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Duca, Lodovico del |
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1.
DUCA, Lodovico del (Ludovico); (de)
Duca
selbst nennt sich und wird genannt "Ludovico Duca"
oder "de Duca siculus civis romanus" oder "Lodovico
Ciciliano" (Thieme-Becher 10, 1914)
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Bildhauer,
Bronzengießer (SAUR 30 und Thieme-Becher 10) |
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3. BIOGRAPHIE
* ?, Cefalú
nach 1601
Lodovico del
Duca wird mit seinem in Orvieto tätiger Zeitgenossen Lodovico
Scalza von Titi verwechselt, deswegen die wiederkehrende Beilegung
des Familiennamens Scalza (Scalzi, Scalzo), (Thieme-Becher 10,
1914).
Die früheste
Nachricht über ihn ist vom 6. Juni 1551, wo Vasari in einem
Brief an Ridolfi in Florenz für einen Ludovico eine Unterstützung
verlangt, der für den Palast Ridolfi Bronzenbüste nach
antiken Vorbildern gegossen habe (Im Saur Lexikon
wird die Identifizierung
nur vermutet).
1568 wählt
Roncalli delle Pomarancie Duca und den florentinischen Bronzegießer
Susini als Sachverständige für die
Schätzung von
Bronzereliefs des Calcagni in Loreto ( Thieme-Becher 10, 1914).
Die erste
gesicherte Nachricht über Lodovico del Duma ist von 1570/1571 in Zusammenhang mit seiner Mitarbeit an dem
von seinem Bruder
Giacomo entworfenen Grabmal der Elena Savelli in der Lateranbasilika
in Rom (1. Pfeiler, 1. Seitenschiff). Die michelangeleske Architektur
und die Büste der Verstorbenen sind von Lodovicos Bruder
Giacomo del Duca. Mit dem Guss der drei runden Bronzemedaillons,
beiderseits über die Büste und als unterer Abschluss,
beteiligt sich Duca an der Arbeit.
Die drei Medaillons enthalten
in Hochrelief michelangeleske Figuren des Jüngsten Gerichts
(oben Christus als Richter und Engel, unten Auferstehende). Nach
SAUR sind noch ein Engel und das Wappen neben der Bronzenbüste
der Verstorbenen Lodovico zuzuschreiben.
Ebenfalls
zusammen mit seinem Bruder gießt Lodovico die das Christusemblem
rahmenden Strahlen (nicht mehr erhalten)
des von Bartolomeo Ammanati
entworfenen jesuitischen Ordenswappens am Portal von der Kirche
Il Gesú in Rom.
Sein erstes
Werk allein ist der Guss der Bronzestatue von Kaiser Maximilian
I. für dessen Grabmal in der Hofkirche in Innsbruck, ein Auftrag,
der zuvor 1582 von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol u.a. Lodovicos
Bruder Giacomo angetragen und
von diesem abgelehnt worden ist.
Eine mögliche Version der Geschichte ist, dass der Guss der
knienden Bronzestatue des Kaisers durch Hans Christian Löffler
missglückt ist. So tritt man 1582 in Verhandlungen mit Lodovico
de Duca. Dieser verpflichtet sich, die Statue auf eigene Gefahr
zu gießen. Am 26. Mai erhält Duca das ausbedungene
Honorar.
Am 12. Oktober 1584 schreibt Duca an den Erzherzog aus
Rom und steht noch 1585 in Verbindung mit ihm.
Von Werken,
die Duca während seines Innsbrucker Aufenthalts gleichzeitig
für Wilhelm V. von Bayern ausgeführt haben soll,
ist
keines erhalten.
Zurückgekehrt
nach Rom, erhält er nun zahlreiche Aufträge unter dem
Pontifikat von Sixtus V.
