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Künstlerverzeichnis >Canciani, Alfonso |
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1.
CANCIANI, Alfonso (Alfons)
(THIEME-BECKER, 1911, 491; DEHIO Niederösterreich, 1990, 268; BUSSE, 1977, 199)
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Bildhauer, Medailleur (SAUR, 1997, 107f.) |
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3. BIOGRAPHIE
* 11.12.1863, Brazzano di Cormos
† 03.10.1955, Triest
Alfonso war der Sohn des Steinmetzen Lodovico Canciani und der Maddalena Coceanig. In seiner Jugend arbeitete er in den Steinbrüchen von Sanguarzo bei Cividale del Friulo und in Aurisana.
Ab 1883 war er Wien in einer Steinmetzenwerkstatt tätig. 1886 begann er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien in der Skulpturklasse von Edmund von Hellmer, Carl Kundmann und Kaspar Clemens von Zumbusch. Den ersten großen Erfolg erzielte er 1896 mit einer Skizze zu einem Dante-Denkmal. Dadurch erlangte er ein dreijähriges Romstipendium. Der Gips-Bozetto für das Dante-Monument wurde auf der Esposition Internationale 1899 in Venedig ausgestellt. 1900 erhielt er den Reichspreis (höchste Auszeichnung des österreichischen Staates für Künstler) in Wien. 1918 übersiedelte er nach Gorizia. 1920 bis 1935 hatte er den Lehrstuhl für Plastik in der Scuola Industriale in Triest inne, dort blieb er auch bis zu seinem Ableben im Jahre 1955 (SAUR, 1997, 107; THIEME-BECKER, 1911, 491, HEVESI Ludwig, 1903, 290). |
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Nach seiner akademischen Ausbildung wendete sich Canciani zunehmend zur Wiener Sezession hin und wurde auch Mitglied (AMIET et al., 1904, 3). Während seines dreijährigen (1896-1899) Romstipendium nahm er Konzakt mit Joseph Maria Olbrich auf. In Wien orientierte er sich bald an Werken des Künstlers Konstantin Meunier. Er schuf nun Skulpturen und Medaillons die die Arbeit verherrlichten und soziale Fragen in sich trugen. |
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5.
WERKE
(WIEN)
Neben unzähligen Werken, die in Italien noch erhalten sind und die Canciani nach seiner Zeit im Bereich des heutigen Österreich schuf (SAUR, 1997, 107), entstand auch allerhand in Wien, wo er 35 Jahre lang lebte. Er fertigte zahllose Portrait-Büsten und Kleinplastiken an. Heute ist sein Name in Vergessenheit geraten. In der österreichischen Landeshauptstadt war er zu Lebzeiten ein gefragter Portraitist. Er fertigte Büsten für Universitätsprofessoren, wie jene vor der Technischen Universität Wien und der Sakristei der Minoritenkirche, an.
Sein kraftvoller Realismus wurde von einigen seiner Zeitgenossen als veraltet angesehen. Er ließ sich jedoch nicht von seiner Richtung abbringen. Das zeigen seine Werke in denen die Arbeitswelt verherrlicht wird (siehe Abb.2). Viele seiner Kleinbronzen stellen solche Motive dar. Der Industrielle Albert Böhler ließ Statuetten mit derartigen Themen in größerer Anzahl als Geschenke für seine Kunden gießen.
Canciani schuf auch Bauplastiken wie am Artariahaus am Kohlmarkt (1901) und am Hotel Bristol. Allegorische Werke (1911) befanden sich auch an der Wiener Börse, diese gingen aber 1956 beim Brand des Gebäudes verloren.
Einige seiner Arbeiten sind in den 30er Jahren zerstört worden. Dass Canciani Monumentalität anstrebte, zeigt sich in den Modellen für seine Großprojekte wie der Dantegruppe (Abb.1), ein Monument für Zar Alexander II.. Canciani wurde 1903 ordentliches Mitglied der Sezession, welche die Dante-Gruppe bei ihrer Hauptausstellung in Wien 1900 gezeigt hatte. Dafür wurde Canciani auch der „Künstlerpreis“ verliehen, der höchste österreichische Staatspreis für einen Künstler. Das Modell wurde 1910 auch in Berlin ausgestellt und fand viel Bewunderung. Der einflussreiche Kritiker Adolph Donath und der Maler und Bildhauer Joseph Engelhart, ein Mitbegründer der Sezession gehörten lebenslang zu seinem Freundeskreis. Anlässlich der Ausstellung der Dantegruppe in Berlin schrieb Stefan Zweig über diese eine enthusiastische Rezension.
Als ein weiteres monumentales Werk wäre das Kaiser Franz Joseph-Denkmal zum 60jährigen Regierungsjubiläum und
ein Denkmal für Kaiserin Elisabeth in Wien zu nennen. Diese Projekte wurden aber nicht realisiert. Ein anderes aus-geführtes Werk, wie das Denkmal für Kaiserin Elisabeth in Pula (Pola, 1904) wurden in Folge der politischen Entwicklung zerstört (1934)(SAUR, 1997, 107; THIEME-BECKER, 1911, 491).
