Kopf der Woche: Moraltheologe und Sozialtheoretiker Johannes Kleinhappl (1893-1979)
Johannes Kleinhappl wurde am 26. August 1893 im damaligen Kohlenrevier Maria-Lankowitz bei Köflach in der Steiermark als Sohn eines Bergmanns geboren und kannte das soziale Elend von Kindheit an.
Als Jesuit an der Innsbrucker katholisch-theologischen Fakultät im Jahr 1932 habilitiert, stand Kleinhappl in der Tradition des in Paderborn wirkenden "roten Pastors" Wilhelm Hohoff (1848-1923), der die Arbeitswertlehre des Thomas von Aquin mit der von Karl Marx verband. Kleinhappl zweifelte, ob die "soziale Frage" auf der Grundlage des weiter bestehenden kapitalistischen Privateigentums an Produktionsmitteln gelöst werden kann. Dies brachte ihn in Widerspruch zur offiziellen, das Privateigentum gleichsam als "Naturrecht" ansehenden päpstlichen Enzyklika "Quadragesimo anno" von 1931, die starken Einfluss auf die austrofaschistische "Ständestaatsideologie" nehmen sollte.
Kaum hatte Kleinhappl im Herbst 1947 seine ordentliche Professur für Moraltheologie an der Universität Innsbruck angetreten, wurde er wegen seiner oft Karl Marx nahe kommenden Positionen auf Grundlage einer Konkordatsbestimmung Anfang 1948 auch schon wieder von seinem Lehramt entlassen und im Jahr 1954 endgültig gegen seinen Willen von der Universität Innsbruck in den Ruhestand versetzt. Kleinhappl musste fortan zurückgezogen, wenn auch weiterhin für die Anliegen der Arbeiter kämpferisch, in einem Kloster in Wien leben.
Seine gerade heute lesenswerten Schriften sind nun wieder leicht zugänglich, sie wurden in fünf Bänden gesammelt, in den 1990er Jahren im Wiener Herder-Verlag und im Innsbrucker Tyrolia-Verlag mit einer umfangreichen Biographie Kleinhappls (das ist der abschließende Band 5) herausgegeben:
Johannes Kleinhappl: Werkausgabe Band 1-5 (Band 1: Herder Wien 1991, Band 2-5: Tyrolia Innsbruck 1992-1996).