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Bellucci, Antonio |
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1.
BELLUCCI, Antonio
Belluzzi; Beluci; Beluzzi (Saur, 1994), Belucci (List 1967, 35.)
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Maler (Saur,
1994) |
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3. BIOGRAPHIE
* 1654 Pieve di
Soligo/Treviso
† 1726 (oder 1727) ebd.
Als Geburts- und Sterbeort ist in der einschlägigen Literatur
Pieve di Soligo/Treviso angegeben. Treviso ist die Hauptstadt
der gleichnamigen Provinz Venetiens.
Bellucci nahm seinen ersten
Unterricht wahrscheinlich während seines Militärdienstes
in Dalmatien bei Domenico Difnico. Weitere Studien führten
ihn nach Venedig, wo er durch Andrea Celesti, Pietro Liberi und
Antonio Zanchi beeinflusst wurde.
Im Jahre 1674 malte er
wahrscheinlich für die Chiesa del Carmine in Padua Fresken.
Mit Datum vom 30.8.1684 ist er als Mitglied der Fraglia dei
pittori in Venedig nachgewiesen, wo um 1691 für S. Pietro
in Venedig eines seiner Hauptwerke "Der Doge betet für
das Ende der Pest" entstand.
Seit dieser Zeit bestanden enge
Beziehungen Belluccis zu den Höfen in Düsseldorf und
Wien. Aus den Jahren 1692, 1696,
1697 und 1699 sind Aufenthalte
in Deutschland und Österreich belegt. Er war u.a. für
das Palais Liechtenstein in Wien, für
das Schloss Feldsberg
und die Stiftskirche Klosterneuburg tätig. 1699 scheint er
als Pate für Gian Antonio Guardi (1698 bis 1760) auf. In den
Jahren 1705/06 arbeitete er als Hofmaler am Hof von Kurfürst
Johann Wilhelm von der Pfalz. Ebenso diente
er seit dem Jahre
1709 unter Kaiser Joseph in Wien als Hofmaler, später auch
unter Kaiser Karl VI. Gleichzeitig war er an
der Residenz von
Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn in Pommersfelden
als Maler tätig. Nach dem Tod des pfälzischen Kurfürsten
wandte er sich im Oktober 1716 nach England und arbeitete dort
vornehmlich für das Königshaus.
Im Juli 1722 verließ
er London hochgeehrt und kehrte über Venedig nach Pieve di
Soligo zurück.
Mit seiner manieristisch-eklektischen Malerei mit dem dunkel getönten, sanft einschmeichelnden Kolorit der venezianischen Schule vor Tiepolo verband er virtuose Technik mit dem Streben nach Effekt (vgl. SCHMIDT 1974, 149.).
Antonio Bellucci kann neben Sebastiano Ricci und Giovanni Antonio Pellegrini als wichtigster Vertreter der venezianischen Schule vor Tiepolo gelten, deren Bedeutung auf ganz Europa ausstrahlte (vgl. SAUR 1994, 522.). |
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Von Beluccis
Familienangehörigen sind sein Sohn Gianbattista (Giovanni
Battista), der am 24.6.1684 in Pieve di Soligo
geboren wurde
und 1733 (oder am 17.7.1760?) hier starb und sein Neffe, Julliante
Bellucci (Belucci), der 1716 in Düsseldorf
die Witwe des
Architekten Aloisio Bartoldi heiratete und vermutlich im selben
Jahr mit seinem Onkel nach England ging, von
wo aus er später
nach Irland zog und dort als Porträtmaler arbeitete, bekannt.
Seinen ersten Unterricht erhielt Bellucci bei Domenico Difnico
während seines Miltitärdienstes in Dalmatien. Weitere
Anregungen erhielt er von Andrea Celesti, Pietro Liberi und Antonio
Zunchi in Venedig. Seine Hauptauftraggeber waren die
Höfe
in Düsseldorf und Wien, das Fürstenhaus Liechtenstein,
der Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz, der Fürstbischof
Lothar Franz von Schönborn in Pommersfelden und schließlich
das englische Königshaus.
Zu seinem engeren Freundeskreis
zählte die Malerfamilie Guardi aus Venedig, für die
er als Taufpate des Antonio Guardi fungierte. Zu seinen Schülern
zählen u.a. Antonio Balestra und Nicolo Galetti. |
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5.
