UPVi-Festveranstaltung mit Vorträgen und Ehrung von Professoren

Der von Prof. Wolfgang Zach geleitete und parteipolitisch
ungebundene UPVi verfolgt gemeinnützige Zwecke, insbesondere die Förderung von
Forschung und Lehre im akademischen Bereich. Dazu gehören die Veranstaltung von
Vorträgen sowie die Vergabe von Preisen an herausragende Wissenschaftler, die im
Rahmen einer Festveranstaltung in der Aula der Universität am 1. Juni in Anwesenheit zahlreicher Gäste
erfolgte.
In seinem Eingangsstatement betonte Prof. Zach, dass der
kritische Befund und die Vorschläge der Europäischen Kommission die
österreichischen Universitäten betreffend ernst genommen werden sollten,
andererseits aber in Österreich auch im internationalen Vergleich
Spitzenleistungen in der Forschung erbracht würden. So habe auch der UPV immer wieder Vorschläge
vorgelegt und wird weiter daran mitwirken, die internationale
Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten und ihrer AbsolventInnen weiter zu
steigern, aber auch 2009 beschlossen, einen UPVi-Wissenschaftspreis zu
schaffen. Dieser wird an Professorinnen und Professoren vergeben, die über
viele Jahre herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht haben, die
sowohl in der Exzellenz der Publikationen und deren Echo in der Scientific
Community nachhaltig Niederschlag gefunden haben, als auch durch diese sowie
damit verbundene Aktivitäten zum Wohle der Universität und der Gesellschaft in
außergewöhnlich positiver Weise gewirkt haben.
In ihren Begrüßungen hoben Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg und Gemeinderat Lucas Krackl die Bedeutung und Leistungen der Innsbrucker
Universitäten hervor und betonten die Notwendigkeit von deren Förderung durch
das Land Tirol bzw. die Stadt Innsbruck und gingen auch auf konkrete Projekte
ein. In seinem Vortrag über „Medizinische Forschung im Spannungsfeld zwischen
Patienten und Gesellschaft“ hob
sodann Rektor Herbert Lochs ethische Aspekte von medizinischer Forschung und
ärztlicher Tätigkeit hervor und betonte die Priorität der Verantwortung für die
Patienten vor gesundheitsökonomischen Überlegungen. Rektor Tilmann Märk gab in
seinem Vortrag über „Die Entwicklung der Universität Innsbruck im
internationalen Kontext“ einen Überblick über die quantitativen und
qualitativen Parameter der Forschungsleistungen an den Innsbrucker
Universitäten im österreichischen und internationalen Vergleich. Er konnte
dabei auf ganz erhebliche Steigerungen der Forschungsleistungen (inkl.
Drittmittelaufkommen) an der Universität Innsbruck, aber auch der Medizinischen
Universität von 2004 bis 2012
verweisen, die zusammengenommen nur von der ungleich größeren Wiener
Universität unter den österreichischen
Universitäten übertroffen werden.
Seine Ausführungen leiteten zum zweiten Teil der
Veranstaltung über, zur Vergabe der UPVi-Wissenschaftspreise. 2009 hatte Prof. Raimund Margreiter den Preis
erhalten, 2010 wurden Prof. Dieter Lukesch sowie Doz. Ingeborg Hochmair und
Prof. Erwin Hochmair mit diesem Preis geehrt, 2011 wurde kein Preis verliehen. Heuer wurden Prof. Christian Smekal und
Prof. Günther Bonn von der Universität und Prof. Hartmann Hinterhuber und Prof.
Erich Schmutzhard von der Medizinischen Universität ausgezeichnet.
Die diesjährigen Preisträger
em. o. Univ.-Prof.
Dr. Christian Smekal: Er kann auf ein umfassendes Lebenswerk in mehreren
Bereichen zurückblicken: a) Der akademische Forscher und Lehrer: 10
Monographien und 115 wissenschaftliche Aufsätze zu den Schwerpunkten der
Finanzwissenschaft, des Föderalismus, der Budget- und (der offenen wie der
verdeckten) Staatsschuldenpolitik, der Verbändeökonomik, der Kritik der
Wirtschaftsförderung und der Wirtschaftsethik; b) der lebenslang engagierte
Kollege in universitären Ämtern und Funktionen – diese reichen vom jahrelangen
Vorstand des Instituts für Finanzwissenschaft, über das Amt des Dekans, des
Rektors der Universität Innsbruck in zwei Funktionsperioden, weiters über den
Vizepräsidenten der Rektorenkonferenz, den Senatsvorsitzenden in der ersten
UG2002-Periode bis zur heutigen stellvertretenden Vorsitzführung des
Universitätsrates; und c) die Übernahme von Verantwortung für die Gesellschaft auf
Bundes- und Landesebene, wie seine Präsidentschaft des Österreichischen
Alpenvereins, der zehnjährigen Mitgliedschaft in der Steuerreformkommission des
Bundesministeriums für Finanzen, als Vorstandsmitglied der Volkshochschulen
Tirols sowie der Akademie Deutsch-Italienischer Studien in Meran bis zum
langjährigen Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates der Innsbrucker
Universitätspfarre.
em. Univ.-Prof. Dr.
Hartmann Hinterhuber: Prof. Hinterhubers wissenschaftliches Opus umfasst
nicht weniger als 38 Bücher und derzeit über 400 wissenschaftliche Arbeiten zu
zahlreichen Forschungsschwerpunkten. Genannt seien hier nur die
Sozialpsychiatrie, Schizophrenieforschung, Public Mental Health,
Suchtforschung, psychiatrische Epidemologie, Rehabilitative Psychiatrie oder Gerontopsychiatrie.
