Start
> Künstler >
Künstlerverzeichnis >
Giuliani, Giovanni |
|
|
|
1.
GIULIANI, Giovanni (Johann, Jhoann, Jo., Joanne, Johannes)
Zuliani, Zulianni, Zulliannij, Zulian, Julian, Jullian,
Juliani, Julliany, Julianne, Juliannj, Juliannij
(Grabinschrift:
IOANNES gIVLLIanII VenetVs scVLptor (ILG 1895, 408f.)
Aus dem Urkundenanhang in Baum, Elfriede, Giuliani Giovanni,
1964, ergeben sich folgende
Schreibweisen: Johan Zuliani, Johann Julliany, Giouanni Zulliani,
Johann Julian, Johann Jullio, Johann Schulian, Statuario Giuliano,
Johann Giulliani, Johann Jullion, Joanne Julianne, Wällischer
Bildhauer Johannes, Giovanni Juliannj, Johannes
Zulianni, Jhoann
Julliannij, J. Julian, Johann Zulliany, Giovanni Zulliannij,
Johann Zulian, Johann Jullian, Johann Juliani,
H. Julian, Juliani;
Sein Siegel zeigt ein Wappen mit einem aufrechten Löwen,
darüber Helm und Panachen (BAUM, 1964, 74).)
|
|
2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Stein-
und Holzbildhauer
Illustrator zweier geistlicher Bücher
(Ephemerides Abbatiales und Ager Virtutem; im Besitz
des Stifts
Heigenkreuz)
Dekorationsmaler (wenig) |
|
3. BIOGRAPHIE
* ? 1663, Venedig
05.09.1744, Heiligenkreuz (bei Baden, Niederösterreich)
Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt. MORBURGO Enrico gibt
an, dass Giuliani im Herbst des Jahres 1663 in
Venedig geboren
wurde( MORBURGO, Gazzetta di Venezia, 6. 11.1920). Derselbe gibt
ein zweites Datum an, den 29. April 1664 (MORBURGO, Bollettino
d'Arte IV.,Februar 1995). In beiden Fällen fehlt die Quellenangabe.
Ein Vergleich der ver-schiedenen Altersangaben auf den Bozzetti
und dem Epitaph lässt das erste Datum als richtig erscheinen,
während sich das zweite auf die Taufe beziehen dürfte.
Giovanni war der Sohn eines Bäckers (FANTI, 1767), es gibt
keine weiteren Quellen über seine Familie.
Seine künstlerischen Anfänge sind schlecht dokumentiert;
Ausbildung in Venedig und Bologna; BAUM vermutet, dass er Schüler
Giuseppe Mazzas war (BAUM; 1964, 9);
zwischen 1680 und 1690 Schüler des Hofbildhauers Andreas
Faistenberger (*1646 Kitzbühl in Tirol, 1735 München),
zunächst in Tirol, dann in München;
ab 1690 selbstständige Tätigkeit als "bürger-
licher
Bildhauer" in Wien (ILG, 1895, 406); erste selbstständige
Arbeiten waren einige Statuen für den Garten des Fürsten
Montecuccoli in Wien, die nicht erhalten sind; es besteht aber
ein stilistischer Zusammenhang zu dem frühesten erhaltenen
Bozzetto, ein Hermes von 1690 (FANTI, 1767).
Am 13.1.1693 Vermählung in der Pfarrkirche St. Leopold mit
Anna Felicitas Grässl, Tochter des Gärtners Georg Grässl;
(Trauurkunde 1693, in: BAUM, 1964, Urkundenanhang Nr.1, 71); einige
Hinweise verdeutlichen enge persönliche Beziehungen zu anderen
Wiener Bildhauern, so ist etwa Peter Caradea bei der Hochzeit
Trauzeuge.
Am 22.4.1695 legt Giuliani den Bürgereid in Wien ab und wird
im selben Jahr erstmals als Steuerzahler geführt (BAUM,1964,
10); 1695-1699 wohnt er im Jesuitenkollegium im Stubenviertel
(BAUM, 1964, 10);seit 1694 bestehen Beziehungen zum
Kloster Heiligenkreuz,
für welches er später seine bedeutendsten Werke schaffen
würde.
Von 1994 bis 1710 arbeitet Giuliani als freier Künstler für
das Stift Heiligenkreuz (ILG, 1895, 407).
13.12.1694 erhält der
Künstler zusammen mit dem Bildhauer
Benedikt Sondermayr einen Auftrag für die Lieferung von Figuren
für den Hochaltar
und zwei Seitenaltäre der Stiftskirche
Heiligenkreuz (BAUM, 1964, 10, Urkundenanhang Nr. 2, 71).
Am 12.4.1698 (?) bestätigt der Künstler den Empfang
des Honorars von 2.300 Gulden und 12 Speziesducaten Leihkauf
sowie
nachträglichen 320 fl. Aus der Quittung geht hervor, dass
der Künstler in dem zum Stift gehörigen "Heiligenkreuzerhof"
in Wien logierte (ILG, 1895, 407; bei BAUM allerdings keine Angaben
dieser Summen ? Vgl. Urkundenanhang Nr. 5, Erhalt
von 90 fl.).
Ab 1697 führt Giuliani Aufträge dekorativer Art in Wien
für den Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein
aus; Reise
nach Venedig mit dessen Sohn, dem Fürsten Franz
Liechtenstein; Aufenthalt im Elternhaus in Venedig; auf der Rückreise
nach Wien kurzer Aufenthalt in Bregenz , wie eine Eintragung des
aufgehobenen Frauenstifts Thalbach vom Jahre 1699
zeigt (BAUM,
1964, Urkundenanhang Nr.10, 23.2.1699, 73).
Anschließend an die Reise nach Venedig soll Giuliani mangels
Aufträgen in Wien nach Augsburg gegangen sein (FANTI, 1767),
wobei es sich wohl um einen kurzen Aufenthalt handelte, da sein
Name regelmäßig in den Steuerbüchern der Stadt
Wien aufscheint.
Am 1. Juli 1699 erhält er die Restzahlungen für die
Statuen zum Ölberg in Gaaden und im November desselben Jahres
aus dem gräflich Traunschen Rentamt zu Petronell 40 Gulden
und 10 Eimer Wein für bereits gelieferte Brunnenfiguren für
den Schlosshof und den Garten (BAUM, 1964, Urkunden-anhang, Nr.
