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Institut für Kunstgeschichte Innsbruck
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GRU, Giuseppe

 

1. Gru, Giuseppe

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Maler

3. BIOGRAPHIE

Geburts- und Sterbedatum sind nicht mit Bestimmtheit festzustellen. Es wird angenommen, dass er um 1715 geboren wurde; für das Todesjahr gibt Zani 1775 an, was jedoch umstritten ist. Als Geburtsort bzw. Herkunftsort kann Verona angenommen werden, da er des Öfteren seine Werke mit Nennung dieser Stadt bezeichnete.

Die Arbeiten Grus in Italien sind u.a. vier Deckenbilder im Palazzo Gazola (heute Avedi) in Verona, eine Skizze für eine sterbende Kleopatra und andere Bilder. Rosetti soll berichten, dass Gru nach Padua berufen worden sei, um dort Deckengemälde für die Bibliothek des Franziskanerklosters zu malen (THIEME/ WILLIS, Allgemeines Lexikon, 1922, S. 117).

Zu klären bleibt, ob Grus italienische Arbeiten zeitlich vor seinem Aufenthalt im deutschsprachigen Raum anzusetzen sind
oder nicht. In Deutschland malte Gru 1741 in der Spitalkirche zum Hl. Martin in Mergentheim Deckenfresken mit dem Mittelstück, das die Heilung des Gichtbrüchigen zum Thema hat. 1742 führte er Arbeiten in der Pfarrkirche zu Gerlachsheim aus, wo er das Deckenbild im Chor, das den Triumph des Hl. Norbert darstellt, und das mittelste Deckenbild im Hauptschiff
mit "Joseph Gru Veronensis" signiert. Die Deckenbilder in der Kuppel und im Querschiff sollen von einer anderen, geringeren Hand stammen. Wie bei Thieme/Willis angemerkt ist, "sind die Gemälde, im Stile Tiepolos gemalt, sehr nachgedunkelt und ‚machen als dekorative Arbeiten ihrem Urheber alle Ehre' ".

Nach seinem Aufenthalt in Deutschland, kam Gru nach Österreich, wo er einige Arbeiten in der Nähe von Innsbruck (Tirol) ausführte.

 
4. WERKE (TIROL)

4.1 Pfarrkirche zur Hl. Katharina in Lermoos

Gru_Hl.Katharina_Enthauptung_Lermoos_Libiseller Gru_Hl.Katharina_vert.Christentum_Lermoos_Libiseller Gru_Hl.Katharina_Evangelist_Lermoos_Libiseller Gru_Hl.Katharina_gemalterStuck_Lermoos_Libiseller
4.1.1
4.1.2
4.1.3
4.1.4

 

Gru_Hl.Katharina_Deckengemaelde_Lermoos_Libiseller 4.1.5

 

Gru_Hl.Katharina_Tugenden1_Lermoos_Libiseller Gru_Hl.Katharina_Tugenden2_Lermoos_Libiseller Gru_Hl.Katharina_Tugenden3_Lermoos_Libiseller
4.1.6
4.1.7
4.1.8

 

