Kopf der Woche: Tilmann Seebass
In China findet derzeit ein großer Aufschwung an musikhistorischen Forschungen statt und dabei wurde auch die Forschungsdisziplin der „Musikikonographie“ entdeckt, bei der es um die Erforschung von Bilddenkmälern mit Musikdarstellungen geht. Mit der Berufung zum Gastprofessor durch die chinesische Universität soll, so Seebass, vor allem die Zusammenarbeit in Forschungsprojekten zum Studium nationaler Minderheiten in der Provinz Yünnan verstärkt werden. Dabei soll die Erforschung der Bilddenkmäler von der Prähistorie bis heute berücksichtigt werden, mit denen sich die Musikgeschichte Südostasiens rekonstruieren lässt. Auch internationale Tagungen zu diesem Thema im ost- und südostasiatischen Rahmen und Lehrveranstaltungen sollen so gefördert und durch Seebass´ Forschungsarbeit unterstützt werden. Denn Prof. Seebass hat auf diesem Gebiet umfangreiche Beiträge in den beiden führenden musikwissenschaftlichen Enzyklopädien „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ und „The New Grove Dictionary of Music and Musicians“ verfasst. Er ist auch Herausgeber von 20 Jahrgängen des Jahrbuchs „Imago Musicae“.
Tilmann Seebass wurde in Basel geboren und begann zunächst an der dortigen Universität mit dem Studium der Chemie, Mathematik und Zoologie. Bald wechselte er aber zu Musik, Deutscher Literatur, Geschichte und Philosophie. Im Jahr 1970 promovierte er schließlich an der Universität Basel im Fach Philosophie. Der Wissenschaftler spricht sechs Sprachen, war Gastprofessor auf Universitäten in den USA, Kanada, Griechenland und Italien. Seit 1993 ist er als ordentlicher Professor für Musikwissenschaft an der Universität Innsbruck tätig. Er ist Mitglied zahlreicher internationaler Gesellschaften und Organisationen und hat überdies auch ein breites Spektrum an Publikationen in Fachzeitschriften und Büchern veröffentlicht. Seine Tätigkeit der letzten Jahre umfasste neben Arbeiten zur europäischen Kunst- und Musikgeschichte und zur Musikgeschichte Südostasiens auch die Leitung des Kultur-2000 Projekts „Images of Music – A Cultural Heritage“, an welchem 17 Partner in 7 Ländern der EU teilnahmen und das mit einem Budget von 275.000 Euro dotiert war.