WERKE (OBERÖSTERREICH)
Zunächst
blieb Bellucci in Schattengebung und Raumbehandlung noch von Antonio
Zanchi beeinflusst. In seinen reifen
Werken orientiert er
sich eher an Andrea Celesti. Sein dunkles, sanftes Colorit wird
durch kräftige Hell-Dunkel-Kontraste
belebt; virtuose Technik
verbindet sich mit dem Streben nach Effekt. Unter deutschem Einfluss
werden Belluccis Palette
kühler und seine Kompositionen glatter.
Ein gefälliger Klassizismus kündigt die allgemeine Veränderung
des künstlerischen Geschmacks und das Rokoko an. Neben Sebastiano
Ricci und Giovanni Antonio Pellegrini kann Bellucci als wichtigster
Vertreter der venezianischen Schule vor Tiepolo gelten, deren
Bedeutung auf ganz Europa ausstrahlte (Saur, Band 8,
1994, S.
522).
5.1 Linz,
Jesuitenkirche Hl. Ignatius
(Alter Dom): Himmelfahrt Mariens
Das Altarbild
des Hochaltars zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel. 1785,
als die Kirche zum Dom der Diözese Linz erhoben wurde, holte
Bischof Herberstein dieses Gemälde von Antonio Bellucci aus
der "Schwarzspanierkirche" des aufgehobenen Nicolai-Klosters
in Wien und ersetzte das ursprüngliche Bild des Hl. Ignatius
mit Allegorien der vier Weltteile
von Andrea Celesti (verschollen).
Das Aufsatzbild der Hl. Dreifaltigkeit stammt ebenfalls von Andrea
Celesti.
5.2 Linz,
Ursulinenkirche Hl. Michael
Glorie des Hl. Augustinus
Das Altarbild
des Augustinus-Altars in der linken hinteren Seitenkapelle der
Ursulinenkirche zeigt die "Glorie des Hl. Augustinus",
von Antonio Bellucci aus der Zeit vor 1679, der Hl. Augustinus
als Kirchenvater im Bischofsornat auf Wolken
und von Engeln umgeben.
5.3 Rohrbach,
Pfarrkirche zum Hl. Jakobus
Mariä Himmelfahrt
Das Altarbild
des den ganzen Raum der Apsis beherrschenden Hochaltars der Pfarrkirche
zum Hl. Jakobus in Rohrbach
"Mariä Himmelfahrt"
stammt aus dem Kollegiatstift Spital am Pyhrn und wird Antonio
Bellucci (1710) zugeschrieben. Restaurierung 1898 durch Ferdinand
Weiß in Schlägl und 1930 durch Andreas Strickner, Rohrbach.
Strickner hält den
Mann im Bild links, der seine Hände
zum Gebet erhebt, für ein Selbstbildnis Antonio Belluccis
(Kirchenführer
Rohrbach, S. 7).
(STEIERMARK)
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5.4 Graz, Mausoleum Kaiser Ferdinands II.
Am linken Seitenaltar, dem Marienaltar, das Bild „Maria Immaculata mit Adam und Eva“ (vgl. LIST 1967, 35.) von 1699 (vgl. Dehio Steiermark 1956, 85.). Die Muttergottes erscheint dem 1. Menschenpaar nach dem Sündenfall: unten Eva mit dem toten Abel, oben die Muttergottes als die gnadenbringende 2. Eva (vgl. SCHNELL 1969, 17.)
5.5 Vorau, Stiftskirche
Am Hochaltar ovales Ölbild „Maria Himmelfahrt“ von 1704 (vgl. LIST 1967, 35.). Der Hochaltar wurde in den Jahren 1701 bis 1704 nach Plänen des kaiserlichen Universalkünstlers Matthias Steinl ausgeführt (vgl. Augustiner Chorherrenstift Vorau, 16.).
5.6 Graz, Joanneum, Alte Galerie
5.6.1 Ölbild auf Leinwand, eine Halbfigur der „Maria Annunziata mit der Taube“, aus dem Vermächtnis „Stark“.
5.6.2 Ölbild auf Leinwand „Maria mit dem Christkind auf der von der Schlange umwundenen Weltkugel“, aus dem Vermächtnis „Stark“. Dieses Werk war wahrscheinlich die erste Idee zum unter Punkt 5.4.2 erwähnten Mausoleumsbild (vgl. LIST 1967, 35.). |
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6.
