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BIASINO, Cipriano (Cypriano)
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(WAGNER-RIEGER, 1971, 89)
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
talienischer Architekt, Baumeister von Krems (SAUR, 1995, 461; Thieme-Becker, 1909, 595)
Baumeister und Gastgeber zu Krems (RIESENHUBER, 1924, 218) |
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3. BIOGRAPHIE
* 1580 in Lanzo d`Intelvi (Lombardei, Provinz Como)
† 2. 6. 1636 in Krems (Niederösterreich)
Seine früheste urkundlich festgehaltene Erwähnung stammt aus dem Jahre 1606, nämlich seine Heirat mit Margarete Ciresore, der Tochter des Antonio Ciresore am 31. Jänner 1606 in der Kirche San Siro zu Lanzo. (KÜHNEL, 1962, 56) Einer der Trauzeugen war damals der mit Biasino verwandte Architekt Bartolomeo di Giovanni Jacopo Canevale, dessen Schüler er auch wahrscheinlich war. (SAUR, 1995, 461) Kühnel nennt in seiner Quelle einen anderen Künstler bzw. einen anderen Namen des Künstlers als Trauzeugen, nämlich Bartolomeo Canevalis der laut ihm Sohn des Giovanni Jacopo Canevalis ist. Giovanni Jacopo stammte aus der angesehenen Architekten- und Maurerfamilie, ebenfalls aus Lanzo stammend. 1612 erfolgte die Taufe der Tochter Domenica, wobei als Pate ein Mitglied der bekannten Baumeisterfamilie Luragho, Giovanni, fungierte (KÜHNEL, 1962, 56)
Bald nach seiner Eheschließung mit Margarete wanderte Biasino wohl nach Österreich aus, wo ihn 1606 eine weitere Quelle erwähnt. Im steirischen Bruch an der Mur arbeitete er wohl im selben Jahr als Stadtmaurermeister. (SAUR, 1995, 461) Am 18. Oktober 1606 wurde er für seine Arbeit an der Erneuerung einer Brücke in Kapfenberg vom Mautner Andre Tratner mit 7 Gulden ausbezahlt. Außerdem war er 1610 und 1611 im Stift Seckau in der Steiermark tätig, wofür er mit 262 Gulden belohnt wurde. (SAUR, 1995, 46; KÜHNEL, 1962, 56)
1613 überwachte er als Mitglied einer Kommission, zusammen mit dem Baumeister Christoph Huetvoll, in Graz den Bau einer Brücke über die Bruck und die Restauration eines Stadttors. Aus diesem Grund könnte es sein, dass Cipriano Biasino erst 1616, mit dem Baubeginn der neuen Pfarrkirche St. Veit, nach Krems gekommen war, entweder durch den damaligen Dechant Dr. Daniel Zeno, Domherr und späterer Fürstbischof von Brixen, oder aber auch durch den aus Admont/Steiermark stammenden Abt Georg Falb, der den Grundstein des Umbaus legte. (KÜHNEL, 1962, 56; SAUR, 1995, 461) In einer Eintragung im Totenbuch wird Cipriano Biasino als Baumeister angeführt, die älteste gesicherte Nachricht seiner Anwesenheit in Krems stammte allerdings aus dem Jahre 1818. Bald darauf schien er auch seine Frau Margarete nach Krems zu holen, da er am 22. September 1622 um das Bürgerrecht ansuchte. Im Juni des darauffolgenden Jahres erhielt er die Genehmigung wodurch das erste Mal ein jahrhundertealtes Prinzip gebrochen wurde, er erwarb das Ybbserische Haus und führte dort ein Gastgewerbe. Im Jahre 1630 bekam er für seine Tätigkeit am Neubau der Pfarrkirche in Krems seinen Lohn ausgezahlt und kaufte sich damit ein Haus in dem er für einen größeren Weinvorrat vorsorgte.
