Start
> Künstler >
Künstlerverzeichnis >
Canova, Antonio |
|
|
|
1.
CANOVA, Antonio
|
|
2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Bildhauer,
Maler, Zeichner (SAUR 16, 173) |
|
3. BIOGRAPHIE
Geboren am
1. November 1757 wächst Antonio Canova unter der Obhut seines
Großvaters Pasino Canova, eines haupt-
sächlich in der
Umgebung um Trevigiano tätigen Steinmetzes, auf.
Sein Lehremeister ist der Bildhauer Guiseppe (Bernardi-) Torretti.
Mit diesem ist er vor allem in Venedig und Pagnano
d'Asolo tätig.
Nach dessen Tod arbeitet er mit Torrettis Neffen Giovanni Ferrari,
ebenfalls genannt Torretti, zusammen.
Bis 1776 studiert er zusammen
mit Antonio d'Este an der Aktschule in Venedig. 1772/73 erhält
Canova von Farlier Aufträge: Eine Kopie der Ringer von Torretti
soll entstehen. 1775 wird er unter vier Bewerbern mit dem zweiten
Preis der Accademia ausgezeichnet. Im gleichen Jahr eröffnet
er sein Atelier im Chiostro di S. Stefano zu Venedig. 1776 vollendet
er seinen "Orpheus" und präsentiert ihn auf der
Fiera della Sensa. Den ersten großen, auch öffentlichen,
Erfolg hat Antonio Canova mit
der Präsentation seines im
Auftrag für Pietro Pisani entstandenen "Dädalus
und Ikarus".
Noch vor seiner Romreise 1779 wird er in die Accademia Veneziana
di pittura e sculptura aufgenommen. Im Anschluss daran erfolgt
die Neapel-Reise mit Giovanni Antonio Selva. Seine Reiseeindrücke
schreibt Canova in seinen "Quaderni di Viaggio" nieder.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Venedig übersiedel Canova
endgültig nach Rom, wo er von Abt Foschi geistes-wissenschatlich
ausgebildet wird. Ein erster "Apollo" für den Bruder
des Papstes, Abbondio Rezzonico, entsteht in dieser Zeit.
1782 lehnt Canova einen Ruf nach Petersburg ab und nimmt das Angebot
Venedigs einer jährlichen Zahlung von 300 Dukaten an. 1783/84
erhält er den Zuschlag zur Ausführung der päpstlichen
Grabmäler, das erste davon in SS. Apostoli. Er verwendet
bereits hier weißen Marmor aus Carrara.
1794 lehnt Canova einen bedeutenden Portrait-Auftrag für
die russische Zarin Katharina II. ab und beginnt mit Entwürfen
zu einem Tizian-Denkmal in der Frari-Kirche. 1792 wird vom venezischen
Senat eine Emo-Stele in Auftrag gegeben, deren Einweihung 1795
ihn wieder nach Venedig führt. Die Stele bringt ihm auf Lebenszeit
eine monatliche Zahlung von 100 Silberdukaten. Ebenfalls 1795
beginnt er in Rom für den neapolitansichen Prinzen Onorato
Gaeteni d'Aragona die Arbeit an
der Skulpturengruppe "Herakles
und Licha" sowie an drei Statuen (Perseus, Keugas und Damoxenos).
Alle drei werden von Papst Pius VII. für die Vatikanischen
Museen erworben.
1797 hebt das österreichsich besetzte Venedig die Pension
für Canova wieder auf. Canova begibt sich darauf 1798 nach
Österreich und erwirkt in Wien die Wiederaufnahme dieser
Zahlungen, jedoch unter der Bedingung sich mindestens sechs Monate
jährlich in Venedig aufzuhalten, worauf Canova selbst ablehnt.
Während des Österreich-Aufenthaltes verpflichtet er
sich zudem zur Ausführung des Christinen-Denkmals, das er
selbst 1805 in der Wiener Augustinerkiche installiert. 1797
und
1799 entstehen zudem zahlreiche Zeichnungen und Gemälde.
Darunter eine Pietá-Darstellung für die Kirche seines
Geburtsortes.
1800 findet er Aufnahme in die Accademia di San Luca. 1803 schenkt
Canova die auf eigene Kosten erworbenen antiken Marmor-Skulpturen
aus der Collezione Guistiniani und wird von Pius VII. auf Lebenszeit
zum Leiter der Accademia del Nudo
berufen. In der Folgezeit entstehen zahlreiche Skulpturen und
Gemälde. 1812 nimmt er das Amt eines Direktor der Römischen
Museen an. 1815 begutachtet er die von Lord Elgin geschaffenen
Parthenon-Skulpturen in London. 1820 arbeitet er an den Metopen
seiner Tempelfront, muss die Arbeit 1822 aber wegen Krankheit
unterbrechen.