Besondere Verdienste hat er sich durch seine intensive kritische Beschäftigung
mit der Rolle der Psychiatrie im Nationalsozialismus und seine Befassung mit
ethischen Fragen der Psychiatrie erworben. Neben seiner universitären Funktion als
Ordinarius für Psychiatrie von 1985 bis 2012 und damit verbundenen
umfangreichen Aktivitäten im universitären Bereich hat er von 1985 an die
Präsidentschaft der Gesellschaft für Psychische Gesundheit pro mente tirol
übernommen, er war mehrere Jahre Mitglied des Landessanitätsrates, Mitglied des
Psychohygiene-Beirates des Gesundheitsministeriums, Präsident der Sektion
Psychiatrie der österreichischen Gesellschaft für Nervenärzte und Psychiater,
Präsident der österreichischen Alzheimergesellschaft, Vorstandsmitglied der
österreichischen Gesellschaft für Neurologie und Psychiatrie und 2. Präsident
der Österreichischen Gesellschaft für depressive Erkrankungen.
Eine ganz besonders herausragende Leistung stellt die Erstellung des
Psychiatrieplanes des Landes Tirol (gemeinsam mit Prof. Meise) dar und die
damit verbundene Sicherstellung der psychiatrischen Versorgung der ganzen
Tiroler Bevölkerung. Prof. Hinterhuber ist nach wie vor Mitglied des Beirats
der österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Leiter
der Sektion „Ethik“ der österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, sowie Co-Präsident bzw. Vorstandsmitglied der Deutschsprachigen
Gesellschaft für Psychopathologie des Ausdrucks. Natürlich war er auch über
mehrere Jahre Vorsitzender der psychiatrischen Planungskommission der Autonomen
Provinz Bozen/Südtirol, seiner Heimat.
Univ.-Prof. Dr.
Günther Bonn: Er ist einer der herausragenden Forscher der Universität
Innsbruck. Seine nahezu 400 Publikationen wurden bereits 5700 Mal zitiert,
davon allein im Vorjahr 580 Mal. Sein breit angelegtes Forschungsprogramm
umfasst nicht nur die analytische Chemie im engeren Sinn, sondern auch Gebiete
wie Phytopharmazie, Medizinanalytik und die Entwicklung neuer Methoden und
Materialien für analytische und diagnostische Zwecke. Er war und ist
federführend an Großprojekten und Sonderforschungsbereichen beteiligt und ist
international als einer der führenden Wissenschaftler in seinem Gebiet
anerkannt, wodurch er maßgebend zum Ruf der Universität Innsbruck als
Exzellenzzentrum in der Forschung beigetragen hat. Neben der akademischen
Forschung führt Prof. Bonn auch zahlreiche Projekte gemeinsam mit der Industrie
durch, was die Bedeutung seiner Arbeiten auch für die angewandte Forschung
unterstreicht. Seine Forschungen haben Niederschlag in bislang 29 Patenten
gefunden und zur Entwicklung neuer Materialien zur Analyse und Anreicherung von
Biomarkern geführt, die bisher nicht nachweisbar waren. Diese sind von großer
medizinischer Bedeutung für die Entwicklung neuer Diagnostikverfahren für
Tumore, insbesondere Brustkrebs und Prostatakarzinom.
Professor Bonn hat aber auch über die universitäre Forschung und Lehre
hinausgehend herausragende Leistungen aufzuweisen. Als stv. Vorsitzender des
Österreichischen Rats für Forschung und Technologieentwicklung hat er viele
Jahre entscheidend zur Förderung und Weiterentwicklung der österreichischen
Forschungslandschaft und der universitären Institutionen beigetragen, und an
den Universitäten in Innsbruck die Internationalität durch Rat und Tat
gefördert, in den letzten Jahren auch als stv. Vorsitzender des
Universitätsrats der Medizinischen Universität.
Univ.-Prof. Dr. Erwin
Schmutzhard: Er hat nach seiner Ausbildung zum Praktischen Arzt und in
Tropenmedizin von 1978 bis 1982 ein Krankenhaus in Tansania geleitet. In
Innsbruck wurde er dann bis 1986 zum Facharzt für Neurologie ausgebildet und
bereits ein Jahr später habilitiert. Im selben Jahr hat er mit dem Aufbau der
Neurologischen Intensivstation begonnen und diese Abteilung seither höchst
erfolgreich geleitet. 2001 wurde er zum Professor für Neurologische
Intensivpflege ernannt. Neben dieser klinischen Tätigkeit war er auch als
Wissenschaftler höchst aktiv und erfolgreich, wovon 254 Originalarbeiten in
internationalen Fachzeitschriften zeugen.
Ganz besonders zu erwähnen ist darüberhinaus sein Engagement in Ländern der
Dritten Welt. Unter Miteinbeziehung regionaler Forscher war er federführend am
Aufbau mehrerer internationaler Netzwerke in zahlreichen afrikanischen Ländern
beteiligt und hat eine Reihe von Forschungsprojekten initiiert und erfolgreich
geleitet. Größte Verdienste hat er sich auch mit dem Aufbau von international
tätigen Fortbildungsakademien zu den Themen Tropenneurologie,
Migrationsneurologie und reiseassoziierten neurologischen Erkrankungen
erworben. Allein seine Forschungstätigkeit in Drittweltländern hat Niederschlag
in 56 wissenschaftlichen Arbeiten gefunden. Dazu besonders zu erwähnen ist sein
langjähriger persönlicher Einsatz gegen Tropenkrankheiten in Afrika und vor
allem – ohne Rücksicht auf eigene Gesundheitsrisiken – sein Kampf gegen
Malaria, der noch immer Hunderttausende Menschen jährlich zum Opfer fallen.
(Christian Flatz)