ABBILDUNGEN
5.1 Das
Altarbild "Himmelfahrt Mariens" am Hochaltar der
Jesuitenkirche (Alter Dom) in Linz;
Bildnachweis: Kirchenführer
St. Ignatius, Alter Dom Linz, Kunstverlag Hofstetter, Ried im
Innkreis, 1994, S. 5.
5.2 Altarbild
des Hl. Augustinus in der Ursulinenkirche Hl. Michael in Linz;
Bildnachweis: Ingrid Tschapik, Sakristanin der Ursulinenkirche
Linz.
5.3 Hochaltarbild
"Mariä Himmelfahrt" in der Pfarrkirche zum Hl.
Jakobus in der Pfarrkirche Rohrbach;
Bildnachweis: Kirchenführer
der Pfarrkirche Rohrbach, Linz 1973, S. 7. |
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7.
WERK
(STEIERMARK)
6.1 Vorau, Stiftskirche
6.1.1 Gesamtansicht des Hochaltars mit Ovalbild „Maria Himmelfahrt“
Bildnachweis: Das Stift Vorau in Bildern.
6.1.2 Ovalbild „Maria Himmelfahrt“
Bildnachweis: Das Stift Vorau in Bildern.
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7.
BIBLIOGRAPHIE
CONSTANTINI,
Otto, Die Linzer Jesuitenkirche, Linz 1959.
DEHIO-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Oberösterreich,
Wien 1958.
KIRCHENFÜHRER, Alter Dom, Linz, St. Ignatius, Kunstverlag
Hofstetter, Ried im Innkreis 1994.
KIRCHENFÜHRER, Ursulinenkirche, Linz, Kunstverlag Weck, Passau
1997.
KIRCHENFÜHRER, Pfarrkirche Rohrbach, OÖ. Landesverlag
Linz 1973.
ÖKT XXXVI, Österreichische Kunsttopographie, Band XXXVI,
Die kirchlichen Kunstdenkmäler der Stadt Linz. Die Linzer
Kirchen (bearbeitet von Justus Schmidt), Wien 1964.
SAUR, Allgemeines Künstler-Lexikon, Die Bildenden Künstler
aller Zeiten und Völker, Band 8, München-Leipzig 1994.
sowie
Augustiner Chorherrenstift Vorau, Graz, Seite 16ff.
BOLAFFI, Giulio (Hsg.), Dizionario Enciclopedico Bolaffi dei Pittori e degli Incisori Italiani, Dall’ XI al XX secolo, Band II, Turin 1972, Seite 6f.
BRUCHER, Günter, Die Barocke Deckenmalerei in der Steiermark, Versuch einer Entwicklungsgeschichte, Graz 1973, Seite 45, 69, 71.
Das Stift Vorau in Bildern.
Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Österreich, Band I, Wien/Berlin 1935, Seite 229, 357.
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Graz, Wien 1979, Seite 27.
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Steiermark, Wien/München 1956, Seite 85, 301.
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Steiermark (ohne Graz), Wien 1979, Seite 589.
Dizionario Biografico Degli Italiani, Istituto Della Enciclopedia Italiana Fondata Da Giovanni Treccani, Band VIII, Roma 1966, Seite 1f.
HELD, Heinz, Kärnten und Steiermark, Vom Großglockner zum steirischen Weinland, Köln 1981, Seite 282, 348.
KRENN, Peter, Österreichische Kunstmonographie, Band XI, Die Oststeiermark, Salzburg 1981, Seite 300.
LIST, Rudolf, Kunst und Künstler der Steiermark, Ein Nachschlagewerk, Ried im Innkreis 1697, Seite 35.
SAUR, Allgemeines Künstler-Lexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 13, Leipzig 1996, Seite 522f.
SCHMIDT, Rudolf, Österreichisches Künstlerlexikon, Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Wien 1974, Seite 149.
SCHNELL, Hugo, Dom und Mausoleum in Graz, München/Zürich 1969, Seite 17.
THIEME-BECKER, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler, Band III, Leipzig 1909, Seite 272.
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©Alfons
Kleiner, Juni 2004; ergänzt von Brigitte Ferdigg November 2009 |
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