13, 73).
In den Jahren 1700 und 1701 arbeitet Giuliani für den Fürsten
Johann Adam Andreas Liechtenstein auf dessen Besitzungen
in Eisgrub
in Mähren an Statuen für das Stallgebäude, 1705
bis 1709 an der Ausschmückung der Liechtensteinschen Palais
in der Bankgasse und in der Rossau. Bis zu seinem Eintritt als
Laienbruder in das Kloster Heiligenkreuz im Jahre 1711 stand
er
in den Diensten des Fürsten und wohnte auch seit 1701 in
dessen Haus im Schottenviertel, dem früheren Kaunitzschen
Haus ( BAUM, 1964, Urkundenanhang Nr.18, 75).
SEDLMAYR unterstreicht eine enge Zusammenarbeit Giulianis mit
Johann Bernhard Fischer v. Erlach von den frühesten Arbeiten
an (Belvedere Liechtenstein, Eisgrub) bis zum Palais Trautson;
(SEDLMAYR, 1956, 80).
Für das Kloster Heiligen-
kreuz entstehen außer der schon
erwähnten Figuren zum Ölberg in Gaaden 1705 die beiden
Fußwaschungsgruppen für den Kreuzgang des Stiftes und
1707 bis 1709 das geschnitzte Chorgestühl, das vielleicht
seine bekannteste Schöpfung ist.
Während dieser Zeit höchster künstlerischer Leistungen
kommt es zu einer Krise im Privatleben des Künstlers, im
August
1705 wird seine Ehe ex consistorio geschieden (BAUM, 1964,
11).
Ende 1710 muss er schuldenhalber Wien verlassen (BAUM, 1964, Urkundenanhang
Nr.30, 78).
Am 25.02.1711 schließt das Stift Heiligenkreuz mit Giuliani
einen Kontrakt, wonach er als Familiaris in das Kloster aufgenommen
wird, dem Kloster mit seiner Kunstarbeit unentgeltlich dienen
werde und demselben alle Modelle hinterlasse (BAUM, 1964, Urkundenanhang
Nr.31, 78f.). Dem Vertrag zufolge war Giuliani zu dieser Zeit
Witwer und hatte uneheliche Kinder. Er musste sich von diesen
bescheinigen lassen, dass sie keinerlei Ansprüche gegen ihn
erheben würden. Auch war er zu dieser Zeit bereits etwas
schwächlich, weshalb ihm ein oder mehrere Lehrlinge bewilligt
wurden ( ILG, 1895, 407, BAUM, 1964, 11f.).
Ab ca. 1706 bis 1709/10 arbeitet Georg Raphael Donner als Lehrling
bei Giuliani, der später zu großer Berühmtheit
gelangen würde.
Giuliani verbrachte 33 Jahre seines Lebens im Stift ohne größere
Reisen zu unternehmen. Gelegentlich kam er nach Wien,
wo er 1721
vier Evangelistenfiguren für die Kirche des Deutschen Ritterordens
in der Singerstrasse fertigte.
Ein im Stiftsbesitz erhaltenes Porträt von Martin Altomonte,
das nach der Tradition Giuliani darstellen soll, zeigt überaus
lebhafte Augen in einem fein geschnittenen Gesicht von heiterem,
schalkhaftem Ausdruck (Abb. in Baum, 1964, 3).
Der Künstler scheint sich in die Atmosphäre des Stiftes
und dessen ländliche Umgebung vortrefflich eingelebt zu haben;
häufig erscheint sein Name als Taufpate in den Matrikeln
von Heiligenkreuz auf. Die Fülle der ihm nunmehr gestellten
künstlerischen Aufgaben, deren Vertiefung in geistig- seelische
Bereiche lassen ihn hier zur Vollendung seines Stils
gelangen.
Das Stift erbte nach dem Tode des Künstlers am 5.9.1744 seinen
gesamten Nachlass, u.a. eine in der europäischen Barockskulptur
einzig dastehende Sammlung von Tonbozzetti, die sich noch heute
im Stiftsmuseum in Heiligenkreuz
befinden.
Eine einfache dunkle Marmorplatte an einem südlichen Langhauspfeiler
der Stiftskirche zum Gedenken an den "venetus sculptor insignissimus"
als Gegenstück zu einer ähnlichen Tafel für seinen
Mitbruder, den großen Maler Martin Altomonte, erinnert an
sein Wirken für das Stift Heiligenkreuz und dessen Besitzungen
(BAUM; 1964, 11f.).
Einige Hinweise
verdeutlichen enge persönliche Beziehungen zu anderen Bildhauern,
die in Wien tätig waren: Pietro
Caradea, der für Giuliani
Trauzeuge war, und Antonio Bellucci, "Maler bei Fürst
Montecuccolo", den KOLLER auch als Trauzeuge nennt (Im Urkundenanhang
Nr.1 bei BAUM, 1964, scheint nur Pietro Caradeo auf, nicht aber
A. Bellucci!);
KOLLER unterstreicht einen gewissen Einfluss Giulianis und Martin
Altomontes auf das Schaffen der Gebrüder Strudel (KOLLER,
1993, S.125).
Auf die stilistische Entwicklung Giulianis haben drei Kunstkreise
eingewirkt:
a) der venezianisch-oberitalienische Kreis, der Heimatboden des
Künstlers;
b) der bayrische Kunstkreis mit dem Zentrum München während
der achtziger Jahre des 17. Jahrhunderts;
c) das Kunstzentrum Wien, Sammelpunkt nicht nur zeitgenössischer
Werke, sondern auch vergangener Perioden. |
|
4.
WERKE (WIEN)
4.1
Als erste selbstständige Arbeiten werden von FANTI einige Statuen für den Garten des Fürsten Montecuccoli in
Wien (FANTI, 1767) genannt, die nicht erhalten sind. Es haben
sich leider keine Spur für diesen Auftrag erhalten, aber
der früheste erhaltene Bozzetto von Giuliani, ein Hermes
von 1690, steht wohl mit diesem Auftrag in Verbindung (BAUM; 1964,
10, Abb. 18).
