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1.
CARLONE, Domenico (Dominicus; Dominico)
Carloni; Carlano;
Corlan; Corton
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Baumeister,
Stuckateur |
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3. BIOGRAPHIE
* um 1615, Scaria
† 26.01.1679, Wien |
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Sohn eines
Lukas Carlone;
seine Geschwister: Silvestro und Carlo Martino; wann die Zusammenarbeit
von Domenico und
Carlo Martino begann, wissen wir nicht aber sie
begründet jedenfalls eine überaus leistungsfähige
Werkstätte, die auch
größte Aufträge bewältigte.
1639 heiratete er in Graz als gelernter Maurer und Stuckateur
Barbara Tötscher.
Aam 27.11.1645
in Wien beim Test. seines Onkels als Maurerpolier
bez.;
ab 1646 in Wien Meister, später Baumeister bzw. Hofmaurermeister;
erwirbt 1654/1655 käuflich von den Erben des Steinmetzmeisters
Pietro Maino Maderno, wo er am
26. Jänner 1779 starb, Haus-
und Grundbesitz auf der "Laimgrube" und besaß
1669 einen Ziegelofen vor dem Burgtor;
zwischen 1656 und 1667 Geburten von Kindern (aus zweiter Ehe),
deren Taufpaten alle Mitglieder der Familie Carlone sind;
ab 1671 erschien er regelmäßig in den Listen der Zunftmeister.
Zzu Domenicos Freundeskreis gehörten u.a. der Architekt Giovanni
Pietro Tencalla, der Bildhauer Simeon Allio, der Maler Michael
Hell, der Orgelbauer Christoph Vogel, der Stuckateur Domenico
Piazoll und der Maurermeister Jakob Spazzo. |
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5.
WERKE (WIEN)
5.1 erb.
1645 die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariabrunn in Wien
(14.
Bez.; ehemalige Kirche des Augustiner-Barfüßerklosters),
evtl. auch den 1655 dat. daneben befindlichen "Ursprungs-brunnen";
nach der Legende wurde darin die Gnadenstatue gefunden; das Ursprungsbrunnen
ist ein kleiner Aufbau mit vier toskanischen Säulen und Schmiedeeisengitter
erbaut vom Arch. D. Corton (Domenico Carlone ?). Ddas Protocollum aus
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nennt
Domenico als ausführenden Baumeister der Bauvollendung.
5.2
1648 ist er auch in Wiener Neustadt urkundlich belegt, wo er Pläne
für den künstlerisch anspruchslosen Bau des Stadtspitals
lieferte.
5.3
urkundlich gesichert ist die Urheberschaft Carlones für das
Palast Abensperg-Traun (erb. ab 1655; 1857 abgebrochen)
in der Wiener Herrengasse.
Die große Bauparzelle zw. der Herrengasse, der Strauchgasse
und der Freyung wurde 1651 von Ernst III. Graf Abensberg-
Traun
vereinigt.
1655 bis 1666 herrschte dort eine in den Quellen detailliert festgehaltene
rege Bautätigkeit ; neben Domenico war an der Bauleitung
wie auch in der Herrengasse Carlo Carnevale beteiligt.
In den Jahren 1655 bis 1658 führt "Dominico Carlon"
besonders umfangreiche Bauarbeiten aus, die aller Wahrscheinlichkeit
nach auch die Fassade betrafen.
5.4 Schloss Petronell
Domenico wird vom Baubeginn (1660) an bis 1668
als Baumeister genannt, daneben erscheint ein Carlo (wohl Carlo
Martino)
bis 1667. Mit diesem Jahre geht die Bauleitung des erst
im Rohbau vollendeten Festsaaltraktes an Carlo Canevale über,
wohl eine Folge des Ablebens Carlo Martinos. Canevale setzt die
Arbeit mit den schon angedingten Malern und Stuckarbeitern fort.
im Frühjahr 1660 legten die Maurermeister Domenico und Sigmund
Mitterlehner Konkurrenzkostenvoranschläge zum Umbau des Schlosses
vor. Die Planrisse als Unterlagen für die Ausarbeitung der Kostenvoranschläge
mußten also bereits spätestens 1659 vorhanden sein. Den Bauauftrag bekam Domenico "zugeschlagen", und mit
der Bausaison 1660 begann der Schloss-umbau, der sich mit
einer Unterbrechung von 1663 bis 1665 bis 1680 hinziehen sollte.
Er führt
dort 1660 bis 1666 außerdem
mit Carlo Martino die Amalienburg
und den Leopoldin Trakte (Pläne von Filiberto
Lucchese) der Hofburg aus und leitet die Arbeiten zu deren
Wiederherstellung nach dem Brand von 1668; man begann unter finanziell
ungünstigen Bedingungen in vergrößertem Umfang
mit dem Neubau.
1668 bis zu seinem Tode: Mitarbeit als Bauführer beim ersten
Verbindungsbau der Alten Burg mit der Amalienburg der
Hofburg. Die Bauarbeiten leiteten die Baumeister Carlo Martino und Domenico,
ab 1666 auch Silvestro, die sich am 12. Juli
1660 verpflichetet
hatten, das Gebäude "in Pausch" um fl. 21.000 bis
zum Dach auszuführen. Die später als Prototyp gehandelte Fassade hat hohe, übergreifende
Pilaster in keiner einheitlichen, architektonischen Form; charakteristisch
ist
die ins unendliche gehende Repetition gleichförmiger
- ursprünglich 29 - Achsen ohne Mittelakzent. |
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6.
BIBLIOGRAPHIE
Saur, Allgemeines
Künstler-Lexikon, K.G. Saur, München, Leipzig 1997,
437
Arte
Lombarda XII. 1967 II, W. Kitlitschka, das Schloß Petronell,
107,108
S.A. Colombo, S. Coppa, I Carloni di Scaria, Fidia edizioni d'arte,
CH Lugano 1997, 34
Dehio-Handbuch, Wien 1954, 68,168
P. Fidler, Architektur des Seicento, Baumeister Architekten und
Bauten des Wiener Hofkreises, Innsbruck 1990, 44,45,46,183,199,210
M. Marangoni, I Carloni, Fratelli Alinari Soc.An. I.D.E.A., Florenz
1925, 24
G. Praschl-Bichler, Wien speziell. Architektur des Barocks, Wien
1990, 20,142
J. Sturm,, Beiträge zur Architektur der Carlone in Österreich,
Dissertation im SS 1968/69 an der Universität Wien, Teil
I., 7,8,9 |
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©Patrizia
Menin, Oktober 2002 |
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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
bez. |
bezeichnet |
dat. |
datiert |
erb. |
erbaut |
Test. |
Testament |
zw. |
zwischen |
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