Unter der
Leitung von Domenico Fontana gießt er 1586 (od. 1588, nach
Thieme-Becher 10, 1914) zusammen mit dem Vor-steher der päpstlichen
Gießerei Bastiano Torrigiani nach Modellen von Prospero
Bresciano und Cecchino da Pietrasanta
die vier Löwen am Fuß
des Obelisken von der Lateranbasilika. Nach Thieme-Becher habe
Lodovico zusammen mit den-
selben Künstlern auch die Löwen
am Obelisken vor St. Peter gegossen. Genauere Angaben über
diese Arbeiten macht
Duca als
Zeuge in einem Prozess am 14. Januar
1592 gegen einen gewissen Orlando Landi (Thieme-Becher 10, 1914).
Wieder gemeinsam
mit Torrigiani arbeitet er 1586 - 90 am vergoldeten Bronzetabernakel
in der von Fontana errichteten
Cappella Sistina in S. Maria Maggiore:
Guss des Tempietto zur Aufnahme der Hostie nach Entwurf von Giovanni
Battista
Ricci und Andrea Soncino. Die Zahlungen reichen von 1587
bis 1594. Wie die Arbeit aufgeteilt war, ist nicht völlig
geklärt;
doch sollen die klassizistischen Engel von Torrigiani,
das tempelartige Ziborium mit den michelangelesken Figürchen
von
Duca sein.
Im Auftrag
eines Neffen von Kardinal Savelli (1593) gießt er das vergoldete
Bronzekruzifix für den Altar des Hl. Ignatius in
Il Gesú
(1798/99 geraubt). Eine Beteiligung del Ducas an der Dekoration
der Sakramentskapelle der Lateransbasilika wird
bis jetzt nur
vermutet.1600 wird Duca mehrfach als Gutachter von Bildhauerarbeiten
herangezogen, zusammen mit Antonio Gentili in der Lateransbasilika
und mit dem florentiner Bronzengießer Antonio Susini für
die Bewertung einer Arbeit von
Antonio di Bernardino Calcagni
in der Cappella della Pietá in der Basilika von Loreto.
Wohl zur finanziellen
Absicherung schafft Duca auch Gusse von Kleinbronzen nach antiken
Modellen, wie den Marc Aurel (Florenz, Bargello).
Mit ihm in
Verbindung gebracht wird auch das Bronzebild einer Pietá,
eine ikonographisch eigenwillige Kombination einer Engelspietá
und einer Muttergottes mit dem toten Sohn unter dem Kreuz.
1598 wird
Duca für ornamentale Arbeiten in der Lateranbasilika bezahlt.
Von 1601 ist
die letzte Erwähnung, als er von der Kongregation von S.
Maria di Loreto einige Gipsabgüsse erhielt, die sein Bruder
Giacomo dort zurückgelassen hatte.
Duca ist im
Allgemeinen jener römischen Gruppe von Bronzengießer
und geschickten Technikern beizuzählen, deren künstlerische
Traditionen noch auf Michelangelo und Guglielmo della Porta zurückgingen.
Selbstständige künstlerische Schöpfungen Ducas
lassen sich nicht nachweisen. Er dürfte sich nur als Techniker
und Gießer nach fremden Modellen
betätigt haben. In
den Verhandlungen mit Erzherzog Ferdinand 1582 gibt er selbst
zu, noch keine großen Güsse durch-
geführt zu haben
(Thieme-Becher 10, 1914). |
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Häufiger
als bis jetzt in der Literatur beschrieben mag Lodovico, der nicht
als selbstständiger Bildhauer hervortrat, von seinem Bruder
Giacomo beschäftigt und gefördert worden sein. Lodovicos
Bruder Giacomo (Jacobo) del Duca wurde um 1520 in
Cefalú
geboren und starb 1604. Hauptsächlich war er in Rom und Messina
tätig. Dieser wird außer als Bronzenbildhauer und Bronzengießer
auch als Architekt und Gartengestalter bezeichnet und war also,
im Vergleich mit Lodovico, als selbständiger Künstler
viel bekannter.
In Rom tritt
er als Bildhauer und Gießer in die Werkstatt Michelangelos
und bleibt dort bis zu Michelangelos Tod 1564. Der Einfluss Michelangelos
ist tatsächlich in Werken Giacomos und damit auch Lodovicos
immer wieder zu erkennen.
