Kanadische Literaturgeschichte
Wer von Nordamerika spricht, meint zumeist die USA, nicht aber Kanada, die zweite nordamerikanische Nation. Die Kanadische Literatur ist längst – man denke an Namen wie Margaret Atwood, Michael Ondaatje, Alice Munro, Louis Hémon, Michel Tremblay, Anne Hébert – aus dem Schatten der US-amerikanischen Literatur und dem der europäischen Mutterliteraturen (Frankreich und Großbritannien) herausgetreten.
Die im August 2005 bei J.B. Metzler erschienene „Kanadische Literaturgeschichte“ überblickt erstmals in einem Band die englischsprachige und französischsprachige Literatur Kanadas, von den mündlichen Traditionen der Inuit und First Nations bis zur Literatur der beiden so genannten Gründungsvölker, vom 16. Jahrhundert bis heute. Die anglo- und frankokanadische Kultur, deren spannungsreiches Verhältnis lange das kulturelle Gedächtnis Kanadas dominierte, verwandelt sich seit der multikulturellen Orientierung des Landes (Official Multiculturalism Act, 1971) in ein polyphones Gedächtnis, das zunehmend von "ethnischen" Stimmen geprägt wird.
Der frankokanadischen Literatur gewidmete Teil der Publikation wurde von den Innsbrucker Romanistinnen Prof. Ursula Moser und Dr. Doris Eibl konzipiert. Darin enthalten sind umfangreiche Beiträge zu Roman, Kurzgeschichte, Lyrik und Chanson im 20. Jh.. Sie spiegeln das engagierte Interesse und die seit nunmehr 20 Jahren forcierte und mit internationalem Renommee honorierte Forschungsarbeit des Instituts für Romanistik im Bereich der nordamerikanischen Frankophonie wieder.
K. Groß – W. Klooß – R.M. Nischik (Hg.), Kanadische Literaturgeschichte. Stuttgart, Verlag J.B. Metzler, 2005.