4.2 Rochuskirche,
Pfarrkirche Hll.Rocchus und Sebastian, bei Landstraßer Hauptstraße
Nr. 56, Ecke Sechskrügelgasse, III. Bezirk; Einige Figuren
an den Altären im Querschiff werden dem Umkreis Giulianis
zugeschrieben: außen Hll. Joachim und Anna, innen Hll. Augustinus
und Monika(?), darüber tiburtinische Sibylle und Prophet,
Bekrönung Johannes d.T. zwischen Zacharias und Elisabeth;
um 1700 (DEHIO WIEN, 1993, 62, von BAUM nicht erwähnt).
4.3 Zwei
Atlanten für das Lustgebäude Schloss Neuwaldegg (wahrscheinlich
Reste eines Portals)
Aus
Sandstein, überlebensgroß; die beiden Statuen stammen
vom 1692 bis 1697 erbauten Lustgebäude Neu-waldegg und sind heute
an dem aus späterer Zeit stammenden "Johanneshof",
Dornbacher Strasse 124, angebracht. Der Nachweis für die
Urheberschaft Giulianis bei den Atlanten, die ihm stilistisch
eindeutig zuzuschreiben sind, soll der 1942 gefallene R. Kutschera
erbracht haben (SEDLMAYR, 1956, 80).
- jugendlicher Atlant, mit beiden Händen Gebälk tragend
- b ärtiger Atlant, ebenso, Kopf- und Körperwendung
nach der Gegenseite (BAUM,1964,52)
4.4 Stadtpalais
Liechtenstein,
I. Bezirk, Bankgasse 9;
begr. vor 1694 für
Graf Kaunitz nach Entwurf von Domenico Martinelli durch Antonio
Riva und seit 1694 durch Gabriel de
Gabrieli fortgeführt;
Rohbau 1697, 1705/1706 durch Gabrieli mit Veränderungen - namentlich
im Stiegenhaus - vollendet. Mächtiger viergeschossiger Baublock
mit kräftig profilierter Gliederung, fünfachsiger Mittelrisalit
mit großer Pilasterordnung
und monumentalem Portal
(DEHIO WIEN, 1954,74).
Zu den Arbeiten Giulianis im Palais in der Bankgasse haben sich
Abrechnung und Verträge erhalten: Nach der Abrechnung
vom
26. 2.1705 hatte Giuliani zwei Ziereinfassungen (freggi) um die
Kamine im großen Saal, das Ornament über der Tür
des großen Portals (cioè l'arma con doi virtù
grandi piedi 6 ½ , qualle sostenanto il bonetto ducalle
sopra la detta arma), die beiden Brustbilder über den Seitenportalen
und einzelne Arbeiten für das Geländer der großen
Stiege geliefert und hierfür 438 fl. empfangen. Ein Kontrakt
vom 21.3.1705 gibt Auskunft über die für Portal und
Hauptstiege noch nötigen Bildhauerarbeiten. Giuliani soll
für das Portal zwei liegende Gruppen, eine Flora, die andere
Vulkan darstellend, jede mit zwei Putti, die mit-einander scherzen,
aus Eggenburger Stein für 160 fl. und auf die beiden Seitenpostamente
des Portals je einen Putto, darstellend Sommer und Herbst, für
80 fl. verfertigen. Ferner soll er für die acht Postamente
der großen Stiege auf vier je
zwei Putti, auf die übrigen
vier je einen Putto mit einem liegenden Hund, Adler oder mit einem
anderen Tier für 240 fl. und für
das Vestibül,
wo man zur großen Stiege geht, zwei Statuen gleich jenen
auf der Stiege für 100 fl. liefern. Aus einer weiteren Abrechnung
mit Giuliani vom 22.11.1706, in welcher er über 640 fl. quittiert,
geht hervor, dass er für den Brunnen im Hof des Palais einen
Triton mit einer Muschel anfertigte. Von seiner Hand rühren
auch 26 Stück Postamente her, auf denen die Büsten aus
Marmor und Metall in der Galerie gestellt wurden (BAUM, 1964,
Urkundenanhang Nr. 19, 75f).
4.4.1 Attikafiguren aus Sandstein
Datierung durch die auf
dem Schild der linken Eckfigur auf der Balustrade angebrachte
Jahreszahl 1697. Ansonsten weder Urkunden noch Literatur.
Gemessen wurde die Figur der Minerva, die 2,10 m beträgt,
die anderen sind etwa gleich hoch. Die Figuren weisen kleinere
Beschädigungen und Verwitterungen der Oberfläche auf.
Die sechs Statuen sind in gleichen Abständen auf der Dachbalustrade
über dem Mittelrisalit der Hauptfassade aufgestellt.
Ein
Gott und eine Göttin sind jeweils einander zugekehrt und
bilden Gegenstücke. Es sind die frühesten bekanntesten
Arbeiten für den Fürsten Liechtenstein.
- Minerva, linke Eckfigur, die Rechte auf kartuschenartigen Schild
gestützt, der in großen Ziffern die Jahreszahl trägt; in der Linken einen Speer
- Apollo mit Lyra und Schriftrolle, leichte Drehung nach links,
Stand- und Spielbein im Gegensinn zur Eckfigur angeordnet
- Jupiter, in der erhobenen Rechten den Donnerkeil, in der Linken
Szepter. Zu seinen Füssen ein Adler
- Juno mit Diadem und Halskette, zu ihren Füssen ein Pfau
- Merkur(?), Andeutung von Flügeln auf dem Haupt, mit der
Linken nach oben weisend. Stark flatternde, reihenförmige
DraperieEnge motivische Verwandtschaft mit der Allegorie der
Investigazione bei C. Ripa, Iconologia, Ausgabe 1764, Perugia,
Bd. III,
S. 321.
- Flora (?) in leichter Tunika und langem Überwurf, in den
Armen ein Füllhorn. (Baum, 1964, 48)
4.4.2 Fassadenfiguren
(Venus, Vulkan und Putten) am Stadtpalais Liechtenstein, Portal
Bankgasse, 1705
Material:
Eggenburger Sandstein. Die monumentale Portalanlage mit einem
Haupttor und zwei schmäleren Seitentoren trägt über
dem kräftig geschwungenen Gesimse einen Balkon mit vorspringendem
Mittelteil. In vertikaler Entsprechung zu den Doppelsäulenpaaren
unten und den Eckpilastern befinden sich Balustradenpfeiler, die
auf niedrigen Postamenten die Plastiken Giulianis tragen. Auf
den beiden mittleren, etwas schräggestellten Pfeilern befinden
sich die beiden liegenden Gruppen. Die Postamente der vier Putti
auf den Eckpfeilern sind stufenartig halb hinter-, halb nebeneinander
angebracht. Den Abschluss des Portalmotivs bildet die Bekrönung
der Balkontür, zwei Tugenden, die Wappen und Herzogshut halten
(BAUM, 1964, 48f.).