Am 13. Okober 1822 stirbt Antonio Canova im Hause
eines Freundes.
|
|
4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Die Mutter
Antonio Canovas ist Angela Zardo ("Frantolin"). Über
sie ist lediglich ihre zweite Eheschließung mit Franscesco
Sartori aus Crespano bekannt. Der Vater Canovas, Pietro Canova,
stirbt früh (1761). Canova wächst unter der Obhut seines
Großvaters Pasino Canovas, eines Steinmetzes, auf, wo er
auch erste Versuche als Steinmetz macht.
Über Freunde und Auftraggeber Canovas ist relativ viel erhalten.
Nicht zuletzt auch wegen der regen Briefwechsel, die Canova führte.
In die Zeit seines Studiums an der Aktschule in Vendig fallen
Begegnungen und Freundschaften mit Antonio d'Este, Pietro A. Longhi,
Jacopo Guarana, Pietro Antonio Novelli sowie Giovanni Battista
Mengardi. Am 18. August 1775 wird sein Halbbruder Giambattista
Sartori geboren. Anlässlich seiner Rom-Reise finden Begegnungen
mit Giacomo Quarenghi, den Radierern Francesco Piranesi, Raffaello
Morghen, Giovanni Volpato und Pietro Marco Vitali, dem Architekten
Giovanni Antonio Selva sowie mit Pompeo Batoni und dem venezischen
Botschafter am Heiligen Stuhl, Girolamo Zulian. Mit Gavin Hamilton,
den er in Rom kennenlernt, verbindet ihn über Jahre eine
tiefe Freundschaft, worüber ein Briefwechsel Aufschluss gibt.
1780
lädt er Gavin Hamilton, Volpato, Guiseppe Cades, Angelini
wowie Gian Lodovico Bianconi zur Ausstellung von "Dädalus
und Ikarus" ein.
Als wichtige
Auftraggeber Canovas gelten Pius VII., aber auch Albert von Sachsen-Teschen,
der Auftraggeber des Christinen-Denkmals sowie der venezische
Senat, Pietro Pisani Onorato Gaeteni d'Aragona oder Abbondio Rezzonico.
Dazu kommen zahlreiche kleinere Auftragswerke, über die nur
wenig erhalten ist. Canova stand in seinen letzten Lebensjahren
stets in der Öffentlichkeit. Sein Bekanntheitsgrad war enorm,
der Quellenbefund deckt nur einen Bruchteil dessen ab, was Canova
vermutlich wirklich an Kontakten und Beziehungen aufzuweisen hatte. |
|
5.
WERKE (WIEN)
5.1 Christinen-Denkmal
in der Augustinerkirche
Das Denkmal
der im Jahre 1798 verstorbenen Erzherzogin Maria Christina von
Österreich ist im selben Jahr von ihrem Gatten Herzog Albert
von Sachsen-Teschen bei Canova in Auftrag gegeben worden. Aufgestellt
wurde es 1805 in der Wiener Augustinerkirche.
Die Augustinerkirche wurde bereits 1330 bis 1339 erbaut und erst 1631
unter Ferdinand II. an die Augustiner übergeben.
1784/85
wurde sie regotisiert durch den Hofarchitekten Johann Friedrich
Hetzendorf von Hohenberg.
Das aus Carrara-Marmor gearbeitete Monument besteht aus einer
gleichseitigen Wandpyramide mit einer Höhe von 5,74 m,
der
auf einem relativ niedrigen Sockel flache Stufen vorgelagert sind.
In der Mitte der Pyramide befindet sich ein türloser Eingang,
der als Zitat der neutestamentlichen Stelle Joh 10,9 gilt. Diesem
nähert sich von der linken Seite her ein Trauerzug. Dem Betrachter
am nächsten ist ein alter Mann, geführt von einer jungen
Frau, die den Kopf gesenkt hält. Links neben dem Greis schreitet -
fast verdeckt - ein kleines Mädchen. Die beiden Frauengestalten
sind durch Blumengirlanden verbunden. Die Figurengruppe wird dabei
als allegorische Darstellung der Mildtätigkeit und Barmherzigkeit
und zugleich als Darstellung der drei Lebensalter - Kindheit,
Reife und Alter - gedeutet. Eine weitere Figurengruppe befindet
sich vor dieser Allegorie. Eine große Frauengestalt mit
gesenktem Kopf trägt die Urne. Sie wird von zwei jungen Mädchen
begeleitet, die jeweils Fackeln in den Händen halten. Über
die Urne ist ebenfalls eine Blumengirlande gehängt, die zu
den beiden Mädchen führt. Eines der Mädchen befindet
sich bereits direkt vor dem Eingang und ist nur als Rückengestalt
wahrnehmbar, wobei die Materialität der Figur aus weißem
Marmor in absolutem Kontrast zum Dunkel des Pyramideninneren steht.
Alle Frauen dieser Gruppe tragen ihr Haar gelöst, alle sind
in lange antikische Gewänder gehüllt. Unter ihren Füßen
liegt ein dünner Teppich, der locker über die Stufen
und den Sockel fällt.