Eine große
Rolle beim Gewinnen wichtiger Aufträge spielt sowohl für
Lodovico als auch für Giacomo ihrer Onkel Antonio del Duca.
Zu seinem Freundeskreis zählen berühmte Persönlichkeiten
wie Ignatius von Loyola und Philipp Neri, der als Priester
in
S. Maria in Loreto lebte. Am Bau S. Maria von Loreto nimmt Giacomo
selbst mit eigenen Entwürfen teil; die Kirche und Klosteranlage
mögen Lodovico, wie schon in seiner Biographie erwähnt,
auch bekannt gewesen sein.
Möglichen
Verbindungen, die zu dem Auftrag für den Guss der knienden
Figur Maximilians für dessen Kenotaph beigetragen haben,
demselben, den Giacomo dann ablehnt und wahrscheinlich Lodovico
überlässt, sind einerseits die Beziehungen mit Cristoforo
Madruzzo, Fürstbischof von Trient (nach Bernardo Clesio,
1539 - 1567) und von Brixen (1542 - 1578) (DAL PRÀ,
1993)
und andererseits der erfolglose Versuch Philipp II von Spanien,
Sohn Karls V und Neffe Ferdinand I, ein Tabernakel
zu verkaufen
(SAUR 30, 2001, S. 143 - 145). |
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5.
WERKE (TIROL)
5.1
Guss der Bronzestatue von Kaiser Maximilian I. für den
Grabmal in der Hofkirche in Innsbruck (1583)
Für die
Figur des Kaisers am Hauptplatz des Kenotaphs in der Hofkirche
existiert bereits seit 1565 ein Modell von Alexander Colin. Die
vier Virtutes, die nach Programm die Figur des knienden Kaisers
umgeben sollten, ebenfalls von Colin modelliert, wurden schon
1570 vom Bildgießer Hans Lendenstreich aus München
gegossen. Nachdem aber Lendenstreich eine übertriebene Summe
für den Guss der Figur Maximilians verlangt hatte, wurde
er entlassen.
Erst 1583
erscheint in Innsbruck Ludovico de Duca, ein für die Innsbrucker
Regierung unbekannter Italiener ohne Referenzen. Die Notwendigkeit,
einen Gießer aufzutreiben, ist aber so offensichtlich, dass
der Erzherzog Ferdinand noch 1583 den Auftrag zum Guss des knienden
Kaisers an de Duca erteilen lässt (Eine detailiertere Beschreibung
der Gussarbeiten in KNITEL, 1987, S. 199). De Duca wird die Mühlauer
Gusshütte zur Verfügung gestellt. Das Tonmodell wurde
von Georg Gantner ausgeführt (DEHIO 1980, S. 15).
In der Zeit
von der Auftragsannahme am 15. Januar 1583 bis 26. Mai 1584 waren
der Guss, die Bearbeitung und die Aufstellung am Kenotaph durchgeführt
worden. |
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6.
ABBILDUNGEN (TIROL)
5.1
Kniende Bronzestatue von Kaiser Maximilian in der Innsbrucker
Hofkirche, Bildnachweis: www.Hofkirche.at .
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7. BIBLIOGRAPHIE
DAL PRÁ,
Laura, I Madruzzo e l'Europa, 1539 - 1658, I principi vescovi
di Trento tra Papato e Impero, Milano 1993.
DEHIO
- Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Tirol, Bearbeitet
von u.a. G. Ammann, E. Egg, j. Felmayer, Wien 1980.
Egg,
Erich, Hofkirche in Innsbruck, Grabmal Kaiser Maximilians I, Ried
im Innkreis, 1988
Knitel,
Otto, Die Gießer zum Maximiliangrab, Innsbruck 198
OBERHAMMER,
Vinzenz, Die Bronzestandbilder des Maximiliansgrabmales in der
Hofkirche zu Innsbruck, Innsbruck, 1935.
SAUR,
Allgemeines Künstler Lexikon, Bd. 30, Leipzig 2001.
Thieme-Becher, Allgemeines Künstler Lexikon, Bd. 10, Leipzig
1914.
www.Hofkirche.at |
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©Rosanna
Dematté, Februar 2003 |
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