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1.
CARLONE, Diego Francesco
Carloni, Carlos, Caroloni
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Ital. Stuckateur
Üppige Blumengewinde, Früchte und schweres Eichenlaub,
Akanthusblüttermotive gehören zum charakteristischen
Carlone-Stuck. Oft ist diese Laubwerk mit Bändern durchzogen
und mit der figuralen Plastik zu einer lebensvollen Einheit verschmolzen.
Die üppigen Fruchtschnüre und stilisierten Pflanzengirlanden
treten oft vollplastisch aus der Wandfläche hervor. |
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3. BIOGRAPHIE
* 1674, Scaria heute zu Lanzo d'Intelvi bei Como
† 22. Juli 1750, in Scaria
Diego Francesco Carlone folgte einer langen Familientradition und erlernte bei seinem Vater das Handwerk der Stuckatur und der Bildhauere. 1695 ging er zu Studienzwecken nach Rom, wo er im Umfeld der Ferrata- und Raggi-Nachfolger seine Fertigkeiten verbesserte. Wahrscheinlich um die Jahrhundertwende übernahm er die väterliche Werkstatt. (Suchy, S. 51) |
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Sohn des Stuckateurs
Giovanni Battista Carlone und Taddea Aglio (de Allio).
Bruder von Carlo Innocenzo Carloni: Sie sind die letzten Vertreter
des Stammzweiges der Familie Carloni aus Scaria.
Verheiratet mit Maria Francesca Aglio, sie hatten vier Kinder.
Lernt vermutlich in der Passauer Dombauhütte seines Vaters,
verlässt diese um 1695 (Wanderschaft), übernimmt 1701
die Leitung der Werkstatt und arbeitet bis um 1720 zusammen mit
seinem Onkel Paolo de Allio (Aglio), dem stellvertretenden Werkstattführer.
Die gemeinsame Tätigkeit war gut und sie bekamen Aufträge
von dem bekannten Arch. Fischer von Erlach aus Österreich;
Fischer fand in Paolo de Allio und Diego Francesco Carlone zwei
hervorragende Stuckateure.
Bis 1714 tätig in Österreich, danach im s-dt. Raum.
Bei der Beschaffung von Aufträgen bedient er sich meist der
Vermittlung durch andere verwandte Wanderkünstler.
Eine rationelle Werkstattorganisation ermöglichte es, zahlreiche
Aufträge anzunehmen.
Die Ausf. bestimmter Formen, wie geliederte Blattranken, lang
gezogenener Akanthus, lockere Blattzweige, überlässt
er spezialisierten Mitarbeitern.
In Arbeitsteilung werden die Statuen gefertigt: Köpfe und
Gewandpartien mit Modeln.
Seine Originalität liegt nicht in der Ausführung des
Einzelwerkes, sondern im Entwurf, in dem sich ein Stilwandel mit
der Neubildung in Form von Figurentypen
und Dekorationsmitteln
vollzieht.
Außerdem übernimmt Carlone die letzte Überarbeitung
der rohen Stuckfiguren selbst und entwickelt über kleine
Abwandlungen der Grundform allmählich einen anderen Stil,
der so nur von einem eizelnen Künstler getragen werden kann.
Seine Werke sind überlebensgroßen und bilden fast ausschließlich
weiß gehaltenen Gewandfiguren, auf die er sich gegen
Ende
des zweiten Jahrzehnts zunehmend beschränkt.
Die geringe Individualität der Figuren macht sie gegeneinander
austauschbar.
Er schuf ornamentale Stuckdekorationen, vor allem jedoch Stückplastiken.
In ausschl. dekorativer Funktion
treten die gerahmten Figurenreliefs
auf, die sich meist in reich geschmückten Repräsentationsräumen
finden.
Anders als im
süddeutschen Raum üblich, behält das Pflanzenornament
von den frühen bis zu den letzten Werken einen gleich bleibenden
Anteil.
Das sehr untersch. breite Bandelwerk weist wenig Pflanzliches
nur an den Knickungen und Kurven auf.
