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Künstlerverzeichnis >Allori, Cristofano |
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1.
ALLORI, Cristofano (Cristoforo)
Cristoforo Bronzino (IBI, 82), Cristoforo (Saur, 556), Christoph (Nagler, Mazzuchelli), bisweilen Bronzino genannt (Th.-B., 321)
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Maler, pittore, poeta (IBI)
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3. BIOGRAPHIE
* Florenz, 17.10.1577
† ebd., 01.04.1621; begraben in der zerstörten Kirche S. Christoforo in Florenz (SAUR, 556)
Cristofano erfuhr seine erste Ausbildung bei seinem Vater Alessandro di Christofano (Tofano), wandte sich aber bald von
dessen rein zeichnerischer Richtung ab und genoss die weitere Ausbildung bei Gregorio Pagani.
„Bald begann Allori jedoch die Ateliers der ‚modernen’, in Florenz tätigen Maler (Cigoli, Santi di Tito, Passignano, Gregorio Pagani) zu besuchen, die ihm gewisse Elemente der besten venet. Malerei, wie die Betonung der Farbgebung, eine natürliche Anlage von Milieu und Figuren und insgesamt eine größere Konkretheit, vermittelten. Laut der von Baldinucci überlieferten Tradition nahmen hierdurch die Gegensätze und Streitigkeiten zwischen Vater und Sohn zu. Nach den ersten noch akademischen Äußerungen orientierte sich Allori entschieden auf einen von jeglichem ‚Manierismus’ unabhängigen Stil, mit nuanciert abgestufter, oft brillanter Farbigkeit und einem Entwurf, der mehr die innere Empfindsamkeit als die Regeln der Akademie achtete, bei der er sich dem Brauche entsprechend eingeschrieben hatte“ (Saur, 556).
Seinen höchsten Ruhm verdankt Allori seinem Bild Judith mit der Magd (Abb. 6.1), angeblich ein Porträt seiner Geliebten Mazzafirra (laut TH.-B. Maria di Giovanni Mazzafirri, aus „Mazzaferro“), die ihm auch für andere Darstellungen weiblicher Schönheit als Modell diente. Die Magd stellt Mazzafirras Mutter dar, und im Haupt des Holofernes findet sich vermutlich ein Selbstporträt (NAGLER; o.S.).
Wie als vielseitiger Künstler ist Allori auch als Mensch von seinen Zeitgenossen besonders hoch geschätzt worden. Ein
lustiger, mit allen möglichen Talenten als Musiker, als Imitator und Gelegenheitsdichter begabter Gesellschafter, hat er in den Kreisen der Florentiner Lebewelt eine Rolle gespielt.
Er starb mit 44 Jahren an einer Beinvergiftung, die sich über zwei Jahre hingezogen hatte (Th.-B. u. Saur, passim).
Sein authentisches Bild, das nach Chappell etwa um 1606–1610 entstand, zeigt Abb. 6.2.
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Alessandro Allori (1535 – 1607), der Vater Cristofanos, verlor bereits mit fünf Jahren seinen Vater und wurde von dessen
Freund Agnolo Bronzino erzogen. Diesem Maler fühlte er sich so stark verpflichtet, dass er fallweise seinem Namen „Bronzini Alunnus“ anfügte, bzw. sich später auch Alessandro del Bronzino oder Alessandro Bronzino-Allori nannte. Auch Cristofano nannte sich in einem Brief Christoforo Allori Bronzino (Th.-B., 321).
„ALLORI (Cristoforo) Fiorentino, padre d’Alessandro, e fratello d’Angelo qui sopra nominati, ebbe anch’egli il soprannome di Bronzino, e fu pur egli Pittore. Da ciò che si è detto di sopra, cioè che Alessandro suo figliulo, ilqual era nato nel 1535 perdesie il padre in età di 5 anni, si può dedurre, che Cristoforo morisse intorno al 1540“ (Mazzuchelli, Vol. 1,1, 178). Inzwischen ist allerdings erwiesen, dass Angelo/Agnolo Bronzino nicht der Onkel von Cristofano war. „Daß verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Künstlern nicht nachzuweisen sind, hat Alb. Furno (La vita e le rime di Agniolo(!) Bronzino, Pistoia 1902
p. 27 bis 30) klargelegt“ (Th.-B., 319).
„Allori gehört als Nachfolger des Cigoli und Schüler Paganis zu den Vertretern der neuen koloristischen Richtung der florentinischen Malerei des 17. Jhdt. Außer Cigoli und seinem Lehrer Pagani hat in dieser Beziehung vor allem auch Andrea
del Sarto auf ihn eingewirkt“ (TH.-B., 322).
