In memoriam Dr. Lois Ebner
Dr. Lois Ebner (1941-2004), der 1975 mit einer Arbeit zum Thema „Hauskunde von Osttirol“ am Institut für Volkskunde der LFU Innsbruck promovierte, war von 1972 bis 2004 mit der Leitung des Museums der Stadt Lienz auf Schloss Bruck betraut. In seiner mehr als 30-jährigen Tätigkeit trieb er die Instandsetzung und Erneuerung der Baulichkeiten voran, konzipierte eine Neuaufstellung der Sammlungen und begründete eine Sondergalerie für Osttiroler Künstler/innen. Der gelungene Umbau des Museums 2000 und die darauf folgenden viel beachteten Sonderausstellungen, unter denen „Die vergessenen Himmel“ im Jahr 2003 als das persönliche Vermächtnis Ebners in Erinnerung bleiben, spiegeln den Wandel im Verständnis einer kulturellen Institution wieder.
Im Studienverlag (Innsbruck, Wien und Bozen) erschien nun eine vom Kunsthistoriker Mag. Rudolf Ingruber (Lienz) herausgegebene Gedächtnisschrift, die dem Andenken Ebners gewidmet ist. Unter dem Titel „Osttirol. Geschichte – Volkskunde – Kunst“ bietet der Band eine Schau zur Archäologie, Geschichte und Zeitgeschichte sowie Volkskunde, Kunst und Natur des Bezirkes Lienz. Die versammelten Beiträge liefern u.a. neue Ergebnisse zu den Fresken des Simon von Taisten oder der Harpfe als Symbol Osttirols; zu eingewanderten Tierarten oder der Opferwidderprozession nach Lavant und Obermauern; und zum Besuch Kaiser Franz Josephs am Iselsberg 1856 oder der Eröffnung von Schloss Bruck 1943. Abgerundet wird das Werk, dessen Umschlagbild vom Osttiroler Künstler Lois Salcher gestaltet worden ist, durch eine literarische Hommage an Lois Ebner (verfasst vom Lienzer Schriftsteller Josef Pedarnig) und eine Bibliografie seiner wissenschaftlichen Arbeiten.
Die Auswahl der Autoren und Autorinnen vermag einen Hinweis auf Ebners Verständnis interdisziplinären Arbeitens zu geben, das für seine museologische Tätigkeit in besonderer Weise kennzeichnend war und in Lienz hoffentlich auch weiterhin wirken wird: „Interdisziplinarität“, das zeigt ein Gang durch das Museum Schloss Bruck, muss nicht zwangsläufig ein „Zauberwort“ zur Zusammenlegung und Abschaffung traditioneller Fachbereiche sein, sondern bietet Möglichkeiten, um den aktuellen Prozessen der Globalisierung in ihrer Komplexität angemessen – d.h. ohne Verlust kulturanalytischer Tiefenschärfe – begegnen zu können.
„Geschichte“, „Volkskunde“ und „Kunst“ heißen die drei perspektivischen Verdichtungen, die für den Band gewählt worden sind:
Der Bereich „Geschichte“ wird durch Beiträge von Prof. Dr. Harald Stadler (gemeinsam mit Dr. Harwick W. Arch und Mag. Michael Schick) und Prof. Dr. Konrad Spindler (†) vom Fach Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie (LFU Innsbruck) eingeleitet. Hinzu kommen Arbeiten von Dr. Wilfried Beimrohr (Tiroler Landesarchiv), Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) und Dr. Martin Kofler (Zeithistoriker, Studienverlag Innsbruck).
Das Kapitel „Volkskunde“ wird von V.-Ass. Mag. Karl C. Berger und Reinhard Bodner (beide LFU Innsbruck) sowie Prof. Dr. Olaf und Mag. Elisabeth Bockhorn (Universität Wien) bestritten.
Zur Abteilung „Kunst“ haben schließlich Mag. Rudolf Ingruber (Kunstwerkstatt Lienz), Dr. Martin Bitschnau (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) und Dr. Claudia Sporer-Heis (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) beigetragen.
Rudolf Ingruber (Hrsg.):
Osttirol. Geschichte – Volkskunde – Kunst. Zum Gedenken an Dr. Lois Ebner (1941-2004)
Innsbruck, Wien u. Bozen (Studienverlag) 2005.
ISBN: 3-7065-4050-9
Umfang: 208 Seiten
zahlreiche Farbfotos