Beim arch. Ratabelaltar folgt Carloni einen feststehenden Typus,
der nur gerinfügig variert wird: breiter, doppelter Sockel,
darüber einfache oder doppelte Säulenordnung vor pilasterartigen
Rücklagen, stark gestuftes Gebälk, das in der Mitte
von dem erweiterten Rahmen des Gem. stark überschnitten wird,
darüber Auszug mit Gemälde oder Relief.
In dieses Gerüst werden Figuren und pflanzliche Dekorationsformen
eingefügt, die durch Blüten- und Blattschnüre verbunden
sind.
Seine Werkstatt hat auch fremde Entwürfe ausgef., die nicht
ohne Einfluss bleiben, wie die von J.B. Fischer von Erlach
bei
der Salzburger Kollegienkirche oder im Schloss Klesheim.
Der nach Zeichnungen Fischers von diesen beiden ausgeführte
Stuck in der Kollegienkirche und in Schloß Klesheim ist
eine Höhepunkt der Kunst in dieser Materie.
In den österreichischen
Landen könnte Michael Beer Kirchenbauten der Carlone kennengelernt
haben; sicher hat er früher oder später die Wirkung
des Salzburger Doms aufgenommen. |
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5.
WERKE (SALZBURG)
5.1
Universitäts- oder Kollegienkirche zur Unbefleckten Empfängnis
Mariä (1696-1707)
1706 Diego Francesco Carloni und Paolo Aglio (d'Allio) unterschreiben
einen Auftrag für die Stuckateurarbeiten in der Kollegienkirche
von Salzburg.
Sie kombinierten ihre Talente bei mindestens einem Dutzend Anlässen.
Am 16. Mai 1706 (? oder 1705) schließt die Hofbaumeisterei
durch den Hofbauinspektoren Raimund Anton Meinrad Freiherrn von
Rehlingen, den kaiserlichen Architekten und Ingenieur Johann Bernhard
Fischer und den Hofbauverwalter Johann Matscher mit den Stuckateuren
Diego Francesco Carlone und Paolo de Allio einen Kontrakt "wegen
Auszier- und Verförttigung der Stuckatorarbeith in der neuen
Collegikürchen in Frauengartten.
Am 26. Oktober 1707 (? oder 1706) wird mit denselben ein ähnlicher
Kontrakt wegen der Verfertigung der Stuckateurarbeit an dem Hochaltare
geschlossen, und zwar:
verpflichten sich Carlone und Aglio den Hochaltar von ihrer Arbeit
durchaus mit Gewilckh, Khindln und Engln nach des Herrn Fischers
Rüss und Angaben, sinsonderheit aber die Bildtnus der Unbefleckhten
Empfängenen Muetter Gottes Mariae sambt der Weltkugel und
selbige haltenden Englen, wol erhebt, auch ihrer Kunst nach aufs
beste zuverfertigen, wie ingleichen auch ober dem Haubtgsimbs
daselbst in der Schallen die zwei Seittenvertieffungen sambt der
Halbrundung nach gleichmeßiger Angebung des Herrn Fischers
mit Franzess. Laubwerk zu zieren, vor diese Müehe und Arbeith
wird ihnen von der Hofbaumeisterei versprochen 1000 fl. (Regierungsarchiv).
Um dieselbe Zeit werden weitere Abmachungen über die fernere
Stuckateurarbeit in der Kirche getroffen:
Carlone und Aglio verpflichten sich in dem Gwelb umb das Ovalfenster
ober dem Hochaltar eine Glori mit Engeln, Kindlen, Cherubinen
und Gwilckh, nach des Herrn Fischers Anzeigung und Abredung ihrer
Kunst und Wissenschaft nach gemäß auf das Fleißigste
zu machen.
Die vier klaine Cappellen sambt deren Eingängen ihrem gemachten
und von dem Herrn Fischer approbirten Riss nach zu verfertigen.
Den Music-Chor inwendig in der Kirchen mit jonischen Capitelln,
einem gezierten Fries, auch in der Mitte mit
einem Cartell under
dem Eingang aber nach Angebund des Herrn Fischers die sechs Arkaden
zu ornieren.
An der Facciata der Kirchen yber die drei Eingängspögen
die obere zwei Seitenfenster, auch in denen Füllungen und denen
Parapeten der Thurnfenster nach des Herrn fischers Aufzeichnung,
mit weniger das Fries in der Facciata auch wo es von-nethen, die zwei keonere Kürchenportall abgeredeten maßen zu zieren.