- Vulkan (linke Quergruppe). Br. 1,74 m, H. 1,45 m, von zwei Putten
begleitet, davon einer mit Hammer und Amboss (Weitgehende Übereinstimmung
mit dem "Jo.Giuliani 1705" signierten Bozzetto B 8,
doch noch gestraffter in der Komposition)
- Venus (rechte Quergruppe). Br. 1,74 m, H. 1,47 m. Gegenstück
zu Vulkan, in der Linken ein Rosenbukett, einer der Putten Blumen
tragend
- die Jahreszeiten-Putti: Frühling (links vorne), mit Füllhorn;
Herbst (rechts vorne), Weintrauben haltend, Sommer (links rückwärts),
auf Ährenbündel gestützt, ein Band mit Blumen im
Haar, Winter (rechts rückwärts), lachend mit zurückgeworfenem
Kopf, hüllt sich in eine Draperie
- die Wappengruppe: eine antikisierend gekleidete Figur, ohne
Attribut, auf der linken Seite eines gebrochenen Giebels in halb
sitzender, halb schwebender Stellung ruhend sowie eine Allegorie
der Fortitudo, mit Helm und Schuppenpanzer, in der Linken eine
große Kugel, mit der Rechten, zusammen mit der antikisierend
gekleideten Figur, den Herzogshut über das in der Zwickelfüllung
angebrachte fürstliche Wappen haltend (BAUM, 1964, 48f.).
4.4.3 Zwei
Vestibülfiguren im Stadtpalais aus den Jahren 1705
Urkunden: Kontrakt vom 21.3.1705.
Die beiden gut erhaltenen Statuen aus Sandstein stehen im großen
Vestibül des Haupteinganges auf hohen maskenge-schmückten
Postamenten einander gegenüber. Es handelt sich um einen
Neptun, H. 2,39 m, eine kräftige Aktfigur mit
deutlich hervortretenden
Muskelpartien, flankiert rechts von einem Hippokamp, links von
einem Delphin ( Bozzetto B9 stimmt
in hohem Maße mit der Ausführung
überein) und eine Venus Anadyomene, H. 2,50 m, rechts neben
ihr auf einem Felsen-postament ein Putto, links ein Delphin (Bozzetto
B150 genau übereinstimmend, Ausführung jedoch von geringerer
Qualität) (BAUM, 1964,49).
4.4.4 Die
Puttigruppen des Stiegenhauses im Stadtpalais, 1705
Urkunden: Kontrakt vom 21.3.1705 legt den Darstellungsinhalt fest.
Die Gruppen sind ebenfalls aus Sandstein, ihre Höhe beträgt
zwischen 65 und 80 cm, die Breite etwa 115 cm.
Sie waren ursprünglich auf den Pfeilern des Stiegengeländers
(teils auf schrägen, teils auf waagrechten Partien) angebracht.
Wurden nach dem schweren Bombenschaden wieder dort aufgestellt.
Es handelt sich um vier Doppelgruppen, zwei davon mit Faun, (für
eine der Faungruppen unsigniertes Bozzetto B119 in Heiligenkreuz),
und vier Putti mit je einem Tier: Schwan, Adler, Hund und Widder,
die realistisch wiedergegeben sind (BAUM, 1964,49).
4.4.5 Die
Nischenfiguren im Stiegenhaus des Stadtpalais Liechtenstein, 1705
Sie
sind indirekt erwähn im Kontrakt vom 15.3.1705, müssen
also in diesem Jahr bereits ganz oder teilweise vollendet gewesen
sein. Die in der Abrechnung vom 26.2.1705 genannten "einzelnen
Arbeiten für das Geländer der großen Stiege"
können sich wegen der Niedrigkeit der Gesamtsumme nur auf
die Vasen beziehen.
Die Figuren sind auf mäßig hohen Podesten aufgestellt,
die nur vorne mit einem einfachen, geometrischen Ornament verziert
sind, vor türrahmenartigen, flachen Nischen. Sie müssen
unter starker Werkstattbeteiligung zustande gekommen sein, da
bei vier Statuen (Apollo, Terpsichore, Herkules und Urania) weder
der Figurentypus noch die Bildung der Einzelformen irgend-
welche
Ähnlichkeiten zu Giulianis Stil zeigen (BAUM; 1964, 27).
Die Figuren des unteren Treppenlaufes sind:
- ein geflügelter Genius, mit der Linken ein an einer Halskette
hängendes Herz haltend; seit Alters her ein Symbol des guten
Rates; die mit Lorbeer umwundene Tuba deutet jedoch auf eine Allegorie
des Ruhmes; (Bozzetto B10 in Heiligenkreuz)
- eine Abundantia, Ährenbündel und Füllhorn, das
Haupt reich mit Blumen geschmückt. Giuliani folgt der Beschreibung
bei C. Ripa, modifiziert die aber der plastischen Form entsprechend;
(Bozzetto B103)
- eine Pax, als Pax Eirene mit dem Knaben Pluto zu deuten. Ohne
Füllhorn, wahrscheinlich, weil die beiden benachbarten Figuren
es tragen;
- eine Fortuna mit blütengeschmücktem Diadem im Haar,
in der Rechten ein belaubter Zweig, in der Linken ein von Geld-stücken
überquellendes Füllhorn;
Die Figuren des oberen Treppenlaufes:
- römischer Krieger; alle plastikfremden Attribute wurden
vom Bildhauer weggelassen, so auch die Kränze;
- Herkules Farnese. In Einzelheiten abweichende Kopie des antiken
Vorbildes; unmittelbares Vorbild die Bronzekopie der Susiniwerkstatt
in den fürstlichen Sammlungen;
- Urania; auch diese Statue ist von einem antiken Kunstwerk abzuleiten
(vgl. den sog. Musensarkophag im Louvre). Die ikonologischen Details
sind nicht streng korrekt, so fehlt der Stab, mit welchem Urania
auf die Erdkugel deutet (statt dessen Palmzweig). Der Perlenschmuck
im Haar scheint nach C. Ripa der Polyhymnia entlehnt. Andererseits
besteht eine Verwandtschaft mit der Allegorie der Veritas, doch
fehlen Buch und Sonne. Die Behandlung des feingefältelten,
antikisierenden Gewandes mit seinen winkeligen Graten ist Giuliani
eher fern.
