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SEGUSTINI, Giuseppe

 

1. SEGUSTINI, Giuseppe
Segusini, Sgomini, Segushini, Seganzini

2. BERUFSBEZEICHNUNG

Ingenieur, Archtitekt

3. BIOGRAPHIE

G.S. wurde 1801 in Feltre geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Bis zu seinem 20. Lebensjahr arbeitete er als Bäcker und Tischler.

Wohlhabende Gönner in seiner Heimatstadt ermöglichten ihm jedoch die Ausbildung an der ‚Imperial Regia Accademia’, durch dessen Besuch er in den folgenden Jahren mehrere Bauunternehmen leiten konnten, unter anderem den Bau des Stadttheaters in Belluno.

1838 wurde G.S. zum Ehrenmitglied der ‚Accademia Veneta di Belle Arti’ ernannt und erhielt Titel und Erlaubnis „zur Berufs-ausübung eines freien Architekten-Ingenieurs.“ Die darauf folgenden Jahre war G.S. ständig auf Reisen, welche in nach Tirol, Ungarn, Wien und weite Teile Italiens führten. Es wird vermutet, dass sich G.S. 1841 in Innsbruck aufhielt, da er Entwürfe für
die Neugestaltung des Nationalmuseums vorlegte und den Neubau des Nationaltheaters durchführte.

Nach 1846 war er wieder in seiner Heimatregion beschäftigt, hauptsächlich mit Kirchenbauten und Anbauten an und in bestehende kirchliche Einrichtungen, wie Altäre und dergleichen.

G.S. verstarb am 29. März 1879 in Feltre (SCHLORHAUFER, Kapitel: Viten der Architekten, S.8-10; THIEME-BECKER, 453).

 

4. FAMILIEN-, FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS

Beim Neubau des Landestheaters in Innsbruck unterstand G.S. dem Baumeister Paolo Vanotti. Am selben Bau arbeitete er auch mit Leonhard von Liebender zusammen, welcher ab 1850 die Baudirektion übernehmen sollte (NEUWIRTH, 199,
ÖKT, 492)
.

 

5. WERKE

(TIROL)

5.1 Neubau des Nationaltheaters in Innsbruck; 1840/46
In den 30er Jahren des 19. Jh. befand sich das Nationaltheater in Innsbruck in baufälligem Zustand und erhielt 1936 ein negatives Baugutachten des Gubernialkonzipisten Leopold Philipp. Im Jahr 1840 legte der Baumeister Paolo Vanotti einen
von G.S. entworfenen Umbauplan für das Nationaltheater vor. In der Zwischenzeit hatte man sich jedoch für einen kompletten Neubau entschieden, dessen Finanzierungsplan von Kaiser Ferdinand I. genehmigt worden war. 1844 reiche G.S. die Pläne
für den Neubau des Nationaltheaters ein, welche eine Drehung des Baukörpers um 90° vorsahen. Am 4. April desselben
Jahres begann P.V. mit dem Abbruch des Theaters.

Dem ursprüngliche Entwurf  G.S.’s folgend sollten die Betriebsräume zu beiden Seiten der Vorhalle angebracht werden,
wodurch eine dreiflügelige Fassade entstand. Die zwei Geschosse des Mittelteiles sollten durch vier korinitische Säulen zusammengefasst werden. Ein Zahlschnittkonsolengesims und ein Walmdach bildeten den oberen Abschluss des Baues.
Der Kostenvoranschlag für den Bau belief sich auf 63.000 fl. Durch verschiedene finanzielle Maßnahme gelang es schließlich Markus Frh. von Spiegelfeld die Kosten auf 14.000 fl. zu senken, woraufhin der Kaiser den Bau genehmigt. Für die Umsetzung verlangte das Landespräsidium einen zweiten Baumeister, Giuseppe Lazaris. Die Baudirektion arbeitete zudem Plan-
änderungen aus, bei welchen die Betriebsräume weg gelassen wurden
(NEUWIRTH, 199).