Die Pfarrkirche St. Veit war allerdings nicht die einzigste Tätigkeit von Cipriano Biasino. Im Zuge der gegenreformatorischen Maßnahmen fiel ihm 1624 die Aufgabe zu, die Häuser und Liegenschaften jener Bürger, „so abziehen und sich nit zur Catholischen Religion begeben wollen“ zu schätzen und zusammen mit dem Mitglied des äußeren Rates, David Hopfengraber, zu veräußern. (KÜHNEL, 1962, 59) Im selben Jahr wurde er Kurator der Verlassenschaften der Sophia Höckher, 1635 wurde er Stadtmeister. Seit 1630 führte Biasino einen lang andauernden Rechtsstreit mit dem bürgerlichen Maurer und Gastgeb Wolf Salzhueber, der ihm 311 Gulden schuldete. Weiters hatte er Geldforderungen an den Gastgeb Egid Platermayr und an das Steinmetz- und Maurerhandwerk in Krems. (KÜHNEL, 1962, 60)
Anfang 1635 verstarb Margarete Biasino, wenige Monate später, genauer gesagt am 8. Mai 1635, heiratete er Eva, die Witwe seines welschen Kollegen, Johan Baptist Spazio. Im daraufkommenden Jahr schrieb Biasino sein Testament, in dem er seinen Wunsch äußerte, in der von ihm erbauten St. Veit Pfarrkirche begraben zu werden. Seine Witwe sollte dafür ein Epitaph im Wert von 30 bis 40 Gulden herstellen lassen. Außerdem wurde festgehalten, dass das Bürgerspital und das Dominikanerkloster ein Legat von je 10 Gulden erhalten, zum St. Sebastian- und Rochusaltar stiftete er Reichstaler, dem Dechant von Krems zwei Dukaten. Seinem Vetter Johann Angelus Canevale und dessen Frau Lukretia vermachte Biasino all seine Güter in Italien, sowie die 600 Gulden, die Daniel Piackh in Hadersdorf und die 250 Gulden, die Ferndinand Comet ihm noch schuldig waren. Dieser sollte außerdem an die Peter- und Paulusbruderschaft in Haderdorf 6 Gulden auszahlen. Übrigens arbeitete Biasino Cipriano gemeinsam mit Johan Angelus Canevale im Stift Göttweig an den Umbauten. Seinem dritten Vetter, Bernhard Canevale vermachte er 50 Gulden. Auch Biasinos Lehrjunge namens Paul wurde erwähnt und erhielt ein „gebührliches Clag Khleidt“. Sein Schwager Johann Spazio bekam zwei Dukaten, dem Sohn von Johann Angelus Canevale, Hieronymus vermachte er einen vergoldeten Becher, seine zweite Frau Eva wird als Universalerbin genannt. Ihr wurde das Haus und Hof, die Weingärten, Bargeld, die Silberschiede und das Haus zu Gösing zugeschrieben. Auch an die Kinder seiner zweiten Frau mit Johann Baptist Spazio gingen nicht leer aus, sobald diese die Volljährigkeit erreicht hatten sollten sie je 50 Reichstaler erhalten. (KÜHNEL, 1962, 60)
Bald, nachdem er sein Testament geschrieben hatte, verstarb Biasino im Alter von 56 Jahren am 2. Juni 1636. So wie er es gewünscht hatte, wurde er gemeinsam mit seiner ersten Frau Margarete und drei Kindern in der Stadtpfarrkirche St. Veit begraben. (KÜHNEL, 1962, 60)
Großes schuf der Künstler vor allem auf dem Gebiet der Architektur, denn mit dem Neubau der Pfarrkirche St. Veit in Krems schuf er eine der frühesten Barockkirchen nördlich der Alpen.
Außerdem wird Biasino von Abt Georg Falb von Göttweig als Baumeister für die Errichtung eines Nordtraktes, der das Dormitorium und Refektorium und den Frauenturm (SAUR, 1995, 461) einschloss, herangezogen. Im Jahre 1633 soll Biasino in Gättweig diesen Vertrag unterzeichnet haben (SAUR, 1995, 461) Die Ausführung dieses Baus wurde auf seinen Vetter Johann Angelus Canevale übertragen. Da es stilistische Übereinstimmungen des Langhauses der Stiftskirche Göttweig mit der Pfarrkirche St. Veit gibt, geht man davon aus, dass Biasino ebenfalls mit dem Umbau der Stiftskriche nach 1631 betraut wurde.
