Kopf der Woche: Susanne Mettauer
Mit dem "Nick Mueller Fellowship" hat Susanne Mettauer nun die Möglichkeit, ihre Forschungsarbeiten für insgesamt ein Jahr in New Orleans durchzuführen. Die engagierte Wissenschaftlerin möchte hier vor allem für ihre Dissertation recherchieren. Und ohne jeden Zweifel werden ihr hier äußerst ergiebige Ressourcen zur Verfügung stehen: "Für mein Forschungsgebiet immens wertvoll ist das "Amistad Research Center" in New Orleans. Dieses Zentrum ist das größte unabhängige Archiv in den USA, das auf die Geschichte der Afroamerikaner spezialisiert ist. Seine Bestände umfassen neben Büchern und Zeitschriften unzählige Manuskripte, Briefe, Fotografien, Kunstwerke sowie Interviewabschriften", schildert Mag. Mettauer begeistert.
Gegenüber den StudentInnen betont Mettauer immer wieder, wie wichtig Auslandsaufenthalte und die dadurch gesammelten Erfahrungen im Studien- und Forschungsbereich sind. "Und nun freut es mich natürlich ganz besonders, dass ich selber auch diese Möglichkeit habe und dank des großzügigen Stipendiums der Stadt Innsbruck und des Landes Tirol meine Arbeiten ein Jahr lang in New Orleans fortsetzen kann", so die gebürtige Vorarlbergerin. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Ausbildung am Institut für Amerikastudien betreut sie derzeit in erster Linie die Austauschprogramme mit der University of Notre Dame sowie der Utah State University und berät diejenigen Studiosi, die sich für einen Auslandsaufenthalt interessieren.
Ihre Dissertationsarbeit mit dem Arbeitstitel "Changing Perceptions of the Blues in African American Culture" wird von Univ.-Prof. Dr. Gudrun M. Grabher vom Institut für Amerikastudien betreut. In ihrer Dissertationsarbeit untersucht Mag. Mettauer, wie im Laufe des 20. Jahrhunderts der Blues sowie der hinter der Musik steckende "blues impulse" innerhalb der afroamerikanischen Kultur unterschiedlich wahrgenommen und teilweise sehr gegensätzlich bewertet wurden. Diese Unterschiede spiegeln sich im afroamerikanischen kulturellen und speziell literarischen Diskurs, der als Grundlage für Mettauers Analysen dient. Auf der einen Seite des Meinungsspektrums findet sich die Geringschätzung des Blues als minderwertige, vulgäre und deshalb zu vernachlässigende Ausdrucksform. Demgegenüber steht die Ansicht, dass der Blues als Musik, Motiv und Geisteshaltung im Zentrum der afroamerikanischen Kultur steht und sich in Wechselwirkung zur politischen, soziologischen, kulturellen, ideologischen und wirtschaftlichen Geschichte dieser Gemeinschaft befindet. Daraus folgt für einige afroamerikanische Künstler und Intellektuelle die Forderung, dass der Blues Vorbild und Inspiration für künstlerisches Schaffen sein sollte, und nicht die übernommenen "weißen" Formen und Standards. In diesem Zusammenhang gilt das Interesse der Amerikanistin vor allem der Rolle, die der Blues als Bezugspunkt für Entwürfe einer dezidiert afroamerikanischen Ästhetik spielt.
Im Rahmen des MA Programms am "History Department" an der University of New Orleans wird Mettauer auch mit Professoren aus afroamerikanischer Geschichte sowie "Popular Music Studies" zusammenarbeiten. Das Zweitfach im Magisterstudium der Vorarlbergerin war Geschichte, und ihre Dissertation hat einen stark geschichtlichen Schwerpunkt. "Diese Verbindung mit dem Geschichte Department kam durch Dr. Günter Bischof, Direktor des CenterAustria und Professor an History Department, zustande. Er fungiert als äußerst wertvoller Ansprechpartner und hat schon wichtige Kontakte vermittelt", erzählt Mettauer.
Gordon "Nick" Mueller, dem zu Ehren dieses Stipendium eingerichtet wurde, war selber Historiker, und dass jetzt sie als "amerikanistische" Historikerin die Preisträgerin ist, findet Mettauer einen passenden Zufall, ist doch ein Studien- und Forschungsaufenthalt in New Orleans sowohl wegen ihres Tätigkeitsgebiets (American Studies) als auch aufgrund ihres Dissertationsthemas äußerst sinnvoll. "Und überdies war es Univ.-Prof. Dr. Franz Mathis, dem Rektoratsbeauftragten für die Partnerschaft mit der UNO, heuer ein besonderes Anliegen, dass jemand aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich und nach Möglichkeit auf Doktoratsebene gefördert wird, nachdem der letztjährige Preisträger ein BWL-Student war", so Mettauer.
Neben den Forschungen und Studien plant Mag. Mettauer aber auch einige Freizeitaktivitäten, diese jedoch - wie könnte es als engagierte Forscherin auch anders sein - nicht ohne Hintergedanken an ihre Arbeit: bei einem Ausflug ins Mississippi Delta, das ja als Geburtsort des Blues gilt, will Mag. Mettauer sich vom "Geist des Blues" inspirieren lassen.
Zur Person
Susanne Mettauer wurde 1977 in Dornbirn geboren. Nach erfolgreichem Abschluss des Lehramtsstudiums in Anglistik/Amerikanistik sowie Geschichte an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck schloss sie schließlich auch ihr Diplomstudium der Anglistik/Amerikanistik sowie Geschichte mit Auszeichnung im Dezember 2002 ab. Derzeit arbeitet die wissenschaftliche Mitarbeiterin in Ausbildung am Institut für Amerikastudien an ihrer Dissertationsarbeit. 2000 absolvierte Mettauer ein Auslandssemester an der Utah State University, Logan, USA. Ein Jahr später folgte ein einmonatiger Diplomarbeitsforschungsaufenthalt („African American Folklore in the Writings of Langston Hughes“), ebenfalls an der Utah State University. Seit ihrer Teilnahme am Graduate Student Forum der Austrian Association of American Studies (AAAS) Konferenz 2002 in Wien ist sie auch Mitglied dieser Organisation. Neben der diesjährigen Auszeichnung mit dem Nick Mueller Fellowship wurden Mettauers Leistungen 2002 auch noch mit dem Stipendium der Richard & Emmy Bahr-Stiftung in Schaffhausen bedacht.