1500 fl. (Regierungsarchiv).
Erzbischof
Johann Ernst Graf Thun stellte 1694 15.000 Gulden zur Verfügung
und berief J.B. Fischer von Erlach, nach dessen Plänen der
Bau 1696 begonnen und 1707 geweiht wurde, wobei allerdings eine
Freskierung durch J.M. Rottmayr unterblieb.
Diese Akademie,
den Benediktinern zur Verwaltung gegeben, wurde 1623 unter Paris
Lodron als bischöfliche Residenz gegründet.
Der Kirchenbau begann 1696 unter dem Erzbischof J. Ernst Thun
und dauerte bis 1707.
Um den beherrschend in den Mittelpunkt des Baus gestellten Kuppelraum
ordnen sich die steil proportionierten Raumzüge
des Lang-
und Querhauses.
In die mächtigen Eckpfeilermassen eingelassen sind zweigeschossige
zylindrische Kapellen-räume. Zwei Kolossalsäulen setzen
eine anschauliche Zäsur zu Altarraum, dessen Stuckgloriole
um die Immaculata gegen
das Licht des Apsisfensters eine Welt
zwischen Schein und Wirklichkeit entstehen lässt.
Neben der großartigen Altarwandstuckierung von Diego Francesco
Carlone und Paolo d'Allio und dem von Josef Anton
Pfaffinger 1740
geschaffenen Altar sind besonders die beiden Altarblätter
des Querhauses von J.M. Rottmayr zu erwähnen.
Gewisse typische Merkmale in der Innengestaltung, wie die relative
Einfachheit und die sparsame Verwendung von weißem Stuck
(die besten Arbeiten von Diego Carlone und Paolo d'Allio), spiegeln
den Geschmack des Erzbischofs wider, der im Einklang mit dem regionalen
Stil stand.
Es wird eine Raumform erreicht, die sich jener der Sorbonnekirche
in Paris nähert - bezeichnend für die Konvergenz italienischer
und französischer Gedanken im Denken Fischers.
Im Erdgeschoss des Mittelteils drei hohe Rundbogenarkaden
zur Vorhalle; große Fensteröffnungen, im Obergeschoss
rundbogig, zarter Dekor in den Umrahmungen von Diego Francesco
Carlone und Paolo d'Allio. In der durch Rundbogen-
fenster und einem
Ovalfenster im Gewölbe durchlichteten Apsis Stuckglorie aus
Wolken, Strahlen und Engeln um die Figur
der vor dem Fenster schwebenden
Maria Immaculata; die von Putten bevölkerten Wolken aufsteigend
über die Wandgliederung und das Gebälk hinweg in die
Halbkuppel der Wölbung, wie schon erwähnt, wurden 1707
von Diego Francesco Carlone und Paolo d'Allio nach Entwurf J.B.
Fischers von Erlach ausgeführt.
5.2 St. Johannisspitalskirche
Die Kirche befindet sich im Hof des Regionalspitals im Bezirk
von Mülln, wo sich das Schloß des Barons von Grimmig
erhob, das vom Erzbischof Johann Ernst Thun im Jahre 1688 gekauft
wurde.
Nach elf Jahren wurde das Spital mit der Kirche nach den Plänen
von Fischer von Erlach errichtet; er hat das ganze Programm der
inneren Dekoration durchgeführt.
Der Name von Carloni scheint nicht in den Buchhaltungsregistern
unter den Mitarbeitern von Fischer auf, aber man braucht
nur die
Dekorationstechnik zu beobachten: stilisierte Pflanzengirlanden
von vier Putten getragen, Akanthusblätter
; z.B.
"Der
segnende Gott" hat eine Stilähnlichkeit wie die "Glorie"
der Universitätskirche.
Auch die zwei Figuren in den Nischen im Hauptschiff die "Hl.
Anna mit Maria als Kind" und der "Hl. Josef mit Jesuskind"
wirken reif wie die im Hauptaltar in der Ursulinenkirche.
Ihr Gesicht ist streng wie das einer alten Frau.
5.3 Ursulinenkirche des Hl. Markus
Die Kirche des Hl. Markus der Ursulinen befindet sich wo früher
das Seminar war, das 1669 von einem Schutt zerstört
wurde.
