TV Glokal
Der Hype um die Fernsehserie ist inzwischen genauso zum Objekt der Feuilletons und der Wissenschaften geworden wie die Serien selbst. Seitdem The Wire (HBO, 2002–2008) von US-amerikanischen Fernsehkritikern als neue Form des US-amerikanischen Romans ausgerufen wurde, häufen sich die Stimmen zum „Roman der Gegenwart“, der sich nun in einer DVD-Box befinde. Auch der Festivalleiter der Berlinale, Dieter Kosslick, nimmt sich dieses neuen Trends an und verkündigte im Frühjahr 2013 eine stärkere Öffnung des Kinofestivals zu Fernsehserien, da die US-amerikanischen Serien nicht nur der Literatur, sondern auch den großen Mainstreamkino-Produktionen den Rang abgelaufen hätten. Ohne dieser Medienkonkurrenz das Wort zu reden, kann festgehalten werden, dass Fernsehserien ihren marginalen Kultstatus verloren haben, Serien und ihre Fans werden nobilitiert und sind zum wesentlichen Merkmal der Fernsehkultur selbst geworden.
Schon dieses Beispiel zeigt, dass nicht nur der Fokus der Fernsehsender und des Publikums, sondern auch der der Forschung auf dem amerikanischen Markt liegt. TV Glokal ist vor diesem Hintergrund der erste Band, der sich exklusiv der europäischen TV-Serie widmet. Im Zentrum steht die Frage nach glokalen Strukturen und Ästhetiken, d.h. nach den Formen der Aneignung globaler (US-amerikanischer) Formate in Europa. Der Band vereint neben einer ausführlichen Einführung zum Thema 14 Beiträge zu unterschiedlichen Fernsehserien (v.a. seit den 1990er Jahren). Der Schwerpunkt liegt dabei neben dem deutsch- und englischsprachigen Raum auf Frankreich, Italien und Spanien. Zudem werden Fernsehserien aus in der deutschsprachigen Medienwissenschaft selten fokussierten Ländern wie Portugal, Russland und Tschechien vorgestellt. An dem Band haben neben MedienwissenschaftlerInnen von der Universität Innsbruck wie Eva Binder und Sabine Schrader KollegInnen von diversen deutschsprachigen Universitäten teilgenommen wie Oliver Fahle, Susanne Marschall und Beate Ochsner.
Informationen zum Buch
TV Glokal
Europäische Fernsehserien und transnationale Qualitätsformate
Sabine Schrader, Daniel Winkler (Hg.)
Marburger Schriften zur Medienforschung [53]
Schüren Verlag, September 2014
296 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-89472-649-2
Preis: 29,90 €