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1.
FERABOSCO, Pietro
Farabosco, Feraboschi, Ferrabosco
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BERUFSBEZEICHNUNG
Maler, Festungsbaumeister, Architekt
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3. BIOGRAPHIE
* 1511 (1513?) (Saur); 1512 (1513?) (ThB) in Laino l’Intelvi /Como
† nach 1588 ebd. (?) (Saur), 1588 (ThB)
Ferabosco Pietro wurde 1511 (Saur) oder 1512 (ThB) als Sohn eines Maurermeisters Martino Ferabosco in Laino, in Val
d’Intelvi/Como geboren. Die Valle d’Intelvi ist ein Verbindungstal zwischen Comersee und Luganersee.
Ab 1542 ist er im
Dienst der Habsburger in Österreich und Oberungarn tätig. Zunächst betätigt er sich als Feldmaler der Türkenfeldzüge bei Graf Nikolaus Salm (1542.45); anschließend Ausführung von Fresken (nicht erhalten) in der neu errichteten Hofburg in Wien. Schon vor 1548 betreut P. Ferabosco als Inspektor die Festungen Komorn und Raab (Gyor) in Ungarn.
1550-1562 treffen wir ihn als Oberbaumeister bei den Schlossbauten in Pressburg (Saur). Er betätigt sich bei Festungsbauten
in Tyrnau und Hermannstadt (Sibui, Rumänien) im Herzogtum Transsilvanien, (1556) 1558 berät P.F. Hermes Schallautzer
beim Bau des Hofspitals zu Wien, dann 1559 Jacopo Strada bei der Hofkirche in Innsbruck.
Für seine Dienste - er hatte u.a. die schwierige Donaubefestigung Wiens durchgeführt - wurde ihm 1556 die Reichsritterschaft verliehen (Ferabosco di Lagno, de Layno).
Er beklagt sich 1559 in einem italienischen Bittgesuch an den Kaiser unter Darlegung seiner Laufbahn über sein zu geringes Gehalt und dass er wegen seiner baulichen Aufgaben der Malerei ganz entfremdet sei, worauf jenes erhöht und später in eine Pension verwandelt wurde.
Ab 1562 ist er Baumeister des Jesuitenkollegiums zu Wien. Immer wieder wird er bei Festungsbauten eingesetzt. 1572 scheint er nach Como verzogen zu sein, wo ihm eine kaiserliche Empfehlung das Ehrenbürgerrecht verschaffte. Als Inspektor in der Steiermark (1575) wird er im April 1576 nach Linz berufen, um mit Kaiser Maximilian II über das Schicksal der Neubauten bei Wien zu entscheiden. Ab März 1582 leitet er als Architekt den Bau der Marienkirche des Königinklosters zu Wien und ist Baumeister des neuen Arsenals sowie des Sommerhauses der Hofburg. Vermutlich entwirft er auch die Stallburgen am Linzer Schloss (1582) und am Schloss Weitra in Niederösterreich.
Im März 1580, nach 38 Jahren Dienst, bittet Ferabosco den Hof erfolglos entweder um den Posten eines kaiserlichen Bauvorstehers oder um eine Pension und die Erlaubnis, mit seiner Ehefrau an den Comersee zurückkehren zu dürfen
(Diz, Bd 11 S. 403). 1582 wird er auch von den Arbeiten an der Hofburg entlassen und zu seinem Nachfolger Joh. Gargioli bestellt. Erst 1588 erlangt er endlich eine jährliche Pension von 100 Dukaten und kehrt an den Comersee zurück. Im Entlassungsschreiben gibt er sein Alter mit 67 Jahren an. Sterbeort und Sterbedatum sind aber unbekannt (Diz, Bd 11,
S. 403). Sein Sohn hatte die Juristenlaufbahn erwählt und war Notar in Laino (Diz, Bd 11, S. 403). Vermutlich war Feraboscos Bruder Martino (*1509 Laino d’Intelvi) als Maurer oder Maurermeister an kaiserlichen Gebäuden tätig (1554). |
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Die Familiengeschichte von Pietro Ferrabosco dürfte bis dato ziemlich unerforscht sein, da aus einschlägiger Literatur fast keine diesbezüglichen Berichte zu finden sind. Pietro Ferrabosco ist zuletzt 1588 mit einem am 26.6.1588 an Erzherzog Ernst gerichteten Entlassungsgesuch nachweisbar, in dem er sein Alter mit 67 Jahren angibt. Dies würde jedoch mit den angegebenen Daten in (1512, ThB) und (1511, Saur) um 10 Jahre differieren. Mit 32 Jahren scheint er von Laino/Como fortgezogen zu sein, denn er trat 1544 in kaiserlichen Dienst und diente fünf Jahre als Soldat und Kriegsmaler in Ungarn.
1551 ist er als Hofmaler Ferdinands I mit einem Monatsgehalt in Wien tätig; er malte mehrere Räume in der Hofburg und erbaute 1553 das Schweizertor, das er ausmalte. 1555 wird er für die Bemalung und Vergoldung eines Karfreitagsgrabes in
der Burgkapelle bezahlt.