Der Erzbischof Johann Ernst Thun beauftragt 1695 den Arch. Fischer
von Erlach ein Institut für die Frauenerziehung zu
errichten,
das von den Ursulinen aus Klagenfurt verwaltet wird.
Die Arbeiten dauern von 1699 bis 1704.
Die Altären sind mit Statuen aus dem klassischen Stil von Diego
Francesco Carloni.
Auf dem Hauptaltar befinden sich: der "Hl. Johannes
Evangelist
und Johannes der Täufer", der "Hl. Josef mit Jesuskind"
und die "Hl. Anna mit Maria als Kind".
Auf dem linken
Altar befinden sich: der "Hl. Nikolaus von
Tolentino" und ein "Hl. Bischof".
Auf dem rechten Altar befinden sich: die
"Hl. Katharina"
und die "Hl. Agnes".
Die Gruppe von der Hl. Anna wirkt leicht wie die in der Johannisspitalkirche
und ist sicher auch eine Wiederholung der
Modelle, die in der
Werkstatt von Giovanni Battista in Schlierbach entstanden sind.
Die zwei sich an den Seiten des Haupt-altars befindenden Statuen
von Johannes Evangelist und Johannes dem Täufer sind sehr
ähnlich wie die in der Kirche von Rattenberg.
Die Zuschreibung an Diego Francesco Carloni der zwei Statuen des
rechten Altars ist zweifelhaft, da sie nicht so locker
ausgeführt worden sind; jedenfalls soll es sich um einen
engen Mitarbeiter Carlonis handeln.
Sicher von Carloni ist die
Kanzel mit den theologischen Tugenden;
die Reliefs sind mit den Medaillons von Lambach vergleichbar.
In der Kollegien-
kirche sind sie wegen der Ornamentik von größerer
Nüchternheit geprägt.
5.4 Schloss Klesheim
1708 Carloni und Paolo Aglio bekamen einen Auftrag für die
Stuckateurarbeiten in verschiedenen Säle und auf die Treppen
des Schlosses Klesheim. Die Arbeiten wurden 1709 bezahlt.
Erzbischof Johann Ernst Graf Thun erwarb 1690 zunächst diesen
Grund, um darauf eines Fasanerie zu errichten. Er besann sich
jedoch anders und ließ in den Jahren zwischen 1700 und 1709
nach Plänen von Johann Bernhard Fischers von Erlach
das Lustschloss
erbauen. In diesem Schloss zeigt sich Fischer von Erlach
von den Bauideen des oberitalienischen Manierismus beeinflusst.
Die Stuckarbeiten im Innern (1709) fertigen Paolo d'Allio und
Francesco Diego Carlone.
Die von oberitalienischen Bauidee des 16. Jh. abzuleitende Anlage
entsprach in der ursprünglichen Form (Öffnung des Mittelteils)
nicht den klimatischen Bedingungen des Standorts, wodurch Veränderungen
notwendig wurden, so dass das
Schloss erst 1732 vollendet
werden konnte. Großzügige Anordnung von Auffahrt, Vestibül
und Treppenhaus.
Hitlers Gäste-
haus (1940), seit 1993 das Gästehaus der
Salbzurger Landesregierung.
Im Park nördlich des Schlosses das nach Fischer von Erlachs
Plänen 1694 errichtete Hoyos-Schlösschen.
Die vornehme,
auf die Gewölbe und Bogenscheitel beschränkte
Stuckierung von Paolo d'Allio und Diego Francesco Carlone bleibt
auch in
der Beletage zurückhaltend.
Fischer von Erlach wurde vom Franz Anton Fürst von Harrach
zu Rat gezogen, somit wurden die beiden Stuckateure beauftragt.
Aus der Baugeschichte von Schloss Kleßheim beispielsweises
sind uns einige Verträge erhalten, welche die Arbeiten der
Stuckateuere Paolo d'Allio und Diego Francesco Carlone zum Inhalt
haben. Beinahe jedes dieser Schriftstücke enthält den
Satz: "
alles dies nach des Herrn Fischers Riss und
Angaben". Fischer von Erlach zeichnete neben der architektonischen
Planung also auch für verschiedenste Dekorationsdetails verantwortlich.
