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Marmoro, Francesco |
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1.
MARMORO, Francesco (Franz)
Marmolo, Marmoro de Pone, de
Marmoro, Marbl, Märbel, Märbl, Marbel
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Maurer, (landschaftlicher)
Baumeister, Festungsbaumeister, Polier |
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3. BIOGRAPHIE
1593 oder Anfang 1594, Graz
Über den Lebenslauf von F.Marbl ist wenig bekannt.
F. Marbl war einer der hervorragendsten italienischen Festungsbaumeister,
die wahrscheinlich zur Zeit der großen Einwan-derungswelle
im 16. Jh. aus dem Gebiet zwischen Comer- und Luganer See nach
Graz berufen wurden. Er baute 1566 bis
1570, dann 1571 bis 1574 als Polier
an den Befestigungen von Fürstenfeld, 1576 bis 1578 in Radkersburg,
dann wieder in Fürstenfeld.
Er erwarb 1592 das Steigerische Haus ("Steigereck")
am Hauptplatz in Graz (Ecke der Sporgasse und Sackstraße).
Durch seine langjährigen, treu geleisteten Dienste in der
Steiermark und da er schon früher samt seiner ganzen Familie
zum Protestantismus übergetreten war, hatte er sich gewissermaßen
im Land neutralisiert. Nachdem F. Marmolo aber eigentlich auch
Italiener war, wurden er und sein Bruder Anton 1593 wegen ihres
Übertritts vor die Inquisitation ihrer Vaterstadt in Italien
geladen; die Stände verwendeten sich aber für ihre beiden
Baumeister beim Hofkriegsrat und beim Erzherzog, so dass
die Sache im Sand verlief. Franz Marbl starb noch Ende des selben
Jahres 1593 in Graz.
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Bezüglich
seiner Familie sind sein Bruder Anton und seine Söhne Jakob
und Hans Marbl und seine Neffen erwähnt (J.Wastler, Aufsatz
in den M.d.histor.V.f.St., 34. Heft).
Da die Stände mit Erzherzog Karl in fortwährende Differenzen
standen und mit dem von der Regierung berufenen Festungs-baumeister
Vintana aus Görz nicht einverstanden waren, ernannten sie
1584 Franz Marbl "zu einer Ehrsamen Landschaft Baumeister
über die Land- und Grenzgebeu", seinen Bruder Antonio
zu seinem Polier und gaben beiden zusammen jährlich
300 fl.Besoldung.
Unter dem Auftrag Friedrich von Hollenegg führte Marmolo
den Ausbau des Schlosses Hollenegg aus. |
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5.
WERKE (STEIERMARK)
5.1 Paradeis,
Paradeisgasse 3
Das Gebäude wurde bereits 1411 als Spital genannt und 1451
von Balthasar Eggenberger neu errichtet. 1568 wurde das Haus und
eine Kapelle, das sogenannte "Eggenbergerstift" zwischen
dem Murthor und dem Admonterhof von den Ständen von Seyfried
von Eggenberg am 12. Juli 1568 erworben und von F. Marbl für
ihre Zwecke zu einer protestantischen Stiftsschule umgebaut. Noch
im selben Jahr begann F. Marbl mit dem Abbrechen des alten Gebäudes.
Im Juli 1569 sandte man F. Märbl nach Wien, damit er das Schulgebäude,
das Kaiser Ferdinand I. im Predigerkloster erbauen ließ,
besichtige und abzeichne. Den 1570 fertiggestellten Kirchenbau
vollführte Franz Märbl, zum Teil mit seinem Bruder Anton,
wobei die bestehende gotische Kirche zum Altarraum umgebaut wurde
(Laut J.Wastler wurde 1570 mit der Vergrößerung der
Stiftskirche und dem Bau des neuen Schulgebäudes begonnen.).
Am 5.2.1575 erwarben die Landstände zur Errichtung eines Münzhauses
"freyhauß vnd Hofstat" vom Freiherrn Hans Friedrich
Hoffmann zu Grünbühel und Strechau um 2.200 fl. Die durchgreifende
Umgestaltung erfolgte unter der Leitung des welschen Baumeisters
F. Marmoro, die Münzschmiede selbst wurde neu gebaut.
5.2 Herrengasse
Nr. 16 in Graz
Landhaus, Kanzlei und Versammlungsort der steirischen Landesstände
seit 1494.
Das Landhaus wurde von De Lalio erbaut und umfasst eine große,
meherer Höfe umschließende Gebäudegruppe. Unter
dem Auftrag der Stände erfolgten eine Adaptierung, 1581 wurde
das Haus jedoch abgebrochen und von Antonio Marmoro de Pone
an
dessen Stelle ein Neubau als vierachsige Verlängerung des
Landhauses bzw. drei Hofarkaden in den Formen des Haupt-trakts
gegen Süden errichtet. 1584 wurden Umbauarbeiten von Francesco
und Antonia Marmoro getätigt, die entscheidendste war der
Abbruch des Uhrturms im Hof für den erst 22 Jahre zuvor ein
neuer Dachstuhl mit Turmuhr angefertigt worden war.
5.3 Die
Langgasse Nr. 42 (früher Herrengasse) in Bad Radkersburg
war ehemals landschaftliches Provianthaus, erbaut 1588 durch Franz
Marbl (Marmoro), erneuert nach Brand 1639 durch Peter Valegro.
Im Hof befindet sich zweigeschossige Pfeilerarkaden. Der größerer
Teil des Altbaus wurde abgebrochen.
5.4. Schloss
Hollenegg
Das Schloss war Stammsitz des 1163 erwähnten gleichnamigen
Geschlechts.
Im Auftrag von Friedrich von Hollenegg erfolgte ein Ausbau wahrscheinlich
unter F. Marmoro im 16. Jh., der die Kanonen-Rundtürme an der
NW- und SO-Ecke, entsprechend dem älteren kantigen Turm an
der NO-Ecke beinhaltete. |
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6.
BIBLIOGRAPHIE
Dehio-Handbuch,
Die Kunstdenkmäler Österreichs, Steiermark, 1956
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Steiermark,
1982
List, Rudolf: Kunst und Künstler in der Steiermark, 1967
Luschin-Ebengreuth, Häuserbuch, 1928
Münzer, E: Alt-Grazer Spaziergänge, 1974
Nagler, Monogr.,IV, 1871
Peinlich, R.: Die Egkennperger Stifft zu Graz im XV. und XVI.Jh.,
Graz 1875
Wastler, Josef: Künstlerlexikon, Graz, 1883
Wastler, Josef: Kunstleben am Hofe zu Graz, 1887
Wastler, Josef: Die italienischen Baumeister in der Steiermark
im 16. u.17.Jh.
Thieme, Ulrich, Becker, Feliz, Allgemeines Lexikon der Bildenden
Künstler, Band 24, München-Leipzig 1992 |
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©Lisbeth
Mikula, Mai 2005
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