Von 1631 bis 1634 gehörte Cipriano Biasino ebenfalls zu den Bauführern der Dominikanerkirche Heilige Maria Rotunda in Wien. Gemeinsam mit Jakob Spazio, Bruder von Johann Baptist Spazio und Antonio Canevale, arbeitete er in dieser Zeit an diesem Projekt. (KÜHNEL, 1962, 61) Im Inneren des Langhauses, im Querschiff und im Tonnengewölbe kann man Gemeinsamkeiten, Analogien mit der Veitskirche in Krems erkennen. (SAUR, 1995, 461)
Weiters erbaute Biasino 1628 die Johanneskirche in Hundsheim/Niederösterreich und zwei Jahre darauf, genauer gesagt am 16. 2. 1631, erhält er den Auftrag von Johann Müllner, damaliger Konventual von St. Florian und Pfarrer von St. Michael, für eine umfassende Restaurierung und Neueinwölbung der Fialenkirche St. Michael bei Wösendorf/Wachau. Für die Ausführung der drei Gewölbe und der sechs Pfeiler wurden Biasino 1600 Gulden geboten. Dennoch bat er um eine Erhöhung des Betrags, da die tatsächlichen Kosten höher waren. Diesen Auftrag beendete er 1634. (THIEME-BECKER, 1909, 595)
Die Pfarrkirche St. Veit ist nicht die einzige Bautätigkeit, die Cipriano Biasino in Krems ausführte. Er erarbeitete dort außerdem 3 Baupläne für ein Jesuitenkolleg. Nach dem Tod des italienischen Architekten und Baumeisters im Jahre 1636 wurde dieses Kolleg auf der Grundlage von Biasinos Planungen in leicht veränderter Form fertig gestellt. Hinweis darüber geben uns die aufweisenden Ähnlichkeiten zwischen der nach Osten ausgerichteten Doppelfassade des Jesuitenkollegs und der Westfassade der Pfarrkirche St. Veit in Krems. (SAUR, 1995, 461) |
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Cipriano Biasino war Sohn des Alexius Biasino. Wie bereits in der Biografie des Künstlers erwähnt, war seine Frau Margarete die Tochter des Antonio Ciresore. Ihre erste gemeinsame Tochter, die im Jahre 1612 das Licht der Welt erblickte, tauften sie auf den Namen Domenica; am 3. Dezember 1623 gebaren sie einen Sohn, den sie Hieronymus Antonius nannten. Taufzeuge bei der Taufe des Sohnes war ein welscher Maurer namens Simon Radic (Retacco?) (KÜHNEL, 1962, 59)
Auch hatte Biasino wohl guten Kontakt zur Architekten- und Maurerfamilie Canevale aus Lanzo, da Mitglieder dieser Familie auf der Hochzeit des Künstlers eingeladen waren (z.B. Trauzeuge). (KÜHNEL, 1962, 56) Außerdem waren Johann Angelus Canevale, Bernhard Canevale usw. seine Vettern, demnach war er mit der Maurerfamilie zudem verwandt. (KÜHNEL, 1962, 60) Biasino arbeitete an seinem ersten größeren Projekt, der neuen Pfarrkirche St. Veit in Krems mit seinem „Artgenossen“, Johann Baptist Spazio zusammen, ein Künstler, der wie Biasino aus der Gegend des Comosees stammte; ein so genannter Comaske. Nach dem Tod seiner Frau Margarete heiratete Biasino die Witwe Eva seines Kollegen Johann Baptist Spazio, demnach wurde Johann Baptist Spazio zu seinem Schwager. (KÜHNEL; 1962, 59f) In der langen Tätigkeit als Baumeister hatte Cipriano Biasino bestimmt einige Schüler und Lehrjungen angestellt, allerdings weiß man relativ wenig darüber. Laut SAUR war Domenico Sciassia ein Schüler von Biasino Dieser heiratete 1654 seine Stieftochter Eva Constanza Spazio. (SAUR, 1995, 461) Außerdem war nach KÜHNEL ein bestimmter Mann namens Paul sein Lehrjunge, da diese in seinem Testament ebenfalls festgehalten wurde. (KÜHNEL, 1962, 60)
Der wohl wichtigste Auftraggeber für Cipriano Biasino war mit Sicherheit der Abt von Göttweig und St. Veit, Abt Georg Falb. Diese hatte ihn ja zunächst mit dem Neubau der Pfarrkirche in Krems beauftragt, später folgte der Auftrag für den Umbau am Stift Göttweig. (LECHNER, 1993, 4) Auch war das Stift Göttweig Auftraggeber für den Kirchenneubau in Hundesheim. (MAROLI, 1978, 254) |
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5.