Der erste
Vertrag wird am 19. Mai 1708 von Paolo Allio mit dem Namen "Carloni"
unterschrieben.
Inbegriffen sind die Stuckateurarbeiten des Zentralsaales, der
Laterne und der ovalen Fenster mit den acht Fensterarchitraven,
acht jonischen Kapitellen, die Voluten der zwei Säle (heute
nicht mehr sichtbar): alles nach Fischers Hinweise.
Der zweite Vertrag vom 29. Oktober 1708 sieht folgende Arbeiten
vor: die Stuckteurarbeiten der Kapelle, des Oratoriums, des Empfangsaales
und der Treppen des Schlosses, die Fassadenfenster mit Figurenpaar
und die Fenster der kleinen Sälen.
Im Mai 1709 bekommt Carloni einen Teil der Geldsumme, die auch
erhöht wird: "weil die Stuckateure eine Arbeit über
ihre Möglichkeiten geleistet haben".
Wie aus einem Bericht des Bauinspektors des erzbischöflichen
Hofes von Salzburg hervorgeht werden die Arbeiten im Juli unterbrochen,
da keine Bezahlung der Arbeiten stattfindet. Somit sind die Arbeiten
in der Kapelle und im Empfangssaal nur teilweise ausgeführt.
Der Erzbischof J. Ernst Thun, der der Auftraggeber von Fischer
von Erlach war, stirbt: Aus diesem Grund erhält Diego
Francesco
keinen weiteren Auftrag mehr.
Seine Werke sind von zwei verschiedenen Arten:
Die Statuen der Fensterbögen
auf der Fassade und auch die
Stuckateurarbeiten auf den Seitenfenstern und in den inneren Räumen.
Die Statuen auf dem Bogen des Zentralfensters werden links mit
der "Großmut" und rechts mit der "Vorsicht"
identifiziert, die letzte Figur wohl
mit Spiegel und Schlange
zweifellos erkennbar.
Die "Großmut" erweckt Zweifel wegen des ovalen
Schildes.
Das Statuenpaar oberhalb den Seitenfenstern sind die vier Jahreszeiten:
links "Herbst und Winter" und rechts "Frühling
und Sommer". Die sitzenden Figuren sind nach Giovanni Battista
als Beispiel genommen, jedoch mit Neuigkeiten: Die Struktur
des
Paares nach dem Kriterium der Symmetrie ins Zentrum gesetzt, bleibt
auch die autonome Figur aber sie ist nicht nur
mehr dekorativ,
sondern in die Architektur harmonisch eingesetzt: die sitzenden
Figuren wirken dynamisch, diese Technik
war vor ihm völlig
unbekannt: z.B. die verschiedenen Bewegungen der Füße,
die Position des Kopfes.
Von großer Sorgfalt
und realistisch ausgeführt ist
die Blumengirlande auf dem Haupt des Frühlings oder die Früchtedekoration
des Sommers.
Das elegante Antlitz der Figuren mit den feinen Linien wird als
Beispiel genommen.
Für die Stuckateurarbeiten verwendet er die Dekoration "a
viticcio" (Rankenornament) als Basis für das sog. "nastro
piatto" (Flachband).
5.5 Kirche zur Himmelfahrt Mariae in Mülln
1709 Carloni und Paolo Aglio bekamen einen Auftrag für die
Stuckarbeiten für die Sakrestei der Pfarrkirche von Müll.
Sie befindet sich in der Vorstadt am Fuße des Mönschsberges
und hat eine komplexe Geschichte.
Der seit 1461 als Pfarrkirche dienende Bau wurde 1605 den Augustiner-Eremiten
übergeben und kam 1835 in den Besitz
der Benediktinerabtei
Michaelbeuern. Die ist im Kern ein einfacher spätgotischer
Saalbau, der 1453 eingeweiht wurde.
Mehrmals umgebaut und zw. 1600 und 1700 barockisiert.
Zwischen 1735 und 1738 wurde der Innenraum reich stuckiert und
umgestaltet.
