschaft in Berlin statt. Diese Tagung versammelte über 6.000
Physikerinnen und Physiker aus aller Welt in der deutschen Metropole.
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft, deren Tradition bis in das Jahr
1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit über 61.000
Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt.