Kopf der Woche: Miriam Pobitzer
Die Arbeit zum Thema "Kulturanthropologischer Abriss zur Entwicklung genitaler Massagegeräte für die weibliche Selbstbefriedigung und die Behandlung der Hysterie mit einem psychologisch-qualitativen Interview über Frauenselbstbefriedigung mit Vibrator" setzt sich mit Geschichte und Gegenwart weiblicher Selbstbefriedigung auseinander. Sie analysiert die Verfolgung weiblicher Selbstbefriedigung durch Kirche und Staat sowie frauenfeindliche Ansichten in der Medizin, die über Jahre hinweg Hysterie mittels Massagegeräten behandelt wissen wollte. Aber auch der "moderne" Umgang von Frauen mit Vibratoren wird untersucht und in zahlreichen Interviews behandelt. Aus diesen geht hervor, dass heute Frauen mit Selbstbefriedigung nichts geheimes Schmuddeliges sondern vielmehr einen Akt autonomen Sexuallebens verbinden. Der Südtiroler Landesbeirat für Chancengleichheit vergibt jährlich Anerkennungspreise für herausragende Diplomarbeiten. Die Arbeit von Miriam Pobitzer wurde deswegen für förderungswürdig angesehen, weil sie einen Beitrag dazu leiste "die Selbstbefriedigung zu enttabuisieren und der Frau Autonomie und einen selbst bestimmten Körper zurück zu geben".
Miriam Pobitzer befasst sich auch nach diesem erfolgreichen Abschluss ihres Diplomstudiums an der Universität Innsbruck mit dem Themengebiet der Sexualwissenschaft: Sie hat mittlerweile einen Master in Family and Sexuality Studies an der Universität Leuven erworben und arbeitet derzeit weiter an ihrer Ausbildung zur Sozialpädagogin. Besonders relevant für diesen Werdegang war der Wahlfachstudiengang "Interdisziplinäre Sexualwissenschaften", der in Innsbruck an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät angeboten wird und der - so Wahlfachstudiengangkoordinator Prof. Josef Aigner - "europaweit eine Lücke in der Ausbildungs- und Forschungslandschaft schließt".