Im Gewölbe zarte Stuckrahmen und Blattstäbe, Stuckkartuschen
in den Bogenzwickeln der Wände und Puttengruppen an
den Bogenscheiteln;
in den nördl. Wandnischen stuckierter Kanzelkorb und Oratoriumsbrüstung;
Portale in den konvexen Wandfeldern von Inschriftkartuschen mit
Blattgirlanden bekrönt.
Die Tätigkeit von Diego Francesco ist begrenzt: eine Rechnung
von 1709 bezüglich Stuckateurarbeiten in der Sakristei.
1747 wird sein Werk wegen Erhöhung des Raumes teilweise zerstört;
es sind nur die Dekorationswände übrig geblieben.
Auf der Eingangstür befindet sich ein Medaillons mit der
Darstellung des Glaubens mit Dekorationen von Teilen von Rose-
reliefs
gleich wie die in Klesheim, mit einem Bogen mit zwei Putten.
Seitlich der Eingangstür Marmorbecken umgeben von Ornamentik
mit reichen Vorhängen, die mit zwei Puttenköpfen enden.
In der Sakristei,
die 1709 an die Kirche gebaut wurde, befindet sich ein Wandstuck
urk. von Diego Francesco Carlone 1709 (Türumrahmung mit Relief
des Hl. Bernhart), Deckenstuck von 1736.
Ehem. Klostergebäude, jetzt Pfarrhof und seit 1890 Brugsthof:
im Bräustübltrakt Portal mit Stuckumrahmung um 1710,
wohl
von Diego Francesco Carlone.
5.6
Tätig nicht nur als Schöpfer von figuralen Stuckateurarbeiten,
sondern auch als Schöpfer von Stuckstauen in Österreich:
Büste des Herakles, Büste eines Antiken Helden und weibliche
Büste, vielleicht Probestück für die Figuren der
Seitenaltäre
in der Stiftskirche Einsiedeln. Um 1730/40.
Stuckmarmor, weiß, Höhe 40 cm. Einsiedeln, Stiftssammlungen.
In der Dissertation
von J. Sturm im SS 1968/69 "Beiträge zur Architektur
der Carlone in Österreich" gibt es keine Tätigkeit
von Diego Francesco.
WERKE (OBERÖSTERREICH)
Seine Rolle als Vermittler und Verbreiter von Beispielen und Tendenzen der Barock-Skulptur in Süddeutschland und Österreich ist nicht zu unterschätzen und eine Grundlage für die Entwicklung des Rokoko.
Sein Stil war stark von der römischen Barockplastik beeinflusst. Seine Stärke lag nicht in der Ausführung des Einzelwerkes, sondern im Entwurf, in dem sich ein Stilwandel mit neuen Figurentypen und Dekorationsmitteln vollzieht. Außerdem übernahm er die letzte Überarbeitung der rohen Stuckfiguren selbst und entwickelte über kleine Abwandlungen der Grundform allmählich einen anderen Stil, der so nur von einem einzelnen Künstler getragen werden kann. Das Gros seiner Werke bilden die überlebensgroßen, fast ausschließlich weiß gehaltenen Gewandfiguren, auf die er sich gegen Ende des zweiten Jahrzehnts zunehmend beschränkt. Die geringe Individualität der Figuren macht sie gegeneinander austauschbar. In ausschließlich dekorativer Funktion treten die gerahmten Figurenreliefs auf, die sich meist in reich geschmückten Repräsentationsräumen finden.
Anders als im süddeutschen Raum üblich, behält das Pflanzenornament von den frühen bis zu den letzten Werken einen gleichbleibenden Anteil. Das sehr unterschiedlich breite Bandelwerk weist wenig Pflanzliches nur an den Knickungen und Kurven auf.
Beim architektonischen Retabelaltar folgt er einem feststehenden Typus, der nur geringfügig variiert wird: breiter, doppelter Sockel, darüber einfache oder doppelte Säulenordnung vor pilasterartigen Rücklagen, stark gestuftes Gebälk, das in der Mitte von dem erweiterten Rahmen des Gemäldes stark überschnitten wird, darüber ein Auszug mit Gemälde oder Relief. In diesem Gerüst werden Figuren und pflanzliche Dekorationsformen eingefügt, die durch Blüten- und Blattschnüre verbunden sind.