Durch diese kurzsichtige Sparmaßnahme entstanden nicht nur ästhetische sondern vor allem technische Defizite. Auch die Giebelfiguren im Attikabereich sowie die Nischenskulpturen seitlich der Säulenreihe wurden, nach derzeitigem Kenntnisstand, nicht ausgeführt. Am 19. April 1846 wurde das Theater anlässlich des Geburtstags des Kaisers feierlich eröffnet.
Die Wahl des klassizistischen Stils folgte nicht nur den Vorstellungen der Zeit, sondern sollte auch auf die Ursprünge der
Dicht- und Musikkunst verweisen. Die Bauikonographie wurde zudem von zarten Reliefs mit Eichen- und Lorbeerkränzen
sowie Öffnungen mit Schwänen unterstrichen (NEUWIRTH, 191-199; FELMAYER, XXX; ÖKT, 488-496; Egg, 238)
.

5.2 Abgewiesener Entwurf zum Neubau des Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck; 1841/1842
Bei einer Sitzung der Baukommission des Nationalmuseums im Jahr 1841 schlug Graf Eccheli G.S. als Architekten vor einen unentgeltlichen Entwurf zum Ferdinandeum anzufertigen. Bereits im Mai desselben Jahres lagen die Pläne G.S.’s zusammen mit jenen von Haas vor. Wohl aufgrund der unbekannten Preislage hatte sich G.S. außer Stande gesehen einen Kostenvor-anschlag anzufertigen. Schlorhaufer vermutet, dass man weder das Projekt G.S.’s noch jenes von Haar ernsthaft zur Verwirklichung in Betracht zog, sondern vielmehr auf das, dem neuen Bauplatz angepasste, Projekt Muschlechners wartete.
In der über die Baupläne entscheidenden Sitzung im Jahr 1842 wurde festgestellt, dass das Projekt G.S.’s bei weitem das Budget überstieg. Allerdings wurde von Graf Brandis bemerkt, dass sich das Projekt durch einen „grandiosen Baustyl und Eleganz der Formen“ auszeichne (SCHLORHAUFER, Kapitel: Viten der Architekten, 9)
.

5.3 Projekt zur Errichtung eines Gasthauses in Innsbruck; 1843
(SCHLORHAUFER, Viten der Architekten, S. 8)

6. ABBILDUNGEN

(TIROL)

Landestheater, Fassadenansicht; in: Neuwirth, S. 198

Landestheater, ausgeführte Grundrisse EG und OG; in: Neuwirth, S. 198

Landestheater, ursprünglicher Fassadenentwurf; in: Neuwirth, S. 199.

Landestheater, Umbaupläne von G. Segusini – Aufriß der Westfront; in: ÖKT, Bd.XLVII, S.492.

Landestheater, ursprünglicher Grundrissentwurf; in: Neuwirth, S. 199.

Landestheater, Umbaupläne von G. Segusini – Längsschnitt; in: ÖKT, Bd.XLVII, S.492.

Landestheater, Neubau-Entwürfe, Grundriss das Erdgeschosses mit gedrehter Achse –
mit Seitenflügeln
; in: ÖKT, Bd.XLVII, S.493.

Landestheater, Neubau-Entwürfe, Grundriss das Erdgeschosses mit gedrehter Achse –
ohne Seitenflügeln
; in: ÖKT, Bd.XLVII, S.493.

7. BIBLIOGRAPHIE

EGG, Erich: Kunst in Tirol. Baukunst und Plastik, Innsbruck/Wien/München 1970.
NEUWIRTH, Markus: Architektur um 1800; in: Naredi-Rainer, Paul/Madersbacher, Lukas: Kunst in Tirol, Band 2, S. 187-199, Innsbruck/Wien 2007.
ÖKT, Österreichische Kunsttopografie, Bd. XLVII, Die profanen Kunstdenkmäler der Stadt Innsbruck. Die Hofbauten, bearbeitet von Felmayer, Johanna, Wien 1986.
SCHLORHAUFER, Bettina: Zur Geschichte eines Regionalmuseums. Verein des Nationalmuseums Ferdinandeums 1823-1848, Innsbruck 1988.
THIEME-BECKER, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler. Von der Antike bis zur Gegenwart Künstlerlexikon,
Bd. XXX, Leipzig 1936.

 
©Daniela Unterholzner, April 2008

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