Kopf der Woche: Michael Traugott
Michael Traugott beschäftigt sich mit seinem vierköpfigen Team - zwei ForschungsassistentInnen sowie zwei DiplomandInnen - mit Fragestellungen, die sowohl grundlagen - (z.B. Analyse von Nahrungsbeziehungen) als auch anwendungsorientiert (z.B. Regulation von Bodenschädlingen, Auswirkungen gentechnisch veränderter Nutzpflanzen) sind. "Wir wenden in unseren Untersuchungen ein breites Methodenset an, wobei insbesondere der Einsatz molekularer Techniken die Untersuchung von völlig neuen ökologischen Fragestellungen erlaubt. Die Kombination von DNA-basierten Methoden mit anderen Nachweisverfahren (z.B. Analyse stabiler Isotope) bietet für die Zukunft ein großes Potential, um komplexe Nahrungsnetze zu analysieren. Zudem ist es sehr spannend, in einem weltweit noch sehr jungen Forschungsgebiet vorne mit dabei zu sein."
Mit seinem Team arbeitet Traugott derzeit gleich an mehreren Projekten, die vom FWF, ÖAD, Land Tirol und eben auch von der LFU gefördert werden. Kooperationen mit in- und ausländischen Partnern sind dabei sehr wichtig, um mehrere Themenbereiche abzudecken. Auch innerhalb der LFU bestehen bereits Kooperationen mit anderen Forschungsgruppen. Diese sollen laut Traugott weiter intensiviert werden. "Vor allem im Bereich der Biologie gehen die Themenbereiche meist Hand in Hand mit unseren Arbeiten und eine Kooperation ist sicherlich sehr produktiv", meint Traugott.
Forschungsschwerpunkte
Das zentrale Forschungsgebiet des gebürtigen Oberösterreichers liegt, wie schon erwähnt, in der Analyse von Nahrungsbeziehungen in Agrarökosystemen, insbesondere zwischen Schädlingen und Nützlingen.(siehe link) Gemeinsam mit MMag. Anita Juen hat sich Traugott zum Ziel gesetzt, erstmals jene Kleintierarten zu identifizieren, die Engerlinge fressen. Zu "Überführung der Engerlingsräuber" werden dabei im Darm der Räuber engerlingsspezifische DNA-Sequenzen nachgewiesen. Engerlinge können durch massiven Fraß an Wurzeln große Schäden in land- und forstwirtschaftlichen Kulturen anrichten. Wirbellose Prädatoren könnten diese Schädlinge natürlich regulieren, nur muss man dazu erst einmal wissen, welche Arten dafür überhaupt in Frage kommen. Um natürliche Schädlingsregulation geht es auch im Projekt "Ökologie und Regulation von Drahtwürmern im landwirtschaftlichen Kulturland". Diesmal sind es die als "Drahtwürmer" bezeichneten bodenbewohnenden Larven bestimmter Schnellkäfer, die an verschiedensten Kulturen (z.B. Kartoffel, Mais) Schäden verursachen. Gemeinsam mit Dr. Christian Pazmandi versucht Traugott mittels der Analyse von stabilen Isotopen aufzuklären, unter welchen Umweltbedingungen Drahtwürmer besonders gefährlich für Kulturpflanzen werden. Doch auch an der Identifikation von Parasitoiden - Insekten, die sich in anderen Arten entwickeln und sie dabei abtöten - mittels molekularer Methoden wird zur Zeit in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Frick, Schweiz) gearbeitet. Die Analysemethode aus Innsbruck wird dabei helfen, das Potential von neuen Anbauverfahren hinsichtlich Nützlingsförderung und Schädlingsregulation zu quantifizieren.
Insbesondere für nachhaltige Bewirtschaftungsverfahren müssen Pflanzenschutzmaßnahmen, auch biologische Verfahren, auf ihre ökologischen Risken untersucht werden. Gemeinsam mit Dr. Hermann Strasser vom Institut für Mikrobiologie hat Traugott mit einer Diplomandin daher die potentiellen Gefahren des Pilzes "Beauveria brongniartii", der zur Bekämpfung der Larven des Maikäfers eingesetzt wird, für Nützlinge untersucht. Bei diesen Versuchen hat sich herausgestellt, dass der Pilz sehr spezifisch den Maikäfer befällt und die Nützlinge nicht beeinträchtigt.
Der Einfluss von transgenem Bt-Mais auf die Arthropodenfauna wird von Traugott und seiner Gruppe in Kooperation mit deutschen Kollegen untersucht. Die Gefahr des Einsatzes von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen stellt ein in der Öffentlichkeit viel diskutiertes Thema dar. Hier wissenschaftlich fundierte Daten beizusteuern ist extrem wichtig; leider gehen sie jedoch oftmals in der öffentlichen Diskussion unter.
Zur Person
Nach Abschluss seines Biologiestudiums mit Schwerpunkt Zoologie, Agrarökologie und Ökologie an der LFU Innsbruck promovierte Michael Traugott im Jahr 2001. Zahlreiche Publikationen hat der Forscher in internationalen wissenschaftlichen Journalen bereits veröffentlicht. Im Jahr 1999 erhielt er den Forschungs-Innovationspreis der Tiroler Sparkasse, 2002 wurde er mit dem Förderungspreis der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft ausgezeichnet. Neben der Forschung verbringt er möglichst viel Zeit mit seiner Familie, genießt die Bergwelt Tirols und frönt dem Maultrommelspiel.