- Felicitas Publica; mit Schlangenstab und Füllhorn, reiches
Blumengewinde im Haar; die Darstellung hält sich ungefähr
an die bei C. Ripa gegebenen Vorschriften.(Verwandt der Bozzetto
zu einer Fides B89.)
- Terpsichore; mit Tamburin. Stilistisch Giuliani fern;
- Apollo; antikisierende Gestalt, im Typus dem Apollo Choiseull-Gouffier ähnlich; wie die Terpsichore um ca. 30 cm kleiner als die
übrigen Figuren, wohl von derselben Hand ausgeführt.
- Beneficium; männliche Figur, mit der Rechten eine Kette
mit Medaillon zeigend, in der linken Hand eine weibliche unbe-kleidete
Statuette. Rechts zu seinen Füßen eine Adler. FREY
vermutet Prometheusdarstellung, BAUM sieht darin eine
Allegorie
der Wohltat. (Zugehörigkeit Bozzetto B11)
- Conservatio; weibliche Figur , mit der Rechten einen Reifen
gegen die Hüfte haltend, in der Linken ein Büschel Hirsehalme.
Auf dem Haupt ein Olivenkranz. Die Darstellung entspricht der
Schilderung der Conservazione bei C. Ripa (BAUM; 1964, 50f.).
4.4.6 Plastiken
am Seitenportal des Liechtensteinschen Stadtpalais (Portal am
Minoritenplatz)
aus Sandstein; in gutem Erhaltungszustand. Urkundlich nicht gesichert.
- zwei Atlanten, überlebensgroß, mit verhältnismäßig
schlanken Proportionen, die Muskelpartien treten hervor, ohne
den organischen Zusammenhang der Hautoberfläche zu zerreißen
(Zugehörig die Bozzetti B12 und B13).
- zwei Putti, über dem Wappen den Herzogshut haltend. In
Funktion und Auffassung den wappenbekrönenden Tugenden der
Hauptfassade ähnelnd. Schlank proportionierte, bewegliche
Körper.
4.4.7 Dekorationsarbeiten
im Liechtensteinschen Stadtpalais, 1705
Giuliani fertigte zwei Ziereinfassungen um die Kamine im großen
Saal und Vasen für das Vestibül und Stiegenhaus.
4.5 Atlanten des Stiegenhauses im Stadtpalast des Prinz Eugen
von Savoyen, Himmelpfortgasse, nach 1702
SEDLMAYR gibt Giuliani als Bildhauer an und erwähnt, dass
Rudolf Kutschera dafür den Nachweis erbracht hätte
(SEDLMAYR,
1956, 182f.).BAUM schließt sich dieser Meinung nicht an.
In Heiligenkreuz ist ein Tonmodell erhalten, das
rechts oben im
Stiegenhaus von Fischers Winterpalais des Prinzen Eugen ausgeführt
ist. Die Atlanten sind außerdem nah verwandt mit jenen am
Seitenportal des Palais Liechtenstein, weshalb Giuliani als Entwerfer
angenommen wird.
4.6 Das Liechtensteinsche Gartenpalais in der Rossau, IX. Bezirk,
Fürstengasse 1
Kubisch
geschlossenes, streng gegliedertes Gartenpalais am Übergang
zum Hochbarock; Ausgangspunkt der Achse der barocken Anlage des
von Fürsten Johann Adam Liechtenstein 1699 in der Rossau
begründeten Stadtviertels Lichtental (Gartenhauptachse -
ehem. Belvedere- Lichtentaler Kirche-ehemalige Brauerei im Lichtental).
Im Auftrag von Fürst Johann Adam Liechtenstein in zwei Bauphasen
erbaut, 1691- 94 nach Plänen von Domenico Eugidio Rossi (1691
Bauführer Lorenz Laher) begonnen, 1700- 1705/06 nach einigen
Abänderungen des vorangehenden Projekts von Domenico Martinelli
( ab 1698 Baulieter Alexander Christiani) fortgeführt. Rohbau
1704; 1705 -11 Nebengebäude von Lorenz Laher erbaut; Steinmetz-arbeiten
von Johann Pernegger, Josef Eigner, Nicolaus Wendlinger, Andreas
und Georg Dobler. Der plastische Schmuck ist von Giuliani Giovanni
und seiner Werkstatt um 1707-09 gemacht worden; für die Stuckausstattung
1704-06 wurde Santino Bussi entlohnt. Innenausstattung 1704-09;
1814 Portal Fürstengasse erbaut, Josef Kornhäusel zugeschrieben;
1872-1908 Arbeiten im Erdgeschoss und im Marmorsaal; 1957 Fassade
und Stuck im Vestibül restauriert, Instandsetzung 1979 abgeschlossen,
seit 1979 Museum für Moderne Kunst. ( DEHIO-WIEN, 1993, 397).
Die Arbeiten Giulianis und seiner Werkstatt erstrecken sich im
Gartenpalais über Dekorationsarbeiten am Hauptgebäude
und Attikafiguren am Nebengebäude. Sie sind urkundlich gesichert:
Giuliani wird im Jahre 1705 die Anfertigung von 16 Urnen aus Eggenburger
Quaderstein, und zwar sowohl Steinmetz - als Bildhauerarbeit,
letztere von seiner eigenen Hand, übertragen, wofür
er 1709 den Betrag von 1128 fl. erhält. Er stellte auch die
Ornamente in den Fensterverdachungen und am Fries der Haupt-fassade
her, endlich lieferte er im Jahre 1709 vier Statuen und Ornamente
über die zwei Kamine des großen Saales für 1000
fl. (BAUM, 1964, Urkundenanhang Nr. 20, 76.).
