Claudia Medici - eine italienische Prinzessin als Landesfürstin von Tirol
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Im ersten Teil ihrer Biographie schildert die Autorin die Beziehungen zwischen den Medici und den Habsburgern. Auf die Kredite des Florentiner Bankhauses angewiesen - hierfür wurden die Medici von den habsburgischen Kaisern immer wieder mit Rangerhöhungen belohnt (1532 Herzöge von Florenz, 1576 Großherzöge von Toskana) - wollte man auch in familiärer Hinsicht die Beziehungen enger gestalten und verheiratete zwei Habsburgerinnen nach Florenz.
Maria Magdalena, zweite Großherzogin von Toskana aus dem Haus Habsburg, vermittelte die Heirat ihrer kurz zuvor Witwe gewordenen Schwägerin Claudia mit ihrem Bruder, Erzherzog Leopold, Gubernator von Tirol. Der Bräutigam war allerdings zunächst noch zweifacher Bischof ohne eigenes Land, sodass die junge Witwe über zwei Jahre im Kloster warten musste, ehe er vom Kaiser Tirol als erblichen Besitz erhielt und heiraten konnte.
Mit hoher Mitgift und reicher Brautausstattung kam Claudia de‘ Medici 1626 nach Innsbruck. Die Hochzeit wurde aufwendig gefeiert und der Innsbrucker Hof begann sich allmählich nach Florenz zu orientieren. Als 1628 der Großherzog zu Besuch in Innsbruck weilte und kurz danach die Taufe des Erbprinzen Ferdinand Karl gefeiert wurde, zeigte sich bereits, zu welchen kulturellen Leistungen der Hof fähig war.
Noch glanzvoller wollte man sich anlässlich des Besuchs einer spanischen Infantin, die als Braut König Ferdinands über Innsbruck nach Wien reisen sollte, präsentieren. Nach Florentiner Vorbild wurde ein Komödienhaus eingerichtet (das heutige "Congress"), eine Oper sollte aufgeführt werden. Auch ein Rossballett und ein Damenballett wurden einstudiert. Doch die Königsbraut kam nicht nach Innsbruck und die geplante Opernaufführung fand nicht statt. Als das Tiroler Fürstenpaar im Frühjahr 1631 zur Königshochzeit nach Wien reiste, wurden aber Rossballett und Damenballett mit großem Erfolg aufgeführt. Das am Kaiserhof bis dahin unbekannte Ballett zu Pferd sollte bald zu einem festen Bestandteil prunkvoller Festivitäten werden. Nach Innsbruck zurückgekehrt, ließ das Fürstenpaar zur Taufe seines zweiten Sohnes im Juni 1631 endlich die lang geprobte Oper aufführen. Leider sind weder Libretto noch Partitur dieser ersten in Innsbruck gespielten Oper bisher gefunden worden.
Im Jahr 1632 wurde Claudia mit 28 Jahren zum zweiten Mal Witwe. Gemäß Leopolds Testament wurde sie Regentin, die bis zur Großjährigkeit des Erbprinzen Tirol regieren sollte.
Der zweite Teil der Biographie zeigt Claudia von einer neuen Seite und gewährt dabei Einblicke in die Situation im Land. Die Regentin hatte die ganze Last der Verantwortung zu tragen, mitten im Dreißigjährigen Krieg sicherlich keine leichte Aufgabe: die Schweden bedrohten Tirol, daher ließ Claudia Befestigungen an der Nordgrenze errichten - das Fort St. Claudia in Ehrenberg sowie die Porta Claudia in Scharnitz - und auch das Heerwesen reorganisieren. Um den Handel zu fördern, erteilte sie den Märkten in Bozen ein wichtiges Privileg. Auch im Justizwesen sorgte sie für Recht und Ordnung, versuchte Verfahren zu beschleunigen und Hexenprozesse einzudämmen. Gemäß der Tiroler Landesordnung von 1573/1603 verfolgte sie aber "moralische" Delikte wie Ehebruch oder uneheliche Beziehungen unerbittlich, auch Andersgläubige (Protestanten, Wiedertäufer) wurden nicht im Land geduldet. Tirol sollte ein "heiliges" Land sein.
Nicht nur der Hof, auch die Stände waren schwer verschuldet, als geborene Bankierstochter versuchte Claudia, die Schulden durch Sparmaßnahmen - große Feste wurden beispielsweise nicht mehr gefeiert - zu verringern.
Im Jahr 1646 übergab die Regentin dann die Regierung an ihren Sohn Ferdinand Karl, den sie mit ihrer Nichte Anna de‘ Medici verheiratete. Eine ihrer beiden Töchter wurde Kaiserin, die andere Herzogin von Mantua. So konnte Claudia am Ende ihres Lebens in familiärer Hinsicht zufrieden sein. Einen bitteren Wermutstropfen gab es dennoch: Im Westfälischen Frieden musste die Tiroler Linie das Elsass an Frankreich abtreten.
Claudia de‘ Medici starb am 25. Dezember 1648 in Innsbruck und wurde in der Gruft der Jesuitenkirche begraben. An sie erinnern in Innsbruck eine Straße und ein Platz sowie mehrere Darstellungen in Kirchen und Klöstern.
Zu Ehren und in Erinnerung ihres 400. Geburtstages findet derzeit eine Ausstellung im Landesmuseum Ferdinandeum statt, die noch bis 26.9. zu sehen sein wird.