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Tencalla, Giovanni Pietro |
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TENCALLA,
Giovanni Pietro |
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1.
TENCALLA, Giovanni Pietro (Hans Peter, Johann Petrus)
Tencala, Tengala
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Architekt
und kaiserl. Hofingenieur |
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3. BIOGRAPHIE
*
17.11.1629, Bissone
† 06.03.1702, ebenda
Zwischen 1656
und 1692 ist G.P. Tencalla in Wien nachweisbar.
Um 1668 Entwürfe für einen Marmoraltar für die
Kapelle sowie vier Kamine für den Leopoldinischen Trakt
der Wiener Hofburg,
die von. Anton Dario in Salzburg ausgeführt
wurden.
Er soll auch für die heutige Gestalt des Leopoldinischen
Traktes der
Wiener Hofburg (der von 1660 bis 1666 von Filiberto Luchese
erbaut wurde) verantwortlich zeichnen (KÜHNEL).
Im Auftrag des Hofes entwirft er 1673 das Trauergerüst für
die Kaiserin Margeretha Maria, Gemahlin Leopold I. und 1676
das
Trauergerüst für die Kaiserin Claudia Felizitas, die
zweite Gemahlin Leopold I.; beide Male in der Augustinerkirche.
Zwischen 1685 und 1687 wurde das Palais Lobkowitz nach G.P. Tencallas
Entwürfen für Graf P.S. Dietrichstein in Wien
erbaut.
Ebenso wird ihm das Palais Esterhazy in der Wallnerstraße 4,
in Wien zugeschrieben (ThB, Dehio 1954), das jedoch im
18. und
19. Jahrhundert stark verändert wurde.
Nach 1683, nach den Türkenzerstörungen in Wien, kam
es auch zu einer Gesamtrenovierung und Neufassadierung des
1558
- 1561 von Pietro Ferrabosco aus- und umgebauten Schlosses Kaiserebersdorf,
Wien XI., Kaiserebersdorferstr. 297 (Strafvollzugsanstalt Wien-Simmering)
durch G.P. Tencalla (DEHIO, ÖKT). Ebenso wird vermutet, dass
das Theresianum
nach den Zerstörungen von 1683 möglicherweise
nach Plänen von G.P. Tencalla zwischen 1687 und 1693 wiederhergestellt
wurde (DEHIO). Auch soll er 1683 das sogenannte Kugelkreuz, einen
Obelisken in Schwechat bei Wien geschaffen haben (ThB).
Am 8.12.1692 wird er als Inspektor der Arbeiten an der Pestsäule
am Graben in Wien, zusammen mit W.W. Prämer und L. Burnacini,
erwähnt und am 18.6.1699 sucht er beim kaiserlichen Hof
um seine Pension an (ThB).
Er war ebenfalls in Mähren tätig, wie z.B. auch als Architekt
in der Pressburger Burg, wo sich jedoch keines seiner Werke
erhalten hat (FIDLER) sowie in Olmouc, wo er mit dem Bau der Jesuitenkirche
um 1700 in Verbindung gebracht wird (RICHTER). |
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Da beide gleichzeitig
in der Wiener Hofburg arbeiten, wird vermutet, dass es sich
bei Giovanni Pietro um einen Bruder bzw. Vetter des Carpoforo
Tencalla (Maler) handelt (ÖKT), während er von Schlager
noch als Abkömmling des Carpofero bezeichnet wird (SCHLAGER).
Ab 1656 arbeitet er mit dem Architekten Filiberto Luchese zusammen
für den Hof unter Kaiser Leopold I. v. Österreich.
Ein
weiterer Auftraggeber aus Hofkreisen war der kaiserl. Oberstallmeister
Graf P.S. Dietrichstein. |
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5.
WERKE (WIEN)
5.1 Trauergerüst
für die Kaiserin Claudia Felizitas, zweite Gemahlin v. Leopold
I. in der Augustinerkirche, Wien, 1676
(Stich v. J.M.Lerch: London,
Victoria & Albert Mus.).