4.6.1 Dekorationsarbeiten am L. Gartenpalais, 1705
Im ganzen befinden sich auf den Seitengebäuden 22 Vasen von
zwei verschiedenen Typen. Eine große Vase befindet sich
unter den Arkaden der Terrasse am rechten Seitenflügel des
Palais, auch die Ornamente in den Fensterverdachungen und
die
Masken an den Kapitälen werden dem Künstler und seiner
Werkstatt zugeschrieben. Die im Vertrag erwähnten Ornamente
über den Kaminen des großen Saals sind nicht erhalten.
Auch die Türbekrönungen in der Sala Terrena werden Giuliani
zuge-schrieben, zwei davon sind mit Putten geschmückt (BAUM,
1964, 63).
4.6.2 Die
Attikafiguren auf den Nebengebäuden des L. Gartenpalais in
der Rossau, 1707 bis ca. 1709
Die Datierung ergibt sich außerdem aus den Inschriften der
dazugehörigen Bozzetti und aus Rechnungen, die nicht direkt
auf die Statuen Bezug nehmen.
Die Figuren sind aus Sandstein, teilweise sehr stark verwittert;
zwei Statuen und zwei Statuengruppen fehlen.
Auf den Balustraden der ebenerdigen Seitengebäude stehen
die Statuen und Doppelgruppen in gleichmäßigen Abständen,
dazwischen die bereits erwähnten Sandsteinvasen. Die Gruppen
sind an den konvexen Ecken der mehrfach vor- und zurückspringenden
Gebäudeflügel angebracht, die bedeutendsten befinden
sich an den Ecken der beiden konkaven, mit der Hauptfassade zusammen
einen Ehrenhof bildenden Teile.
H: gemessen wurden Europa, 1,70 m, und die Gruppe Herkules und
Omphale, 1,60 m. hoch.
LINKS:
- Eckgruppe Atalante, mit Köcher, Bogen und Eberkopf auf
Felsen sitzend, ein Putto versucht, zu ihr hinaufzuklettern
- Hirte mit Lamm (vgl. Bozzetto B15)
- Fehlende Figur: Weibliche Figur mit Mantel, ein Kind im Arm
- Fehlende Eckgruppe, Allegorie der Asia ( n. Ripa, Iconologia,
Ausgabe 1764, Perugia, Bd. IV., S. 162); weibliche Figur auf Kamel
reitend, Putto mit Palmwedel (Zugehörig Bozzetto B115)
- Männliche Figur mit Mantel und Palette
- Weibliche Figur, Bozzetto B1 (Merkur) nachgebildet
- Figur mit Rolle in der Hand
- Eckgruppe, stehender Knabe und sitzendes Mädchen, ein Putto
zu ihren Füßen
- Triton mit Fisch in den Armen
- Fehlende Figur
- Männliche Figur
- Weibliche Figur mit Fackel (?) in der Rechten
- Bärtiger Satyr
RECHTS:
- Eckgruppe, Allegorie der Europa (vgl. Ripa, Iconologia, Ausgabe
1764, Perugia, Bd. IV.,S. 158). Weibliche Figur auf mit Kopf,
Hals und Brust angedeutetem Pferd sitzend, einen Helm auf dem Kopf,
im linken Arm einen turmartigen Rundtempel haltend, den ein Putto
tragen hilft (vgl. Bozzetto B112)
- Weibliche Figur mit Buch und Winkelmaß
- Bärtiger alter Mann mit Urne
- Fehlende Eckgruppe, Herkules zu Füßen der Omphale (entfernte
Verwandtschaft mit Bozzetto B 117 und B116)
- Weibliche Figur mit Blüten (?) in den Armen
- Weibliche Figur mit Blumen und einem Ährenbündel
- Weibliche Figur ohne Attribut
- Triton, auf Delphin gestützt
- Eckgruppe, Quellnymphe mit Urne, aus welcher Wasser fließt,
zu ihren Füßen Satyr
- Bärtiger Mann (Zeus?), zu Füßen ein Adler
- Bärtiger Mann mit Löwe
- Weibliche Figur
- Männliche Figur, Blumen (?) in der Linken
- Satyr
(BAUM, 1964, 51f.)
4.6.3 Zwei
Statuen für das Gartenpalais in der Rossau
aus Sandstein, mit stark abgeblättertem, naturfarbigem Anstrich.
Keine Urkunden, aber gesichert durch dazugehöriges
Bozzetto
B 132. Aufstellung ursprünglich rechts und links vom Eingang
in das Archiv, derzeit provisorisch unter den Arkaden
auf der
rechten Seite des Hauptgebäudes.
- Musizierender Satyr(ausgebessert und teilweise beschädigt)
H. 1,95 m
- Kleopatra (abgeschlagene Finger der rechten und zwei der linken
Hand) H. 2,10 m; als Gegenstück zum musizierenden Satyr
Beim musizierenden Satyr handelt es sich um eine vergrößerte
Wiedergabe der Bronzekopie nach dem antiken, sog. "Satyr
mit der Fußklapper" (Florenz, Tribuna der Uffizien) in den
fürstlichen Kunstsammlungen, die Giuliani zugänglich
waren. Trotz ziemlich genauer Wiederholung des Vorbilds zeigen
Aktbehandlung und Kopftypus Giulianis Stil.
4.7 Vesperbild
am Seitenaltar rechts in der Pfarrkirche Hl. Erhard
XXIII.
Bezirk, Liesing, 1710, (DEHIO WIEN; 1954, 194)
4.8 Bildhauerische
Tätigkeit beim Bau des ehem. Palais Trautson, VII. Bezirk,
Museumstrasse 7
erbaut als Gartenpalais für Leopold Donat
Fürst Trautson nach Entwurf von Johann Bernhard Fischer v.