Seine Werkstatt hat auch fremde Entwürfe ausgeführt, die nicht ohne Einfluss bleiben, wie die von J.B. Fischer von Erlach bei der Salzburger Kollegienkirche oder in Schloss Klesheim. Der Einfluss Fischers zeigt sich z.B. in der Linzer Karmeliterkirche
im Verhältnis von Raum und Raumschmuck.
Seinerseits beeinflusst er Egid Quirin Asam und seinen Schüler Joseph Anton Feuchtmeyer.
5.1 Kremsmünster: Stuck im Kaisersaal
1719 verkleidet er im Kaisersaal des Benediktinerstifts am Südende des Gasttraktes die Wände mit Stuck. 1720 wird er für
die Dekoration des Kaisersaales bezahlt. Es ist das letzte Relief, das er gemeinsam mit Allio ausführt.
5.2 Lambach: Stuck (BH Wels)
Am Hochaltar der Kirche Mariae Himmelfahrt mit einem mächtigen, den ganzen Chorschluss einnehmenden Säulenaltar,
schuf er zusammen mit Paolo d'Allio die Dreifaltigkeitsgruppe sowie die Engel und Wolken.
Im Nordflügel des sog. „Neuen Konvents“ des Benediktinerstiftes gestaltete er 1708 im Refektoium figurale und ornamentale Stuckdekorationen, über den Fenstern Büsten der Ordensstifter und an den Leibungen der Fensternischen Tugenden. Das Portal des Refektoriums gegen den Konvent und das Lavabo daneben stammen ebenfalls von ihm (1707 bis 1709) sowie auch die Stuckdekoration im Ambulatorium im zweiten Obergeschoss über dem Refektorium (1708/09).
5.3 Linz: Karmeliterkirche Hl. Josef, Stuck
Stuckierung der Seitenaltäre mit Figuren der Hl. Anna, Joachim, Josef, Jesus, Hl. Theresa sowie den Propheten Elias sowie Decken- und Wandstuck zusammen mit Paolo d'Allio in den Jahren 1710 bis 1715.
5.4 St. Florian: Stuck (BH Linz-Land)
1698 wird er zum erstenmal in den Rechnungsbüchern des Augustiner Chorherrenstifts erwähnt, dessen Anlageplan von
seinem Onkel Carlo Antonio Carlone stammt. Was er ausführte, ist unklar. Der Betrag von 24 Gulden lässt jedoch auf
kleinere Arbeiten schliessen.
1704 ist eine Bezahlung für die Dekoration des Audienzsaales, des angrenzenden Appartements und der Kapelle der
Prälatur vermerkt, die der Probst Franz Claudius Kröll in Auftrag gab. Das ikonographische Programm der Hauskapelle ist
der Himmelfahrt und der Krönung Marias gewidmet, die Anton Hannotin im Gewölbe malte, während die Stuckarbeiten an
der Nord- und Südwand Reliefs in zwei Medaillons mit der Allegorie der Kirche und des Glaubens und an der Westwand
zwei Reliefbüsten mit dem reuigen Petrus und der büßenden Magdalena darstellen. Zwischen den Fenstern sind der Erzengel Michael und Schutzengel abgebildet.
Der Stuck im Wohnzimmer und im Audienzzimmer, das auch als Speise- und Musikzimmer diente, zeigt Allegorien und
Szenen aus dem alten Testament sowie Reliefs mit musizierenden Engeln und Musikinstrumenten. Auf der Seite mit Aus-
blick auf das Salettl findet man einen Putto mit dem Zeichen des Adlers.
1712 wird er für vier Statuen in den Kaiserzimmern im zweiten Stock, in der sog. „Saletta“ des neu gebauten Stiftsgebäudes bezahlt. Die Nischenfiguren aus Stuckmarmor stellen die Wachsamkeit und die Keuschheit dar.