WERKE
(STEIERMARK)
Im 17. Jahrhundert hielt sich die katholische Kirche im Studium des Frühbarock gerne an südländische Meister und so kam es, dass vor allem im 16. und 17 Jahrhundert italienische Architekten, Baumeister Maurer und Steinmetze, hautsächlich aus der Provinz Como stammend, nördlich der Alpen und vor allem auch in Krems mit Aufträgen überhäuft wurden. Grund für dieses starke Auftreten von Italienischen Meistern im deutschsprachigen Raum war das starke Verlangen nach repräsentativen Bauwerken und strategischen Befestigungsanlagen zum Schutz vor Feinden. Die Donauschule war zum Erliegen gekommen und so suchte man vor allem Meister aus dem Ursprungsland der Renaissance. Im 17. Jahrhundert setzte ein wahrer Zustrom von italienischen Künstlern ein. (KÜHNEL, 1971, 14)
5.1 Brücke in Kapfenberg, Oktober 1606
5.2 Kloster Steckau, 1610/11
(NIEDERÖSTERREICH)
5.3 Pfarrkirche St. Veit in Krems an der Donau, 1616-30
1616 bekam Cipriano Biasino in Krems den Auftrag zum Neubau der Pfarrkirche St. Veit (SAUR, 1995, 461) / zum Heiligen Vitus (THIEME-BECKER, 1909, 595). Damit schuf Biasino einen der frühesten barocken Sakralbauten, eine mächtige, tonnengewölbte Kirche, nördlich der Alpen. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern und Landsleuten Johann Baptist Spazio und Peter Anton Benezol führte er den Bau dieses Werkes mit Unterbrechung bis ins Jahr 1630 durch. (SAUR, 1995, 461; KÜHNEL, 1971, 14)
Die Pfarre ging Mitte 12. Jahrhundert von St. Stephan (dem Vorgänger der Piaristenkirche) auf die St. Veit- Kirche über. Erste Erwähnungen der Kirche stammen aus dem Jahre 1178. Seit 1354 geht aus Quellen hervor, dass die Kirche zur damaligen Zeit einen Lettner besaß, 1444 musste die Kirche nach den Hussitenkriegen neu geweiht werden. 1519 kam der Wunsch auf, die Kirche abzureisen und an dessen Stelle eine Neue zu errichten, Papst Leo X. willigte ein, doch trotz Verhandlungen mit den Baumeistern Georg N. und Michael Dichter aus Wien kam es nicht zum Neubau. Erst nachdem die Kirche kurz vor dem Einstürzen war gingen die Neubauvorhandlungen voran und am 18. 4. 1616 kam es zur Grundsteinlegung. Vom Vorgängerbau wurden nur die Grundfenster des Turmes übernommen und nach größeren finanziellen Schwierigkeiten wurde die Kirche 1630 fertig gestellt. (WAGNER-RIEGER, 1971, 125f)
Es handelt sich bei der Pfarrkirche St. Veit in Krems um einen 15 Meter breiten, tonnengewölbten Bau mit kreuzförmigem Grundriss, der mit einem halbkreisförmigen Chor abschließt. (DWORSCHAK, 1957, 15) Im Ganzen wirkt der Bau vor allem von außen etwas nüchtern, nur die westliche Giebelfassade mit seinem Vorbau vor dem Haupttor und den zwei mit Halbzwiebeln bedachten niedrigen Türmchen, in denen die Seitentore liegen, ist sehr bemerkenswert. (DEHIO, 1953, 163) Der Turm der sich südwestlich vom Langhaus befindet besitzt eine frühgotische Form im unteren Bereich, nach oben hin eine Barocke. In der Nord-östlichen Ecke thront die hl. Anna mit Maria, sie stammen aus dem 14. Jahrhundert und bestehen aus Stein. (DWORSCHAK, 1957, 15)
Im Inneren besitzt die Kirche ein dreiteiliges Gebälk auf Pilastern und ein Tonnengewölbe mit Stichkappen zwischen bemalten Gurten. Auch vorhanden eine mächtige Orgelempore mit konkavkonvex geschwungener Brüstung. (DEHIO, 1953, 163) Seine prunkvolle Wirkung im Inneren erhielt die Kirche hauptsächlich durch die im 18. Jahrhundert erfolgte reiche Ausstattung. (DWORSCHAK, 1957, 15) So wurden 1787 die Stucchi der Decke durch figürliche Fresken von Martin Johann Schmidt ersetzt. Wesentlich für die Innenausstattung waren auch die Arbeiten vom Bildhauer Josef Matthias Götz, dazu nennenswert vor allem der von 1733-35 geschaffene Hochaltar aus Marmor. Das Hochaltarbild stammt von Johann Georg Schmidt aus dem Jahre 1734. Interessant ist auch der große Marienaltar mit einer Holzstatue der Muttergottes aus dem Jahre 1420, im nördlichen Querschiff aus dem Jahre 1706, der sich zuvor in der ehemaligen Kapuziner-Kirche befand. (DEHIO, 1953, 163)