Erlach durch Bauführer Christian Alexander Oedtl um 1710 bis 1712;
seit 1760 Palais der ungarischen Garde. Es ist der bedeutendste
Profanbau Fischers in Wien, von kühler stereometrischer Bildung
unter Einfluss des niederländischen Klassizismus. Der Bau
hat eine dreigeschossige, elfachsige Fassade mit kräftig
vorspringendem Mittelrisalit mit bmkw. Portal, großer Pilasterordnung
und Dreieckgiebel, gebändertes Sockelgeschoss, bmkw. Fensterädikulen
und Attika mit Plastik nach der Art des Giovanni Giuliani (DEHIO
WIEN, 1954, 133). Der strengen Aussage der Fassade entsprechen
im Vestibül vier in Vierergruppen gebündelte Säulenstellungen,
denen an den Wänden, in die Fläche projiziert, gekuppelte
Pilaster antworten. Der in das Vestibül reichende Treppenabsatz
wird von zwei Sphingen flankiert, ein in Wien erstmalig auftretendes
Motiv, während den weiteren Treppenverlauf Atlanten von Giovanni
Giuliani begleiten (BRUCHER, 1983, 173).
4.9 Stiegenhausfiguren
des Palais Daun-Kinsky, I. Bezirk, Freiung, 1712/13 (Zuschreibung
aus stilistischen Gründen E.TIETZE-CONRAD,THIEME-BECKER,1921),
andere bezweifeln die direkte Beteiligung des Künstlers.
Es handelt sich um
20 große Figuren, deren Verschiedenheit
es zweifelhaft erscheinen lassen, dass ein einziger Künstler
für den Entwurf verantwortlich ist. Für BAUM sind einige
der Figuren indirekt von Giuliani beeinflusst durch die Verbreitung
seines Formenguts in Wien durch seine Schüler (BAUM 1964,
33f.) (BAUM datiert die Stiegenhausfiguren gegen Ende der Bauzeit
1713-16 oder bald danach!).
4.10 Statuen
der vier Evangelisten, Lindenholz, von 1721,
ursprünglich
in den vier Raumecken der Deutschordens- Kirche St. Elisabeth,
I. Bezirk, Singerstrasse, verschollen, ersetzt durch Sandsteinstatuen
von Johann Hutter (DEHIO WIEN, 1954, 20).
Urkunde: Quittung des Künstlers vom 19.12.1721 über
180 Gulden für in die Deutschordenskirche St. Elisabeth gelieferte
vier Evangelisten (BAUM, 1964, Urkundenanhang Nr. 35, S.80).
Die Figuren Giulianis wurden bei der Restaurierung der Kirche
1864 verkauft. BAUM vermutet, dass es sich bei den verschollenen
Figuren um die vier Evangelistenfiguren handelt, die sich heute
im Österreichischen Barockmuseum in Wien befinden. Im Katalog
des Barockmuseums von 1934 sind sie als Werkstattarbeiten katalogisiert:
- Ev. Johannes, H.1,60 m, (die beste Arbeit der Gruppe; rechter
Unterarm fehlt)
- Hl. Matthäus, H. 1,60 m
- Hl. Lukas, H. 1,82 m
- Hl. Markus
4.11 Heiligenkreuzerhof, I. Bezirk, Schönlaterngasse 5 und Grashofgasse 3, plastische
Verzierung des Gebäudes, Gartenmauer mit Steinskulpturen
und Schmuck der Kapelle durch die Giuliani-Werkstatt von 1729
bis 1732.
4.11.1 Sandsteinplastiken, 1729
Urkunden: Steinmetzrechnung 1929 im Stiftsarchiv Heiligenkreuz
(BAUM 1964, Urkundenanhang Nr. 38, S. 80).
- Büste des hl. Bernhard, als Bekrönung des Kapellenportals
(Kartusche mit Inschrift s. Bernardus)
- zwei Putti, zu beiden Seiten der Büste auf Voluten hingelagert,
der linke Weihwedel haltend, der rechte stark beschädigt
- drei Putti auf der Gartenmauer: seitlich auf Voluten ein Putto
mit Lamm, der andere mit einem Bären, auf dem Mauerpfeiler
links ein Putto mit großem Kreuz (das Gegenstück auf
der rechten Seite fehlt) (BAUM; 1964, 57).
4.11.2 Altäre in der Kapelle, Holz, gefasst, die Gewänder
vergoldet, um 1732
- vor dem Hochaltar mit einem Bild von Martin Altomonte von 1730
zwei Figuren von Giuliani: der Heilige Leopold (1,60 m)
und Florian
(1, 65 m) und zwei schwebende Engel
- Tabernakelaufsatz des Hochaltars: es handelt sich um Werkstattarbeiten,
auch hier das Motiv der eine Draperie haltenden, schwebenden Putten;
adorierender Engel rechts (vgl. Bozzetto B 107)
- rechter Seitenaltar: Die Hl. Anna unterweist die jugendliche
Maria, H. 1,76 m, Br. 2,00 m., hl. Anna 1,10 m hoch. Die Szene
ist prunkvoll aufgebaut mit mehreren Voluten, Ranken- und Gitterwerk
und von einem Baldachin bekrönt. Hinter der Haupt-
gruppe halten
zwei Engel eine Draperie
- linker Seitenaltar: Der hl. Josef mit dem kleinen Christus;
als Gegenstück zum Vorigen, gleicher Aufbau, erweitert durch
eine später hinzugefügte, von zwei Engelsputten gehaltene
asymmetrische Kartusche über dem Baldachin, etwas geringerer
Qualität, starke Werkstattbeteiligung (BAUM, 1964, 60)
4.12 Statue
der Technischen Hochschule (Atalante), keine Datierung
Sandstein, H. 1,80 m.; ist derzeit im Steigenhaus des Bibliothekstrakts
der Technischen Hochschule, I. Bezirk, Karlsplatz 13, aufgestellt.
Früher soll die Statue im IV. Bezirk, Karlsgasse 2 gestanden
sein. BAUM nimmt an, dass es sich um einen Teil eines verlorengegangenen
Statuenensembles handelt (BAUM, 1964, 52).
4.13 Hl.
Rochus und hl. Sebastian im Österreichischen Barockmuseum
in Wien, keine Datierung
Lindenholz, ohne Fassung; H.1,82 m und 1,73m. 1928 von Ing. Sokal,
Baden, erworben; vermutlich aus Heiligenkreuz stammend (BAUM,
1964, 62).