1552 -1555 hatte er nach Paolo Stella’s Tode in Prag die Oberleitung am Belvedere Bau (1538 von Jacopo Spazio begonnen ) doch bleibt sein Anteil an Entwurf und Dekoration (lombardische Renaissance) im Unklaren.
Ungewiss ist auch seine Rolle am Bau des 1555 von Erzherzog Ferdinand begonnenen Jagdschlosses Stern bei Prag, wo er unter den übrigen Italienern erscheint. Mitarbeiter und Verwandte des Künstlers waren die Alpirandi, Bolla,Muttoni, Scotti; alle stammten von Künstlerfamilien aus Laino, aus der Nachbargemeinde Pellio Inferiore (Pelsotto), aus Pellio Superiore aus Ramponio und aus Lanzo Cannevale. Gegen 1650 verheiratete sich Barbarino Giovanni Batista mit Francesca Feraboschi, der Tochter des Pietro Feraboschi, sodass dieser um die Wende des 16. zum 17. Jht im höchsten Ansehen stehenden Familie nahestand. (Hoffmann,1928, 13) .Für seine Verdienste - er hatte die schwierige Donaubefestigung Wiens durchgeführt - wurde ihm 1556 die Reichsritterschaft verliehen. 1570-1571 wird er als der kaiserliche Hofbaumeister Pietro Ferrabosco in Dehio /Steiermark S 90 ,91 erwähnt. Er beklagt sich aber öfter, dass er nicht mehr zum Malen käme und er der Malerei ganz entfremdet sei.
Eines blieb aber Pietro Francesco versagt: Der Posten eines Bausuperintendenten in Wien, um den er sich bewarb, aber
einen ablehnenden Bescheid erhielt, weil „bei jetzo erlenem gebeu„ das Amt überflüssig sei und er der „schreiberei und teutschen sprach„ nicht mächtig sei (Kühnel H. Die Hofburg zu Wien, 1964).
1572 scheint er nach Como verzogen zu sein, wo ihm eine kaiserliche Empfehlung das Ehrenbürgerrecht verschaffte.
1580, nach 38 Jahren Dienst bittet er den Hof mit „di tonare in patria con suo padre, sua moglie e i servitori" (Diz, Bd 46 S. 403) mit seinem Vater, seiner Frau und seinen Dienern nach Como zurückkehren zu dürfen.
Harry Kühnel erwähnt, dass Maximilian II 1566 seinen Kindern ein Stipendium gewährte und ein Gnadengeld in der Höhe von 100 fl (Kühnel H. Die Hofburg zu Wien, S .70). Ein Sohn hatte die Juristenlaufbahn eingeschlagen und war Notar in Laino
(Diz, Bd 46 S. 403f ).
Man kennt eine Medaille mit Fantis Profilkopf, die 1575 nach Ant. Abondio’s Entwurf auf ihn geschlagen wurde.
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5.
WERKE
(WIEN)
5.1 Hofburg (1549-55) Ausführung von Fresken (nicht erhalten)/Saur, Bd 11, S. 471.
Der Gang von der Hofburg zum Augustinerkloster wurde zwischen 1550 und 1553 von P.F. ausgemalt, brannte aber 1568
ab und wurde neuerlich aufgebaut (Kühnel H., Die Hofburg, S. 25).
Alte Burg/Schweizertor-Trakt: Von 1551 bis 1554 folgte die Erweiterung des Nordwesttraktes, der wie der südwestliche Teil
der Burg im Innenhof mit Arkaden versehen wurde.
Die monumentale Portalarchitektur des Schweizertores bildet den Hauptakzent der Fassade mit der Einfahrt in den Schweizerhof samt vorgelagerter Brücke über den Burggraben, welche von gekrönten Steinlöwen mit Wappen von Alt- und Neu-Österreich flankiert werden.
Die ehemalige mittelalterliche Toranlage (Manntürl, Zugrolle) und deren bedeutende architektonische und malerische Ausgestaltung der Hochrenaissance wird Pietro Ferabosco zugeschrieben (Dehio, Wien, 1. Bezirk, 2003).
Leopoldinischer Trakt: Der Abbruch des Torturmes erfolgt nach Errichtung der vorgelagerten Burgbastei 1531.
Es folgt der Bau des sogenannten Kindertraktes Kaiser Ferdinand I., 1531 bis 1539, ein dreigeschossiger, sechsachsiger schmaler Renaissancebau mit offenen Arkaden zwischen Säulen und Freskenausstattung von Ferabosco.
5.2 Schloss Kaiserebersdorf, Strafvollzugsanstalt Wien-Simmering, Kaiserebersdorferstr. 297
Das weitläufige, drei Höfe umfassende barockisierte Renaissanceschloss wurde in der Ebene südl. der Einmündung des Donaukanals in die Donau, gemeinsam mit der schräg gegenüberliegenden Pfarrkirche am Münnichplatz den Ortskern von Kaiserebersdorf bildend, um einen frühbarocken Zubau erweitert. Der 1558 bis 1561 erfolgte weitgehende Aus- und Umbau erfolgte unter der Bauleitung von Pietro Ferabosco und umfasste neben der Aufstockung Flügelbauten, Vorwerk und Wassergraben.