Die Gliederung der Wände des Langhauses besteht nur aus den Pilastern an den Trennungsmauern der 4 Seitenkapellen, von denen sich je vier auf jeder Seite gegen das Langhaus öffnen, und in dem verkröpften, den ganzen Raum umlaufenden Gesims sowie in der reichen Architekturbemalung. (DWORSCHAK, 1957, 15f)
Da die Pfarrkirche in Krems im Grundriss und im Detail, vor allem in den charakteristischen Profilen der Pfeiler und Hauptgesimse, Ähnlichkeiten mit der Stiftskirche in Göttweig aufweist, geht man davon aus, dass sich auch an diesem Kirchenbau Biasino beteiligte. (THIEME-BECKER, 1909, 595)
5.4 Stiftskirche Göttweig, 1631-34
Über die frühere Anlage des Stiftsbaues unterrichten uns bloß noch geschichtliche Aufzeichnungen, Zeichnungen und Gemälde, denn mit wenigen Ausnahmen hatte der Klosterbau nach 1780 eine vollständige Neugestaltung erfahren. (KOLLER, 1956, 4f)
Der Stift Göttweig befindet sich auf einem Bergkegel südlich der Donau. Römer errichteten hier aus strategisch wichtigen Gründen Wehrbauten mit einer Kultstätte. Auch vermutet man, dass hier bereits im 9. Jahrhundert eine Kirchenanlage errichtet wurde, die ab dem 11. Jahrhundert (1070-1072) als Erentrudiskirche, errichtet von Bischof Altmann von Passau, dokumentiert ist. Nach dem Tod Altmanns 1094 übernehmen Benediktiner das Göttweiger Kloster. 1382 erhalten die Göttweiger Äbte die Pontifikalien, 1401 erfolgt die wirkliche Exemtion mit direkter Unterstellung nach Rom. Ab dem 15. Jahrhundert kam es zu bedeutenden baulichen Maßnahmen. (LECHNER, 1993, 3)
Es kam zum gotischen Neubau der Pfarrkirche und der Stiftskirche, des Kreuzgangs, der Klosterräume mit Refektorium und Dormitorium, sowie der gotischen Burg. (http://www.stiftgoettweig.or.at/content/site/de/kloster/geschichte/article/199.html)
Durch Reformation und Türkeneroberungen nahm die Zahl der Mitglieder im Stift immer mehr ab. Ein Aussterben und wirtschaftlicher Zusammenbruch drohte dem Stift. Eine Kaiserliche Verordnung von 1564 bringt den Melker Professen Michael Herrlich als Abt nach Göttweig, bedeutende Äbte folgten, unter anderem Abt Georg Falb, der Biasino Cipriano für den Umbau der Stiftskirche 1633 beauftragte, und der Wiederaufstieg des Stifts war gesichert. (LECHNER, 1993, 4)
1580 kam es zum ersten großen Brand woraufhin der Anlage ein frühbarockes Aussehen verpasst wurde. Vor allem Kreuzgang, Kapitel, Wohnungen, Türme und die Hauptkirche wurden von diesem Brand stark beschädigt. Wenige Jahre später, 1608 zerstörte ein weiterer Brand die Kirche des Frauenkonvents. Georg Falb schuf so 1623 einen langen Trakt an der Nordseite des Schiffes und den Nordostturm, weiters wurde das Langhaus der Stiftskirche erhöht und ausgestaltet. (KOLLER, 1956, 6) Diese Arbeiten müssen im 3. Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts vollzogen worden sein, wohl hauptsächlich unter dem Kremser Baumeister Cipriano Biasino und seinen Schülern Johan Baptist Spazio der Ältere, Domenico Sciassia und Giovanni Angelo Canevale. LECHNER, 1993, 8) Die Barockisierung des Kirchenraumes wurde wohl erst 1660 beendet. (KOLLER, 1956, 6)
Giovanni Battista Carlone aus Wien war Berater der Errichtung der Mönchsgruft unter Abt David Gregor Corner und schuf wohl auch die Stuckarbeiten im Langhaus der Stiftskirche. Die Bautätigkeit dieser Künstler beschränkte sich hauptsächlich auf die Behebung von Schäden der vorhandenen Bausubstanz, die bis zu Abt Petrus II. Bauperiode von 1403-15 zurückzuverfolgen ist. (LECHNER, 1993, 8)
