Das
Leben und die Laufbahn eines Künstlers aus den italienischen
Kunstlandschaften sind nicht mit den Maßstäben
der mitteleuropäischen Kunstsoziologie zu messen. Sie
zeichneten sich einerseits durch Mobilität, andererseits
durch eine gewisse Starre aus. Die Stationen ihrer künstlerischen
Wanderungen liegen oft sehr weit voneinander entfernt und
rufen auch bei den verwöhnten modernen Jet-Touristen
leise Bewunderung hervor. Bewundernswert ist auch die künstlerische
Flexibilität unserer vaganten Meister. Nur dadurch waren
sie etwa imstande, die lombardische Kunstlektion ihrer Jugend
mit den neusten römischen Impulsen sowie mit den Kunstvorstellungen
ihrer Gastgeber zu versöhnen. Es zeigt sich ganz deutlich,
dass die italienischen Künstler ihre exklusive Stellung
den einheimischen Meistern gegenüber bewahrten oder wohl
als exklusive Minderheit bewahren mussten. So verwundert es
nicht, dass wir bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen,
sei es bei Taufen oder Hochzeiten, immer den gleichen Namen
begegnen. Es ist aber auch anzunehmen, dass das nachgewiesene
gesellschaftliche Zusammenhalten der austroitalienischen Handwerkerkolonie
auf eine enge berufliche Kooperation schließen lässt..
Aus diesem Grunde ist es immer vorteilhaft, neben den führenden
Architekten und Künstlern auch die italienischen Bauleute
und Kunsthandwerker im Auge zu behalten, denn sie waren der
fruchtbare Humus, auf dem die Kunst der kaiserlichen Hofarchitekten
und - künstler blühen konnte. Ihre Tätigkeit
beschränkte sich nicht auf das heutige Gebiet der Republik
Österreich und sollte daher im historischen Rahmen der
alten Habsburgermonarchie erfasst werden. Die internationale
Kooperation ist die Voraussetzung dafür und auch für
das AIA-Projekt höchst erwünschenswert.