In der Unterkapelle des der Hl. Katharina geweihten Gotteshauses stammt die einheitliche Freskoausstattung im Rokokostil
von Giuseppe Gru in der Unterkirche, dem Presbyterium und Landhaus, welche zwischen 1753 und 1754 in 128 Arbeitstagen erfolgte.
Das Deckengemälde (Kuppelgemälde) über dem Presbyterium stellt die Vermählung der Hl. Katharina mit Jesus dar, welcher von Maria gehalten wird, darüber Gottvater mit Taube des Hl. Geistes – seitlich sind Engelskonzert und Engel mit den
Attributen Rad, Schwert und Krone dargestellt. Neben den Attributen ist zwischen den Wolken ein Vorhang zu erkennen
und auch an anderen Stellen des Bildes vereinzelt Architekturstücke. Überhängende, auf Holz gemalte Engel treten in den Raum ein. In den mit Rokokoornament und Gitterwerk bemalten Zwickeln sind die vier Evangelisten abgebildet, bezeichnet
mit "Joseph Gru inv pin 1753".
Im Flachgewölbe des Langhauses, das kompositionell zweigeteilt ist, sehen wir in der vorderen, dem Chor zugewandten Bildfläche „Katharinas Martertod“, dieses Bild zeigt Katharina kurz vor ihrer Enthauptung. Der Henker zieht bereits sein
Schwert. Vor Katharinas Füßen liegen Ketten und das zerbrochene Rad. Um die Heilige herum sieht man eine Gruppe von Menschen. Über ihr schwebt ein Engel mit einem Kranz in der einen und einem Palmzweig in der anderen Hand. Noch
weitere Engel sind im Himmel zu erkennen, in deren Mitte der thronende Christus.
Ein weiteres Fresko im Langhaus im hinteren, der Empore zugewandten Teil ist „Katharina verteidigt das Christentum vor
Kaiser Maxentius und bekehrt dabei eine große Zahl von Gelehrten, die hernach bis zum Feurtod gemartert wurden.“ Katharina steht in der Mitte, Blick gerichtet auf die Gelehrten die am unteren Bildrand positioniert sind und zeigt mit ihrer rechten Hand
auf die Taube des hl. Geistes. Diese kommt aus einer Wolkendecke hervor und wird von Engeln umgeben. Im linken Bildteil erkennt man Maxentius auf einem Thron, der zu einem seiner Soldaten hingewendet ist und auf Katharina zeigt. Rechts unten
in der Mauer, von der ein Gelehrter seine Füße baumeln lässt, ist die Inschrift des Künstlers „Josephus Gru Veron inv et pinx
Ao 1754“. Zwischen den Bildflächen liegen reich verzierte, gemalte, auf mit Putten und Blumenbouquets besetzten Volutenschnörkeln ruhende Gurtbögen.
In der Hohlkehle über dem Stuckgesims reiche dekorative Rocaillemalerei mit Kartuschenmotiven: vorne über der Uhr: Glaube, Liebe, Hoffnung, links Mitte: Klugheit, Weisheit und Gerechtigkeit; rechts Mitte: Starkmut, Mäßigkeit und Sanftmut.
In den zwischen Fenstern und Seitenkapellennischen eingespannten leicht gewölbten Zwickeln die zwölf ganzfigurigen Apostel in Landschaften. Links vorne: Jakobus d.Ä., Petrus; rechts vorne: Andreas und Johannes; links Mitte: Matthäus und Philippus; rechts Mitte: Bartholomäus und Thomas; rechts hinten: Simon und Matthias; links hinten: Paulus und Jakobus d.J.
In den Seitenkapellen die Szenen links: Christus erscheint Martin mit Attribut des Martin; rechts: Christus begegnet Sebastian mit Attribut des Sebastian (Ammann, Tiroler Oberland, 1978, S.231 - 232).

4.2
Pfarrkirche zum Hl. Veit in Fulpmes

Hl.Veit_Fulpmes_re_Seitenaltarblatt_Martin_LIBISELLER

Gru schuf in der dem Hl. Veit geweihten Kirche das rechte Seitenaltarblatt „Die Mantelspende des Hl. Martin“. Das Bild ist mit 1751 datiert – die Literatur verweist auch auf 1748 als Datierungsjahr. Diese Jahreszahl ist heute nicht mehr erkennbar, dafür aber die Signatur „Joseph Gru inuen: & pinx.“ (aus Verona). Das Gemälde zeigt den hl. Martin wie er, ausgestattet mit einer glänzenden Rüstung, seinen roten Mantel mit einem Bettler teilt. Der Bettler hockt vor ihm auf dem Boden, am linken Bildrand platziert. Der Blick des Bettlers geht diagonal nach oben zu Martin. Diese Diagonale führt bis zu einer der drei Engelsgruppen am rechten oberen Bildrand. Im Hintergrund ist das Pferd Martins zu erkennen, und über dem Haupte Martins erblickt man die schon erwähnten drei Engelsgruppen, wovon zwei als Brustbilder bzw. büstenartig dargestellt sind. Ein feuriges Kolorit zeichnet dieses Werk aus. Dieses Seitenaltarblatt zählt zur ehemaligen Barockeinrichtung, angebracht im ersten Chorjoch. Der Chorbau ist zweijochig, das Langhaus weist drei Joche und eine Stichkappentonne auf.

4.3 Pfarrkirche zum heiligen Kreuz in Schönberg (Stubaital)

Gru_Hl.Kreuz_Deckengemaelde_Schoenberg_Libiseller Gru_Hl.Kreuz_GloriaeMariae_Schoenberg_Libiseller Gru_Hl.Kreuz_SeitenaltarJosef_Schoenberg_Libiseller Gru_Hl.Kreuz_SeitenaltarJosef_Detail_Schoenberg_Libiseller
4.3.1
4.3.2
4.3.3
4.3.4