5.5 Johanneskirche in Hundsheim, 1628-?
Weiters erbaute Biasino 1628 die Johanneskirche in Hundsheim/Niederösterreich. Lange ging man davon aus, dass die Johanneskirche in Hundsheim im Jahre 1628 unter Verwendung der bereits bestehenden Außenmauern errichtet wurde, diese Vermutung wurde allerdings um das Jahr 1978 widerlegt. Man fand heraus, dass die ehemalige gotische Kapelle dem frühbarocken Neubau weichen musste. Nur die Giebelwände, das alte Langhaus und das Untergeschoss des Turmes wurden in den Neubau integriert. Die Turmreste sind im ersten Geschoss sichtbar, die Gibel unterscheiden sich beim Betreten des Dachstuhls deutlich von den frühbarocken Mauerteilen.
Vor dem Neubau war die Johanneskirche eine bescheidene kleine Kirche, wenig repräsentativ, die vom Verfall bedroht war. 1628 kam es dann zum Neubau. Dank der erhalten gebliebenen Kirchenrechnungen des Stiftsarchivs Göttweig wissen wir heute, dass Cipriano Biasino und ferner Benedict Lentz die Baumeister der Johanneskirche waren. Da zwischen 1626-1629 die Kirchenrechnungen zum Bau fehlen, wissen wir heute nur sehr wenig über den von Biasino durchgeführten Neubau. Begonnen wurde er frühestens 1626. 1630 waren die Mauern des Gewölbes geschlossen. Erst 1635 scheinen alle Arbeiten am Neubau abgeschlossen worden zu sein. (Maroli, 1978, 253-254)
5.6 Restaurierung und Neueinwölbung der Fialenkirche St. Michael bei Wösendorf/Wachau, 1630-34
Am 6. Februar (THIEME-BECKER, 1909, 595; KÜHNEL, 1962, 61) März (KOLLER, 1955, 98) 1631 hatte der Vertreter des Stiftes St. Florian, Johann Müller, einen Vertrag mit Cipriano Biasino abgeschlossen, wonach er in der Fialenkirche St. Michael in der Wachau drei Kirchengewölbe um den vereinbarten Betrag von 1600 Gulden herzustellen hatte, der mit Rücksicht auf die Teuerung von 1634 erhöht werden sollte. (KOLLER, 1955, 98) Es handelt sich also um einen Vertrag der eine umfassende Restaurierung und Neueinwölbung der Fialenkirche St. Michael bei Wösendorf/Wachau vorsah. Diesen Auftrag beendete er 1634. (THIEME-BECKER, 1909, 595)
Die Fialenkirche St. Michael in der Wachau ist seit 987 eine Pfarre. Die 1500-23 erbaute Kirche ist eine spätgotische 3-schiffige Hallenkirche mit Strebepfeilern, Maßwerkfenstern. In den Jahren 1631-34 wurden durch Cypriano Biasino die Kreuzgewölbe erneuert, mit frühbarocken gotisierenden Pilaster und einem schmalen netzrippengewölbten Chor, bezeichnet 1521 und 1523 (Strebepfeiler und Maßwerkfenster), mit 5/8 Schluss. (DEHIO, 1953, 295) Der rein gotische Charakter der Kirche ging dadurch verloren (ZEHETNER, 1972, 20)
5.7 3 Baupläne zum Jesuitenkolleg in Krems, ?-1636
(WIEN)
5.7 Dominikanerkirche Heilige Maria Rotunda, 1631-34
Während der Restaurierungsarbeiten in der Wachau leitete Cipriano Biasino von 1631-34 gemeinsam mit Giacomo Spazio, den er zusammen mit dessen Bruder Johann Baptist Spazio aus Italien geholt hatte, und Antonio Canevale in Wien den Bau der Dominikanerkirche Heilige Maria Rotunda. (SAUR, 1995, 461)