Rechts von dem Eingang liegt vor dem an die Pyramide gelehnten
Wappen der Habsburger der Wappenlöwe mit friedlich gekreuzten
Pranken, auf welchen sein Kopf ruht. Neben ihm sitzt auf der zweiten
Stufe ein trauernder Genius, Kopf und Oberkörper auf ihn
gelehnt.
Seine Flügel sind geweitet, sein linkes Bein ist über
den Sockel des Monumentes hinaus gestreckt. Im oberen Teil der
Pyramide befindet sich ein längsovales Portraitmedaillons
der Verstorbenen. Es ist von einer Schlange gerahmt, die ihren
eignen Schwanz verschlingt. Eine mit langem Gewand gekleidete,
weibliche Figur trägt das Medaillon zum Himmel.
Die Pyramide als Symbol der Ewigkeit bietet eine immanente Rahmenarchitektur
für das Stattfinden des Begräbniszuges,
der wie ein
Schauspiel gestaltet ist.
Über die Entstehung des Denkmals ist nicht viel bekannt.
Vermutlich kann eine Tuschezeichnung von Michel Vincent als Vorläufer
des Christinen-Denkmals angesehen werden, sicher aber Canovas
eigene Entwürfe für ein Tizian-Monument in der Frari-Kirche
, das jedoch nie realisiert wurde. Es sind noch vier Bozzetti
erhalten, welche auch Aufschluss über die Entstehungsgeschichte
des Christinen-Denkmals geben. Wesentliche inhaltliche Züge
sind zudem durch Herzog Albert
selbst mitbestimmt, was durch einen
Briefwechsel dokumentiert ist.
5.2 Theseus-Gruppe
im Kunsthistorischen Museum, Wien
Die Theseusgruppe
wurde von 1805 bis 1819 von Antonio Canova ausgeführt und
von Kaiser Franz II. erworben. 1822/1823
wurde sie unter großen
Schwierigkeiten, teils zu Schiff und über Land, nach Wien
gebracht und in dem dafür gebauten Theseustempel im Volksgarten
aufgestellt. Gleichsam als Schlußpunkt der Innenausstattung
des neuen Hofmuseums wurde
sie im Mai 1890 dorthin überführt
und am Treppenabsatz des großen Stiegenhauses postiert.
Dabei ist die Wiener Gruppe keineswegs eine singuläre Darstellung
Canovas zur Theseus-Thematik. So beherbergt etwa auch das Londoner
Victoria and Alberts Museum eine 1781-1783 entstandene Theseusdarstellung.
|
|
6.
ABBILDUNGEN
Abb. 1: Antonio
Canova, Stich nach einem Gemälde von J.B. Lampi d. Ä
(© Österreichischer Bundesverlag)
Abb. 2: Christinen-Denkmal
in der Augustinerkirche, Wien, Gesamtansicht
Abb. 3: Christinen-Denkmal, Detail 1
Abb. 4: Christinen-Denkmal, Detail 2
Abb. 5: Christinen-Denkmal, Detail 3
Abb. 6: Christinen-Denkmal, Detail 4
© alle: Gause-Reinhold, Angelika: Das Christinen-Denkmal
von Antonio Canova und der Wandel in der Todesauffassung um 1800.
Bochumer Schriften zur Kunstgeschichte Bd.15, FaM 1990.
Abb. 7: Theseusgruppe
von Antonio Canova im Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums
Wien(stiegenhauskhm.jpg)
Abb. 8: Theseusgruppe von Antonio Canova im Stiegenhaus des Kunsthistorischen
Museums Wien (theseuskhm.jpg)
Abb. 9: Theseusgruppe: Detail (theseusdetail.jpg)
Abb. 10: Theseus besiegt Minotaurus, Marmor, 1781-1783, Victoria
and Albert Museum, London (theseus london.jpg)
|
|
7.
BIBLIOGRAPHIE
Krasa, Selma:
Antonio Canovas Denkmal der Erzherzogin Marie Christine, in: Albertina
Studien 5/6 (1967/68).
DEHIO Wien, 2001.
SAUR, Band 16, 173 ff.
Stefani, Ottorino: I rilievi del Canova. Una nuova concezione
del tempe delle spazio. Milano 1990.
Bassi, Elena: Antonio Canova a Possagno. Treviso 1981.
Brusatin, Manilo: Canova Gypsptheca. Milano 1987.
Gause-Reinhold, Angelika: Das Christinen-Denkmal von Antonio Canova
und der Wandel in der Todesauffassung um 1800. Bochumer Schriften
zur Kunstgeschichte Bd.15, FaM 1990.
Sciolla, Gianni C.: Plastiken von Liebe und Tod. Trezzano 1989.
Argan, Giulio Carlo: Antonio Canova. Roma 1968/69.
Licht, Fred: Antonio Canova. Beginn der Modernen Skulptur. München
1983
Schemper-Sparholz, Ingeborg, Bemerkungen zu Antonio Canova und
Wien (Ms.) |
|
©Verena
Konrad, Mai 2003
|
|
|