(NIEDERÖSTERREICH)
5.5. Pfarrkirche Hl. Stephanus, Kirchberg am Wagram
Der Altaraufbau, die Kanzel und die Blendkanzel (Suchy S.69)
(TIROL)
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5.6. Rattenberg, Servitenkirche (1707-09)
Stuckglorien der Presbyterien (Schemper S. 514) |
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6. ABBILDUNGEN
KOLLEGIENKIRCHE
5.1.1 - Engel, Detail aus dem Triumphbogen
5.1.2 - Absis (catino absidale): unbeflächtes Empfängnis
5.1.3 - Putte, Detail der Dekoration des Nebenschiffes
ST. JOHANNISSPITALKIRCHE
5.2.1 - die Hl. Anna mit Maria als Kind
URSULINENKIRCHE
5.3.1 - Seitenaltar: die Hl. Katharina von Alessandria
und die Hl. Apollonia
SCHLOSS
KLESHEIM
5.4.1 - Fassade
5.4.2 - Fassade: Details der Allegorie des Vorsichts und
der Allegorie des
Sommers.
5.4.3 - Ansicht des Eingangssaales
5.4.4 - Detail der plastischen Dekoration auf dem Bogen des
Eingangssaales
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zu 5.1. http://www.stift-kremsmuenster.at/fileadmin/user_upload/stift/Inhalt/Kaisersaal1.jpg; 15.01.2010
zu 5.2. in Colombo, Coppa; S.170; Abb.70
zu 5.3. in Colombo, Coppa; S.176; Abb.74
zu 5.4. http://cms.ttg.at/alias/stift-st-florian/tagungen/1177467/prunkraeume.html?&_lang=de; 15.01.2010
zu 5.4. Keuschheit in: Decker, S.49; Abb.27
zu 5.5. http://www.pfarrverbandkirchbergamwagram.at/index.php?id=34; 15.01.2010
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7.
BIBLIOGRAPHIE
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da Giovanni Treccani, Roma 1977, 397-399
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Saur, Allgemeines Künstler-Lexikon, KG Saur, München
Leipzig 1997, 436-437
U. Thieme, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, VI.
Band, Verlag E.A. Seemann, Leipzig 1912, 6
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Schuler Verlagsgesellschaft, Herrsching 1983, 62
Kunst und Kultur des Barock und Rokoko, Anthony Blunt, Herder
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Knauers Kulturführer in Farbe Österreich, Droemer Knaur,
München/Zürich 1977, 391,394
Norbert Lieb, Die Vorarlberger Barockbaumeister, Schnell &
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Stadtmuseum Linz, Linzer Stukkateure, Katalog zur ersten Ausstellung
des Stadtmuseums Linz im Nordico 27. September
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1973, 61,62
Franz Martin, Salzburgs Fürsten in der Barockzeit 1587 bis
1771, Verlag "Das Bergland-Buch, Salzburg 1949, 171
Reclams Kunstführer Österreich, Band II, Philipp Reclam
Jun., Stuttgart 1974, 580,623
Hans Sedlmayr, Johann Bernhard Fischer von Erlach, Deutsche Verlags-Anstalt
GmbH, Stuttgart 1997, 110
Österreichische Barockarchitektur 1690-1740 von Hans Sedlmayr,
Dr. Benno Filser Verlag GmbH, Wien 1930 66
Wolfgang Steinitz, Salzburg, ein Kunst- und Reiseführer für
die Stadt und ihre Umgebung, Residenz Verlag, Salzburg und
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1989, 89,91,156,159
Österreichische Kunsttopographie, die kirchlichen Denkmale
der Stadt Salzburg, bearbeitet von Dr. Hans Tietze mit archivalischen
Beiträgen von Dr. Franz Martin, in Kommission bei Anton Schroll
& Co., Wien 1912, 237,238,248
weiters:
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Oberösterreich , Wien, 1958
DBI; Dizionario biografico degli Italiani , Bd. 1, Roma, 1960 - DBI XX, 1977 (Lit)
ÖKL IV, 1978 Saur, Allgemeines Künstler-Lexikon, München Leipzig, 1997, S 436 U.
Thieme – F. Beker, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künste , Band VI, 1912
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sowie
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Petra Suchy (2008): CARLO INNOCENZO CARLONE IN NIEDERÖSTERREICH, Ein Wanderkünstler im politischen und sozialen Umfeld an der Schwelle zum 18. Jahrhundert, Diplomarbeit, Wien
Ingeborg Schemper-Sparholz (1999): Skulptur und dekorative Plastik, in: Hellmut Lorenz (Hrsg.), Kunst in Österreich, Barock, München, S.461 - 548 |
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Oktober 2004; ergänzt von Kerstin Klimmer, Februar 2010 |
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