Die Kirche befindet sich heute in der Postgasse 4. Hier weihten die Dominikaner 1237 ihre erste Kirche. 1258 und 1262 wurde der Bau von Bränden heimgesucht. 1283-1302 folgte ein neuer Chorbau, 1458-74 ein neues Langhaus, 1529 wurde sie ein weiteres Mal beschädigt und lange Zeit dem Verfall überlassen. 1544 wurde dann der Chor abgetragen. Der Bau, der heute noch in Wien steht, ist die dritte Version der Kirche und wurde unter den Bauführern Jakob Spatz (aus Krems?) (Prischink, 1957, 8), Cipriano Biasino und Antonio Canevale (unter Beteiligung eines Tencala?) erbaut. (DEHIO, 1954, 21) Laut Isnard entwarf den Plan der Kirche Jacopo Tencala, Architekt des Fürsten Maximilian von Liechtenstein, ausführende Bauleute waren Jacopo Spacio, Cipriano Biasino und Antonio Canevale, „welsche“ Architekten. Der Anteil der einzelnen Bauführer am Bauwerk selbst ist jedoch ungeklärt. (ISNARD, 1999, 3) Entstanden ist dieser dritte Bau im Zuge der Rekatholisierungswelle unter Ferdinand II. Dieser hatte sich als Spender für den Kirchenbau eingesetzt und damit den Startschuss gegeben. Die Grundsteinlegung war im Jahre 1631, 1634 war der Rohbau fertig gestellt und wurde geweiht. Die Arbeiten an Fassade, Innenraumdekoration usw. wurden erst Ende des Jahrhunderts vollendet. (Isnard, 1999, 2f)
Die Kirche weißt einen basilikalen Grundriss auf. Man erkennt: Eingangsjoch, dreijochiges Langschiff mit längsrechteckigen Seitenkapellen, Querschiff (das nicht über die Wandflut hinausgeht) mit Seitenkapellen, Hochaltarraum mit östlichem Anbau (1837-49) (Isnard, 1999, 4)
Im Inneren des Langhauses, im Querschiff und im Tonnengewölbe kann man Gemeinsamkeiten, Analogien mit der Veitskirche in Krems erkennen. (SAUR, 1995, 461) |
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6.
ABBILDUNGEN
(NIEDERÖSTERREICH)
6.1 Krems, Pfarrkirche St. Veit, 1616-30, Orgelempore
Bildnachweis: Bundesdenkmalamt Wien, Abb. 37 in: Kühnel 1968
6.2 Epithaph des Baumeisters Cipriano Biasino
Bildnachweis: Bildstelle der Stadt Krems an der Donau (F. Diwoky) (7); Photo Ritter, Wien XVIII. (3); Württembergische Staatsgalerie Stuttgart (I) in: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs, Kühnel, 1962)
Dieser Grabstein befindet sich in der Stadtpfarrkirche zu Krems, die er 1616-30 erbaute. (RIESENHUBER, 1924, 219)
6.3 Göttweig, Stiftskirche, Chor, 1631-34
Bildnachweis: Foto Gerhard Kerff Seite 34 in: Schaffran, Kerff 1958
Bilck zum gotischen Chor, Innenraum des Langhauses von C. Biasino (?), 1610/1620, Stuck von 1670, Hochaltar 1639, das Bild von 1694 (SCHAFFRAN, KERFF, 1958, 34)
Das frühbarocke Langhaus wurde um 1620 über gotischen Grundmauern von Cipriano Biasino errichtet. Die schwere Gewölbedekoration stammt von italienischen Stukateuren 1668. Die Kanzel wurde 1642 von Hermann Schmidt mit reichem Figurenschmuck versehen. Die prunkvolle dreiteilige Orgel wurde 1704 eingebaut. (KÜHNEL, 1968,29)
6.4 Göttweig, Stiftskirche, Orgelempore, 1631-34
Bildnachweis: Foto Dr. Johannes Steiner Seite 9 in: Lechner 1993
6.5 Wösendorf (Hundsheim), St. Michael- Kirche, Chorraum
Bildnachweis: Karner Seite 25 in: ZEHETNER 1972
(WIEN)
6.6 Dominikanerkirche Heilige Maria Rotunda, Innenraum 1631-34
Bildnachweis: Verlag Schnell & Stein, Regensburg/Roman von Götz, Regensburg Seite 5 in: Isnard, 1999
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7.