Eine seiner ersten Arbeiten, die noch in der Werkstatt Paganis entstand, war 1602 ein Altarbild für die Cappella dell’Antella
in SS. Annunziata. Danach war Cristofano Allori für verschiedene Kirchen in Florenz tätig, so u.a. für S. Maria Novella und
S. Cristofano. Aus seiner letzten Schaffenszeit stammt das Altarbild der Maria mit den heiligen Jungfrauen im Dom zu
Pisa, das, bei seinem Tode unfertig, von Zanobi Rossi vollendet wurde (TH.-B., 321).
Weitere Auftraggeber fanden sich auch in den befreundeten Familien aus den vornehmeren Kreisen in Florenz: Buonarotti, Pandolfo Pandolfini, Jacopo Jacopi, Marchese Geri della Rena, Cònte Davanzati Bostichi, Alberto de’Bardi. |
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5.
WERKE (VORARLBERG)
Maria Verkündigung, 1619, Hörbranz, Pfarrkirche St. Martin
Öl auf Leinwand, 288 x 346 cm
Das einzige Werk Alloris in Vorarlberg befindet sich in der Pfarrkirche in Hörbranz bei Bregenz.
„An d. Nord-S. im Chor groß. Bild Mar. Verkündig. dch. ital. Maler Christofano Allori (1577–1621), freie Kop. d. Gnad.-Bild.
der Annunziata von Fra Bartolomeo (in d. Servit.-K. in Florenz 1252), gemalt 1619 f. d. Damenstift in Hall, kam 1783 bei d. Säkularis. nch. Augsb. u. hier an Fam. Werner; bei Uebersiedl. der Fam. nach Hörbranz 1899 in der K. aufgestellt mit Schutzdeckel“ (Ulmer, 25).
„Im Kirchenschiff befindet sich vom Hochaltar aus gesehen, auf der rechten Seite das lebensgroße Bild „Maria Verkündigung“, das von der Familie Werner in Fronhofen angekauft und der hiesigen Pfarrkirche gestiftet wurde. Das Bild in der hiesigen Pfarrkirche ist eine Kopie des Kunstmalers Bronzino aus Florenz und wurde für das Damenstift in Hall, Tirol, geschaffen.
Nach der Auflösung des Klosters durch Kaiser Josef II. im Jahre 1783 wurde das Bild von Ignaz Pichler aus Augsburg, einem gebürtigen Innsbrucker, ersteigert. Nach dessen frühzeitigem Tode heiratete seine Witwe den Notar und Advokaten Johann Georg Werner, und so kam das Bild in den Besitz der Familie Werner. Sein Sohn und Erbe Anton Werner, Bankier in
Augsburg, heiratete im Jahre 1890 die Arzttochter Marie Werle in Fronhofen und ließ das Bild in der Pfarrkirche Hörbranz anbringen, wo es sich noch heute befindet. Seither hatte die Familie Werner beim Sonntagsgottesdienst den Ehrenplatz in
den Chorstühlen unter dem Bilde“ (Grabherr, 41).
Durch welche Beziehungen der Florentiner Maler den Auftrag aus Hall erhielt, ist in der Literatur leider nirgends verzeichnet. Vermutlich anlässlich der Renovierung im Jahre 1983 erhielt das Verkündigungsbild - bisher im Chor - durch die Schließung eines Kirchenfensters einen wirkungsvollen Platz im Kirchenschiff (Sähly, o.S.).
Zum Original in der Kirche Santissima Annunziata in Florenz finden wir eine eher abschätzige Beurteilung. „Darunter der reichverzierte Altar mit dem Gnadenbild der Verkündigung, ein bescheidenes Werk Florentiner Schule des 14. Jhdt. Die
Sage schreibt es einem Maler des 13. Jhdt. zu, einem gewissen Bartolomeo, der, über der Arbeit eingeschlafen, beim Aufwachen das Haupt der Madonna schon von einem Engel fertiggemalt vorfand“ (Bonechi, 130). Und mit welcher Schwer-punktgestaltung ein anderer Reiseführer dasselbe Bild dem Publikum näher bringt, zeigt folgendes Beispiel: „Die Kirche
(SS. Annunziata) birgt eines der am höchsten verehrten Heiligtümer von ganz Florenz: ein Gemälde der Muttergottes, das
ein Mönch 1252 begonnen hat und von dem gläubige Florentiner behaupten, ein Engel habe es fertiggemalt. Viele Jungver-mählte pilgern nach der Hochzeit hierher, legen einen Blumenstrauß vor dem Bildnis nieder und erbitten eine lange und kinderreiche Ehe“ (BRIERLEY, 98). |
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6.
ABBILDUNGEN (VORARLBERG)
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7.
BIBLIOGRAPHIE
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©Franz & Gerlind M. Schwärzler, April 2005 |
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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
SAUR |
SAUR, Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 2, München-Leipzig 1992 |
Th.-B. |
Thieme, Ulrich/Becker, Felix, Künstler-Lexikon, Leipzig 1978 |
IBI |
Italienischer Biographischer Index, München 2002 |
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