Werner Zillig: Die Festschrift
Tatsächlich, man liest "Die Festschrift" in einem Zug - und erfährt dabei viel: über allerlei akademische Begrenztheiten, über Eifersüchteleien und Verbiegungen, übers ganze Innenleben der Alma mater und, en passant, auch über den Zölibat. (Aber, Achtung: alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig. Und es gilt: ›Universität‹ ist überall, und die Grenzen zwischen den Fakultäten sind fließend.)
Zum Inhalt: Bernhard Selig, Theologe und katholischer Priester, gibt zusammen mit zwei Kollegen die anstehende Festschrift zum 60. Geburtstag seines Lehrers heraus. Die Arbeit am Jubelbuch wird rasch zur Achterbahnfahrt, aus computertechnischen, aus editorisch-wissenschaftlichen und auch aus ganz allgemein menschlichen Gründen. Und am Ende ist die Festschrift-Erstellung eine Art turbulenter Selbsterfahrungskurs, der Selig erschöpft zurückläßt.
Als die Druckvorlage des Buches mit Müh und Not beim Verlag endlich abgegeben ist und Bernhard Selig erschöpft und sehr müde und (natürlich) alleine essen geht, da lernt er eine attraktive, gescheite, schlagfertige Romanistin kennen, die ihn dann, so oder so, auf die Probe stellt.
Zum Autor: geboren 1949, hat studiert: in Erlangen, Münster und, in den Jahren 1972 und 1973, auch in Tübingen. Er war studentische und dann wissenschaftliche Hilfskraft, Assistent und auch Hochschuldozent, hat promoviert und sich habilitiert. Nicht bei den katholischen Theologen, sondern bei den germanistischen Linguisten, in Münster. Er lebte und schrieb von 1996 bis 2000 in Lille (Frankreich). Er lebt und schreibt jetzt in Igls (Tirol) und lehrt Linguistik an der Universität Innsbruck.
Aus dem Vorwort:
"Anfang des Jahres 2000 bekam ich von meiner alten Freundin Manjo Monteverdi ein Manuskript zugeschickt. Sie bat mich, den Text zu prüfen und ihr zu sagen, ob er für eine Veröffentlichung geeignet sei. Der Text war, leicht erkennbar, ein Tatsachenbericht. Manjo Monteverdi-Seligs Mann, Bernhard Selig, hatte diesen Bericht etwa ein Jahr vorher ausschließlich für die private Lektüre verfaßt und dann in die Schublade gelegt. Festzuhalten ist: Manjo Monteverdi-Selig hat mir das Manuskript mit dem Wissen und dem Einverständnis ihres Mannes gegeben. Es war mir recht schnell klar, daß dieser Text in der mir übergebenen Form für eine Veröffentlichung nicht in Frage kam. Zu persönlich und manchmal ja doch zu kritisch waren die Dinge, die da aus der Lebenswelt einer deutschen Universität mitgeteilt wurden. Auf der anderen Seite fand ich das, was in Bernhard Seligs Bericht zu lesen war, in weiten Teilen amüsant und in anderen Teilen anregend, ja sogar in einem ganz praktischen Sinn lehrreich, so daß ich Manjo Monteverdi schrieb: daß ich den Text nach - einer gründlichen Überarbeitung, die auch eine vollständige Anonymisierung der darin enthaltenen Eigennamen mit einschließen müsse - durchaus für veröffentlichenswert hielte."
"Es war diese Niederschrift ein Akt der Befreiung, und Selig fühlte sich hinterher in einer Weise, die er nicht bestimmen und darum auch nicht in Worte fassen konnte, von einem alten Schmerz befreit. Er begriff nun, daß die Plagen und Leiden und daß beider Vater, der Zufall - daß alle drei von Gott dazu bestimmt sind, in der Welt das Bessere und am Ende der Zeiten die ewige Gerechtigkeit zu schaffen, und er verstand, daß die Festschrift - die Kategorie der Festschrift als solche! - das Gleichnis aller Gleichnisse unseres Lebens ist, der Geburtstag des Wissens um das große Andere, das in jeder wahren Bestimmung des Lebens mit enthalten ist."
Werner Zillig,
Die Festschrift
Ein Roman
Tübingen: Klöpfer & Meyer 2004
214 Seiten, geb. mit Schutzumschlag
€ 19,50/sfr 33,60
ISBN 3-937667-00-8