5.2 Trauergerüst
für die Kaiserin Margaretha Maria, Gemahlin v. Leopold
I. in der Augustinerkirche, Wien, 1673
(Stich v. C. Meyssen).
5.3 1685/87 Palais Lobkowitz (ursrüngl.: Dietrichstein,heute:
Theatermuseum) in Wien, I., Lobkowitzplatz 2
Das Palais wurde von 1685 bis 1687 nach Entwurf von G.P.Tencalla
für den kaiserlichen Oberstallmeister Philipp Sigismund Graf
Dietrichstein erbaut. Die Entwürfe dafür befinden sich
in der Sammlung Graf Harrach, Wien (ÖKT).
Das Hauptportal wurde 1709/11 nach Entwurf von J.B. Fischer von
Erlach umgebaut. Gleichzeitig mit Einsetzung des Portals wurde
die Attika mit den Statuen und den liegenden Flußgöttern
aufgesetzt. Seit 1753 befand sich das Palais im Besitz der Fürsten
Lobkowitz. Aus dieser Zeit stammt die Vergrößerung
der drei Fenster des Mittelrisalits, ihre Verdachungen, die Figuren
und die Dekoration darüber (SEDLMAYR, S.278). Heute ist das
österreichische Theatermuseum darin untergebracht.
5.4 Leopoldinischer
Trakt, Hofburg Wien I
Der sogenannte Leopoldinische Trakt der Wiener Hofburg wurde unter
Kaiser Leopold I. von 1660 bis 1666 von dem kaiser-
lichen Hofingenieur
Filiberto Luchese ( 1607 - 1666) erbaut. Durch einen Brand 1668,
der die völlige Vernichtung des Trakte
zur Folge hatte, kam
es zwischen 1668 bis 1681 zu einem Wiederaufbau (KÜHNEL).
"Aus den vorhandenen Akten der Jahre 1674 und 1675 wird ersichtlich,
dass der kaiserliche Ingenieur Pietro Tencala der planende
Architekt und für den Baufortschritt verantwortlich war" (KÜHNEL,
1971, S.59; 1960, S.161f). |
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6.
ABBILDUNGEN
5.1 (CD-Rom:
g.p.ten_05)
Trauergerüst für die Kaiserin Claudia Felizitas in
der Augustinerkirche in Wien, Stich v. J.M.Lerch: London, Victoria
& Albert Mus., in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
26, 1973
5.3 (CD-Rom-untitled CD: g.p.ten_06)
Entwurfszeichnung zum Palais Dietrichstein aus der Sammlung
Harrach, in: H. Tietze, Wolfgang Wilhelm Praemers Architekturwerk
und der Wiener Palastbau des XVII. Jahrhunderts, in: Jahrbuch
der kunsthist. Sammlungen des
Allerhöchsten Kaiserhauses,
Bd. XXXII, Heft 4, Wien/Leipzig 1915
(CD-Rom: g.p.ten_01)
Fassade des Palais Lobkowitz in Wien, von der Albertina aus
gesehen
(Foto: Ch.Strahner)
(CD-Rom: g.p.ten_02)
Fassade des Palais Lobkowitz in Wien, von der Spiegelgasse aus
gesehen (Foto: Ch.Strahner)
5.4 (CD-Rom: g.p.ten_03)
Leopoldinischer Trakt der Hofburg Wien (Foto: Ch.Strahner)
(CD-Rom: g.p.ten_04)
Fassadendetail des Leopoldinischen Traktes der Hofburg Wien
(Foto: Ch.Strahner) |
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7.
BIBLIOGRAPHIE
BRIX Michael,
D. Trauerdekorationen f. d. Habsburger in den Erblanden: Studien
zur ephemeren Architektur d. 16. bis 18. Jahrhunderts, Kiel 1971,
Univ.Diss.
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Wien 1954
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TIETZE Hans, Wolfgang Wilhelm Praemers Architekturwerk und der
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TROST Alois in: Mitteilung d. Ges. f. vervielfält. Künste
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Österreich, in: Wiener Jahrbuch f. Kunstgeschichte
XX (1965),
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©Christine
Strahner,
Juli 2002 |
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