Weniger erforscht ist Cancianis Tätigkeit als Medailleur.
Medaillon Papst Benedikt XV., 1917
Gedächtnismedaillon der italienischen Kolonie in Wien, 1919
Medaille für die Sparkasse Triest (1942).
Rektorskette und Rekzorszepter der Veterinär medizinischen Universität Wien (1910).
5.1 Döblinger Friedhof
Grabmal Bab, 1909
Grabmal K.M. Heid 1901
5.2 Hauptgebäude TU, Karlsplatz
Denkmal Anton Schrötter Ritter vom Kristelli, Bronze, 1903
5.3 Hotel Bristol
Bauplastische allegorische Figuren, Stein, 1914
5.4 MAK (Museum für angewandte Kunst)
5.5 Ehemalige Universität
Friedrich Nietzsche, Marmorbüste, 1908 (SAUR, 1997, 107; THIEME-BECKER, 1911, 491)
5.6 Kohlmarkt, Haus der Kunstfirma Artaria
Zwei nackte Kollosalfiguren schmücken die mächtige Steinpilaster aus rotem Marmor, die im Hochrelief herausgemeißelt sind. Eine muskulöse männliche Figur mit Schlägel und Meißel in den Händen als Allegorie für Industrie und die Arbeiterklasse und eine Weibliche mit Apfel als Landwirtschaft.(HEVESI Ludwig, 1903, 290).
5.7 Stephansdom, Grabtafeln des Apostolischen Nuntius Allesandro Bavona (1912)
(NIEDERÖSTERREICH)
5.8 Gföhl, Gföhleramt, Elisabeth-Gedächtniskapelle
Der Entwurf für das Kaiserin Elisabeth-Denkmal veranlasste 1908 die niederösterreichische Gemeinde Gföhl, für die Kapelle eines zu errichtendes Waisenhauses den Elisabeth-Entwurf in Marmor ausführen zu lassen. Im so genannten „Elisabethhäuschen“ das sich im Hof der heutigen Hauptschule Jaidhofergasse Nr.10 befindet ist die Statuengruppe in der Kaiserin Elisabeth von Landmann begrüßt wird. (1905), (DEHIO, Niederösterreich, 1990, 268; THIEME-BECKER, 1911, 491). |
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6.
ABBILDUNGEN
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7.
BIBLIOGRAPHIE
ABELS Lothar, Deutsche Kunst und Dekoration, illustrierte Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst und künstlerische Frauenarbeiten. Bd.10, Darmstadt 1902
AMIET et al., XIX. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs, Secession Wien, Jänner – Februar 1904
Benezit, Künstlerlexikon, Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tout les temps et tous les pays par un groupe d´ecrivains spécialistes francais et étrangers, Librairie Gründ 1966
BUSSE Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19.Jh., Wiesbaden 1977
De Grassi Massimo, Arte in Friuli, arte a Trieste, Inediti di Alfonso Canciani, o.O. 2006
DEHIO - Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Niederösterreich, Wien 1990
DEHIO - Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien, Wien 1993
Da Nova Renata, Alfonso Canciani, scultore, in: Alfonso Canciani : uno scultore friulano nella Secessione viennese,
Monfalcone – Go 1992
HEVESI Ludwig, Österreichische Kunst im 19.Jh., Teil II 1848-1900, Leipzig 1903
Kitzmuller Hans, R. Da Nova, Alfonso Canciani a Vienna, Udine 1984; Il mito sottile, pittura e scultura nella città di Svevo e Saba, cat. d. mostra, Trieste 1991
Kitzmüller Hans, Gli amici del Cafè Griensteidl, in: Alfonso Canciani : uno scultore friulano nella Secessione viennese, Monfalcone – Go 1992
Masau Dan, Maria, Qualche nota su Alfonso Canciani e i suoi rapporti con il mondo artistico goriziano, in: Alfonso Canciani,
uno scultore friulano nella Secessione viennese, Monfalcone – Go 1992
Müller – Singer, Allgemeines Künstlerlexikon, Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler, Frankfurt am Main 1921
Planiscig Leo, Emporium, Artisti contemporanei: Alfonso Canciani, o.O, 1911
Pozzette Marco, Canciani e l'architettura, in; Alfonso Canciani : uno scultore friulano nella Secessione viennese,
Monfalcone – Go 1992
RIEDL R., Monatsheft für alle Gebiete der christlichen Kunst und der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben
in Verbindung mit der der Deutschen Gesellschaft für christl. Kunst (Bd.9) 1913
SAUR, Allgemeines Künstlerlexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (Bd.16), München – Leipzig, 1997
THIEME-BECKER, Allgemeines Lexikon der bildenden Künste (Band 5), Leipzig 1911
Vollmer, Künstlerlexikon, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX.Jahrhunderts, Leipzig 1953-1958 |
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©Stefan Pichler, Januar 2008 |
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