(BURGENLAND)
4.14 Die zwei Seitenfiguren des Hochaltars der Kath. Pfarrkirche von Mönchhof , Moses und König David, stammen
aus der Werkstatt des Giovanni Giuliani.
|
|
5.
ABBILDUNGEN
3. Porträt Giuliani Giovanni von Martin Altomonte, Stift Heiligenkreuz,
Bildnachweis: Baum, Elfriede, 1964, S.2.
4.2 Rechter
Querschiffaltar, Rocchuskirche, Bildnachweis: Geschichte der Stadt
Wien (N.R.,VII,1), Wien 1970, Tafel 51.
4.3 Atlanten am Johanneshof in Wien, ursprünglich für Schloss
Neuwaldegg, Bildnachweis: Baum, 1964, Abb. 7, 8.
4.4.2
Ansicht Liechtensteinsches Stadtpalais, Portal Bankgasse, Bildnachweis:
Baum, 1964, Abb.15.
4.4.5
Stiegenhaus des Liechtensteinschen Stadtpalais, Bildnachweis:
Baum, 1964, Abb.30.
4.4.6
Plastiken am Seitenportal des Liechtensteinsches Stadtpalais,
Portal am Minoritenplatz, Bildnachweis: Baum, 1964, Abb.1.
4.6
Liechtensteinsches Palais "in der Rossau", Fassadendetail,
Bildnachweis: Baum, 1964, Abb.31.
4.8 Atlanten an der Treppe des Palast des Fürsten Trautson, Bildnachweis:
Brucher, 1983, S. 174, Abb.81.
4.11.2
Annenaltar, Heiligkreuzerhof, Bernhardikapelle, Bildnachweis:
Geschichte der Stadt Wien (N.R.,VII,1), Wien 1970, Abb.212.
Arbeiten
außerhalb Wiens
Aufträge dekorativer Art für das Stallgebäudes
des fürstlichen Schlosses Eisgrub, Mähren, 1700/01
22 große Figuren aus Eggenburger Sandstein und Schilde u.a.
im Auftrag der Fürsten Liechtenstein;
Hochaltar
und zwei seitliche Altäre in Heiligenkreuz, ab 1694
Vertrag vom 13.12.1694 für die Skulpturenausstattung für
den neuen Hochaltar der Stiftskirche zusammen mit dem Wiener Bildhauer
Benedict Sundermayr und Quittung über den Empfang des Honorars
von 2300 Gulden und 12 Speziesducaten Leihkauf, sowie nachträglichen
320 fl.(ILG, 1895, 407).
Figuren im 19. Jh. zerstört, teil Handel, teils Privatbesitz
und Kaiser-Friedrich Museum, Berlin;
Geschnitztes Chorgestühl in Heiligenkreuz, 1708
mit Szenen aus dem Leben Christi und Brustbildern von Ortsheiligen;
befindet sich heute hinter der großen Orgel;
Ölberg
in Gaaden, 1699
Modell "für
Prag"in Marmor, ?,
archivalisch bezeugt
118 Tonmodelle
im Stiftsmuseum Heiligenkreuz, und andere seiner Werkstatt zugeschrieben,
1697-1743
bez. "Jo. Giuliani fecit 1743 men. Mart. in St. aetatis
suae 79 semicaecus."
Weitere Aufträge
für Stift Heiligenkreuz:
Lesepult im
Refektorium, 1719; Orgelverzierung,
1720; Dreifaltigkeitssäule,
1730;
im großem Stiftshof mit einer Darstellung
der coronatio
virginis durch die Trinität und der dazugehörige Brunnen
mit einer Figur des Hl. Joseph; Kreuzweg,
1732
Figuren zu den 14 Stationen; sowie Heiligenfiguren für den
Kreuzweg am Franzberg; einige Tonmodelle im Stiftsmuseum; (ILG)
Urlaubergruppe
in Eggenburg (Niederösterreich) |
|
7.
BIBLIOGRAPHIE
FANTI, Vincenzo,
Katalog der fürstl. Liechtenstein'schen Galerie, Wien 1767.
BAUM, Elfriede, Giovanni Giuliani, Wien 1964.
BRUCHER, Günther (Hrsg.), Die Kunst des Barock in Österreich,
Salzburg/Wien, 1994.
BRUCHER, Günther, Barockarchitektur in Österreich, Köln
1983.
DEHIO-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien
II. bis IX. und XX. Bezirk, Wien 1954.
DEHIO-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien
II. bis IX. und XX. Bezirk, Wien 1993.
ILG, Albert, Fischer v. Erlach, Wien 1895.
KOLLER; Manfred, Die Gebrüder Strudel. Hofkünstler und
Gründer der Wiener Kunstakademie, Innsbruck 1993.
MORBURGO, Enrico, I busti sul coro del monastero di S. Croce in
Austria, in: Bollettino d'Arte, IV, Febraio 1925, S. 364ff.
MORBURGO, Enrico, Giovanni Giuliani e la sua scuola, in: Gazzetta
di Venezia, 6. 11.1920.
SEDLMAYR, Hans, Johann Bernhard Fischer v. Erlach, Wien 1956.
SCHIKOLA, Gertraut, Wiener Plastik der Renaissance und des Barock,
in: Geschichte der Stadt Wien (N.R.,VII.,1), Verein für Geschichte
der Stadt Wien (Hrsg.), Wien 1970, S.85-162.
TIETZE-CONRAD, Erika, Artikel über Giuliani Giovanni, in:
Thieme-Beckers Künstlerlexikon, Band ?, ? 1921.
weiters:
FREY, Dagobert, Kunsthistorisches Institut des Bundesdenkmalamtes (Hg.), Das Burgenland, seine Bauten und Kunstschätze,Verl. Anton Schroll & Co, Wien 1929; S. XVIII
SCHMELLER-KITT, Adelheid: Dehio-Handbuch Burgenland, Verl. Anton Schroll & Co, Wien 1980; S. 197
THIEME, Ulrich, BECKER, Felix, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 14, Verl. E. A. Seemann, Leipzig 1921; S. 206f. |
|
©Monika
Franceschini und
Sonja Kölbersberger, Oktober 2004 |
|
|