5.3 Hofspital (1558) - Er berät Hermes Schallautzer beim Bau.
5.4 Jesuitenkollegium (1562) Baumeister
5.5 Festungsbauten zu Wien, Baumeister ab 1562
5.6 Hofkanzlei (1574-1576) Umbauten
5.7 Hofburg (heute Amalienburg)
1581 baut er am Ernestinischen Bau der Hofburg. Der bedeutende Spätrenaissancebau zählt zu den Hauptwerken der Wiener Architektur um 1600 mit bedeutender Innenausstattung des Rokoko.
Nach der Übersiedelung des kaiserlichen Zeughauses in die Renngasse erfolgt ein Abbruch des ehemaligen Cillierhofes und
der Häusergruppe. Ein unvollendeter Neubau für den späteren Kaiser Rudolf II. (1575-1577) wird erst 1581 durch P. Ferabosco fortgesetzt.
5.8 Arsenal, 1582, als Baumeister
5.9 Hofburg, Sommerhaus (1582)
Der Mangel eines geeigneten Festsaales führte 1582 dazu, dass Rudolf II dem Baumeister F. den Auftrag erteilte, ein Sommerhaus, das vorwiegend bei Tanz-veranstaltungen benützt wurde, in der Nähe der Bastei zu errichten (Kühnel H.,
Die Hofburg, S. 18).
Amalienburg (1582/1583) 1582 ordnete Erzherzog Ernst den Ausbau zweier bestehenden Keller durch P.F. an (Kühnel H.,
Die Hofburg, S. 40).
5.10 Evangelische Kirche A. B. und Pfarrhaus, ehem. Königin und Clarissinnenkirche und Clarissinnenkloster Hl. Maria, Königin der Engel, Dorotheergasse 18
Die lutherische Stadtkirche, ein bedeutender frühneuzeitlicher Kirchenbau mit kreuzförmigem Grundriss wurde 1582/83 von Jacob Vivian nach Plänen Pietro Feraboscos als Stiftung durch Königin Elisabeth von Frankreich als Sühneopfer für die Bartholomäusnacht errichtet.
(NIEDERÖSTERREICH)
5.11 Schloss Weitra (1583) - Die Stallburgen werden ihm zugeschrieben.
(OBERÖSTERREICH)
5.12 Linz, Schloss (1582) - Er entwirft vermutlich die Stallburgen.
(TIROL)
5.13 Innsbruck, Hofkirche (1559) - Er berät Jacopo Strada.
(STEIERMARK)
5.14 Graz, Schlossberg (1570) Festungsbauten Burg (Hofgasse 13)
Die einst ausgedehnte Anlage durch Niederlegung mehrerer, und zwar leider der künstlerisch wertvolleren Teile nur fragmentarisch erhalten. Die Ostfront nimmt der nüchterne Trakt Erzherzog Karls II ein. Erbaut über der mittelalterlichen Stadtmauer 1570 bis 1571 von Marco Dionisio Tadei, nach Plänen des kaiserlichen Hofbaumeisters Pietro Ferrabosco
(Dehio Steiermark, Monumentalbauten, Graz, S. 90).
(allgemein)
5.15 Pressburg (1550-1562, ab 1541 neue Hauptstadt Ungarns), Schlossbauten-Oberbaumeister
5.16 Tyrnau (Trnava), (1553) Festungsbauten
5.17 Prag (1554) am Hradschin die Schlossbauten
5.18 Hermannstadt (Sibiu/Rumänien), (1556) Herzogtum Transsilvanien - Befestigungen
5.19 Raab (1557) Befestigungen
5.20 Pozsony (1565) Befestigungen
5.21 Mähren, Schloss Butschowitz - P.F. erbaut das Schloss mit prächtigem dreigeschossigen Arkadenhof und einem
schönen Tritonbrunnen
5.22 Szigetvar (1558-1560) Befestigungen
5.23 Schloss Kaiser Ebersdorf/Umbau (1558-1561)
5.24 Raab (1564) 6 Eckbollwerke für Festung Raab
5.25 Großkanischa (Nagykanizsa), (1566) 5 Bollwerke für die erst von den kaiserlichen Truppen eingenommenen Festung
5.26 Erlau (Eger/Ungarn), (1574) Festungsbauten am Schloss und an der Stadtmauer
5.27 19 Großkanischa (1568-1577) Festungsbauten
5.28 Trentschin, Schloss (1580-1582) Errichtung von Rundtürmen und kleinen Eckbasteien
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6.
ABBILDUNGEN
keine weiteren Angaben
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7.
BIBLIOGRAPHIE
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Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen, …in Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des a. Kaiserhauses in Wien, IV (1866) --- XIX (1898) ad Indices (s.v. Ferabosco, Ferrabosco, Forabosco, Verabitscha)
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Weber, Architektur für sächsische Geschichte XI (1887) 168 (Ferabosda) |
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©Wilfried Dür, November 2004; überarbeitet von Mag. Daria Daniaux, 2006 |
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