Kopf der Woche: Jörg Striessnig
Der 1959 geborne Universitätsprofessor wurde (wie Prof. Brigitte Mazohl-Wallnig) am 12. Mai ebenfalls als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften gewählt. Striessnig´s Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in der Aufklärung der Untereinheitenstruktur und Funktion sogenannter spannungsabhängiger Ca2+-Kanäle und deren pharmakologischer Bedeutung. Er charakterisierte als erster ihre Bindungsdomänen für die in der Therapie von Herzkreislauferkrankungen häufig eingesetzten Ca2+-Kanalblocker (Calciumantagonisten). Diese detaillierte strukturelle Information erlaubte nicht nur wichtige Einblicke in den molekularen Wirkungsmechanismus dieser Arzneistoffe, sondern diente auch zur Erzeugung von einzigartigen Tiermodellen. Mit diesen erforschte seine Arbeitsgruppe systematisch die physiologische Bedeutung einzelner Ca2+-Kanalisoformen für wichtige physiologische Prozesse, wie die spontane Sinusknotenaktivität, den Hörprozess, die Insulinsekretion, sowie wichtige ZNS Funktionen. Er hat sich in den letzten Jahren außerdem erfolgreich mit der Rolle von Ca2+-Kanälen für die Pathologie einer seltenen erblichen Form der Migräne beschäftigt. Daraus resultieren Möglichkeiten für neue Therapieansätze der Migräneprävention. Seine Forschung zu genetischen Ionenkanalerkrankungen baute er zuletzt auch auf retinale Ca2+-Kanäle aus. Die sehr erfolgreiche Beschäftigung mit wichtigen physiologischen Prozessen und deren pharmakologischer Beeinflussung, sowie mit der Pathophysiologie der Migräne und innovativen Fragestellungen der Arzneimittelentwicklung lassen für die Zukunft weitere wichtige Beiträge seiner Arbeitsgruppe zu therapierelevanten Aspekten der molekularen medizinischen Grundlagenforschung erwarten.
Jörg Striessnig studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck Humanmedizin und trat 1983 als Universitätsassistent in den Dienst unserer Alma Mater. Nach mehreren kurzen Forschungsaufenthalten an pharmakologischen Instituten der Universitäten Giessen (Deutschland), Cincinnati (USA) und Hokkaido (Japan), habilitierte er sich schließlich 1991 im Fach Pharmakologie und Toxikologie. 1994 wird er zum Leiter der Arbeitsgruppe "Molekulare Pharmakologie" am Institut für Biochemische Pharmakologie ernannt. 1998 folgt er dem Ruf zum Universitätsprofessor am Institut für Biochemische Pharmakologie der LFU Innsbruck, wenig später erhält er den Ruf für die Nachfolge von Prof. Heistracher am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Wien. Diesen lehnte er jedoch ab und akzeptierte das Angebot der LFU Innsbruck für die Stelle eines Universitätsprofessors am Institut für Pharmazie (Nachfolge Prof. Philippou). Er ist dort Leiter der Abteilung Pharmakologie und Toxikologie. Striessnig ist im Jahr 2000 mit dem Internationalen Albrecht Fleckenstein Preis ausgezeichnet worden und seit letzen Jahr auch Mitglied des akademischen Senats der Universität Innsbruck nach UOG 2002.