BIBLIOGRAPHIE
DEHIO-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs. NIEDERÖSTERREICH, Wien 1953 Seite 83, 163, 294-295
DEHIO-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs. WIEN, Wien 1954 Seite 21
DWORSCHAK, Fritz, Krems & Stein/Wachau Niederösterreich, München/Zürich 1957 Seite 15-23
ISNAD, W. Frank, Dominikanerkirche Maria Rotunda Wien, Regensburg 1999 Seite 2-6
KOLLER, Ludwig, Stift Göttweig/Wachau, Benediktinerabtei in Niederösterreich, Stiftskirche zu Maria Himmelfahrt, München/Zürich 1956 Seite 4-15
KOLLER, Ludwig, Die Comasken Cypriano Biasino und Domenico Sciassia, in: Das Waldviertel, 4. Jg., 1955, Heft 5/6, ?, Seite 97-101
KÜHNEL, Harry, Die Baumeister Cipriano Biasino und Johann Baptist Spazio der Ältere, In: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs 2, Krems an der Donau 1962 Seite 53-66
KÜHNEL, Harry, Tausend Jahre Kunst und Kultur, in: 1000 Jahre Kunst in Krems, Krems an der Donau 1971 Seite 1-35
KÜHNEL, Harry [Hrsg. mit Unterstützung der Stadt Krems an der Donau], Krems an der Donau, München 1968 Seite 29
LECHNER, Georg Martin, Stift Göttweig, Wachau, Benediktinerabtei in Niederösterreich, Regensburg 1993, Seite 2-8
LECHNER; Georg Martin, Jubiläumsausstellung Neunhundert Jahre Stift Göttweig, 1083 - 1983, ein Donaustift als Repräsentant benediktinischer Kultur, Göttweig 1983
MAROLI, Gerd, Der Neubau der Johanneskirche in Hundesheim, Ein Beitrag zur 350-Jahrfeier, In: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs 17/18, Krems an der Donau 1978 Seite 253-256
Prischink, Gottfried M, Die Rosenkranzbasilika der Dominikaner zu Wien, ein Kleinoden der Gläubigen im Herzen der Donaustadt, Wien 1957 Seite 8
RIESENHUBER, Martin, Die kirchliche Barockkunst in Österreich, Linz an der Donau 1924 Seite 218-19
SAUR, Allgemeines Künstlerlexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 10, München/Leipzig 1995, Seite 461-462
SCHAFFRAN, Emmerich, KERFF, Gerhard, Die Stifte Melk, Dürnstein, Göttweig, Klosterneuburg, Königstein im Taunus, Langewiesche, Köster 1958 Seite 34
THIEME-BECKER, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler, Von der Antike bis zur Gegenwart, Band III, Leipzig 1909 Seite 595
WAGNER-RIEGER, Renate, Die Architektur von Krems und Stein, in: 1000 Jahre Kunst in Krems, Krems an der Donau 1971 Seite 88-130
ZEHETNER, Hans, Führer durch die alten Wachauorte St. Michael, Wösendorf, Joching, Weißenkirchen, Weißenkirchen 1972, Seiten 17-30
http://www.stiftgoettweig.or.at/content/site/de/kloster/geschichte/article/199.html, 25.11.2009 |
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©Stefanie Garber, Januar 2010 |
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