Übermalte nackte Figuren der „Glorie Mariens“ bzw. „Mariä Himmelfahrt“ von Franz Anton Leitenstorffer und allgemein Glorie neu, 1751-53 und auch das Blatt des linken Seitenaltars, 1753. Bei den Deckenfresken war nicht von vornherein ganz klar was Gru in der Pfarrkirche von Schönberg übermalt haben soll. Da im Langhaus bei der „Auferstehung Christi“ und bei der „Anbetung der Könige“ nur die Inschrift Leitenstorffers zu sehen ist, ist zu schließen, dass Gru zuerst in der Glorie nackte Figuren übermalte (hier ist oft die Jahrzahl 1731 angegeben) und sie später vollständig neu ausführte. Im Zentrum des Querschiffes ist eine querliegende, ovale Flachkuppel mit der „Glorie Mariens“.
Diese Deckenmalerei zeigt Marias Himmelfahrt, ihren Sohn Jesus erblickend, der mit Gottvater die Jungfrau bereits zu erwarten scheint. Gottvater hat einen dreiecksförmigen Heiligenschein, Zeichen der Trinität. Rund herum Engelskonzert, Engel mit verschiedenen Musikinstrumenten, u. a. Geige und Trompete, und Engel mit roten oder weißen Blumen. Am unteren rechten Bildrand erkennt man das Grab Marias und eine trauernde Menschenmenge. Neben dem Grab befindet sich auch die Inschrift des Malers.
Das linke Seitenaltarblatt „Hl. Josef mit Jesuskind“ stammt ebenfalls von Gru, aus dem Jahre 1753. Josef hält behutsam das kleine Jesuskind an der Hand, das in einer Art Wiege steht und in seiner rechten Hand ein Kreuz hält. Während Joese auf die Schritte des Jesuskindes zu achten scheint, blickt Jesus direkt zu Josef.
Im Hintergrund sind Wolken und vier Engel dargestellt, wobei zwei dieser Engel ein Paar bilden, von dem nur die Köpfe dargestellt sind. Josef hält in seiner linken Hand mit seiner Ellbeuge einen Stab/Stock.

4.4 Bichlbacher Kirche
1753 versah Gru das Flachtonnengewölbe der Bichlbacher Kirche mit dramatisch figuralen, dekorations- und architekturhaften Malereien (Ammann, Kunst im Außerfern, 1976, S. 40). Es finden sich allerdings in der Literatur und auch in den beiden Kirchen selbst, der Pfarrkirche sowie der Zunftkirche, keine weiteren Hinweise auf ein Wirken Grus.

 

5. ABBILDUNGEN (TIROL)
(alle Bildrechte: Angelika Libiseller)

4.1 Pfarrkirche zur Hl. Katharina in Lermoos
4.1.1 Enthauptung der Hl. Katharina
4.1.2
Katharina verteidigt das Christentum
4.1.3
Evangelist
4.1.4
gemalter Stuck
4.1.5
Deckengemälde
4.1.6
Tugenden 1
4.1.7
Tugenden 2
4.1.8
Tugenden 3

4.2 Pfarrkirche zum Hl. Veit in Fulpmes
4.2.1 rechtes Seitenaltarblatt Hl. Martin

4.3 Pfarrkirche zum Hl. Kreuz in Schönberg (Stubaital)
4.3.1 Deckengemälde
4.3.2
Deckengemälde, Ausschnitt Gloriae Mariae
4.3.3 Seitenaltar, Hl. Josef
4.3.4
Seitenalter, Hl. Josef, Detail

6. BIBLIOGRAPHIE

Ammann, Gert, Das Tiroler Oberland. Die Bezirke Imst, Landeck und Reutte (Österreichische Kunstmonographie Bd. IX), Salzburg 1978, S. 231 - 232.
Ammann, Gert, Kunst im Außerfern, in: Tirol…immer einen Urlaub wert, Sommer 1976, Nr. 8, Innsbruck 1976, S. 40.
DEHIO - Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Tirol, Wien 1980.
Egg, Erich, Kunst in Tirol. Malerei und Kunsthandwerk, Innsbruck 1972, S. 224.
Ringler, Josef, Die Pfarrkirche in Fulpmes. Zweihundertjahrfeier der Erbauung und Einweihung, in: Der Volksbote (1948), 48. Jahrgang, Nr. 24, S. 6.
Ringler, Josef, Die barocke Tafelmalerei in Tirol (Tiroler Wirtschaftsstudien 29), Teil 1, Innsbruck 1973, S. 132.
Rumer, Marie, Ein Buch über die barocke Freskomalerei Tirols, in: Tiroler Stimmen 1914, 54. Jahrgang, Nr. 8, S. 3.
Thieme, Ulrich/ Willis, C. Fred., Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler, Bd. 15, Leipzig 1922.
Zeitschrift des Ferdinandeum, Beiträge zur Geschichte, Statistik, Naturkunde und Kunst in Tirol und Vorarlberg, 1. Folge, Bd. 1, Innsbruck 1825, S. 193.
Kunstführer Nr. 1239, München/ Zürich: Verlag Schnell& Steiner, S.8.
Beiträge zur Geschichte, Statistik, Naturkunde und Kunst von Tirol und Vorarlberg. Hrsg. von Mitgliedern des Ferdinandeums, von Merk, von Bfaundler und Röggel. 1. Band, Innsbruck, 1825. S.193.

 
©o.A., 2003; ergänzt von Angelika Libiseller, September 2007

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