Kopf der Woche: Barbara Tartarotti
Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich in ihrem neuen Projekt mit UV-induzierten Stressantworten und Reaktionsmechanismen in tierischen Kleinstorganismen (Zooplankton), denen eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz von Seen zukommt. Wurden bisher vor allem negative Auswirkungen, wie erhöhte Mortalität oder abnehmende Reproduktion, aber auch unterschiedlichste adaptative Schutzmechanismen (zum Beispiel Ausweichreaktionen, Sonnenschutzverbindungen) untersucht, sind Reaktionen und Beeinträchtigungen auf molekularer Ebene hingegen kaum erforscht. Kenntnisse über diese Mechanismen und Strategien sind von großer Bedeutung, um mögliche Beeinträchtigungen aquatischer Ökosysteme durch den Anstieg der UV-B-Strahlung besser voraussagen zu können.
Empfindliche Ökosysteme, wie Hochgebirgsseen sie darstellen, bieten ideale Voraussetzungen für Forschungsarbeiten, da diese Gewässer nicht nur sehr UV-transparent sondern auch aufgrund ihrer Lage einer hohen UV-Strahlungsdosis ausgesetzt sind. Beispielsweise nimmt die UV-Strahlung bei uns im Gebirge um etwa 20% pro 1.000 Höhenmeter zu. Der Standort Innsbruck bietet sich deshalb für Studien in diesen Extremhabitaten an, und eine Feldstation der Universität Innsbruck im Hochgebirge ermöglicht Untersuchungen unter natürlichen Bedingungen.
In ihrem Forschungsvorhaben wird Tartarotti die funktionelle Antwort UV-induzierter Stressproteine, saisonale Änderungen in endogenen Stressproteinkonzentrationen, tiefenabhängige Variationen und Tagesrhythmen UV-induzierter DNA-Schäden untersuchen. Dabei wird beispielsweise auch die Bildung von Radikalfängern, die den Organismus vor UV-Strahlung schützen, studiert. Nach einem vor kurzem beendeten Forschungsaufenthalt in der USA (University of South Florida) möchte die Biologin die dort gewonnenen Methoden in der Abteilung Limnologie etablieren und für Süßwasser-Copepoden (Kleinkrebse) adaptieren.
Freilanduntersuchungen und strahlenbiologische Experimente wird Tartarotti am Gossenköllesee im Kühtai und am Piburgersee im Ötztal durchführen. Die geplante Studie beinhaltet die verschiedenen Lebensstadien der beiden Copepodenarten (Kleinkrebsarten) „Cyclops abyssorum tatricus“ und "Acanthodiaptomus denticornis", die in vielen Berg- und Hochgebirgsseen der Tiroler Alpen dominieren.
Zur Person
Barbara Tartarotti wurde 1970 in Salzburg geboren und begann, nach dem Besuch des Haller Franziskanergymnasiums, 1988 mit dem Studium der Biologie an der Universität Innsbruck. Mit dem Studienzweig Ökologie konnte Frau Tartarotti 1994 ihr Diplomstudium erfolgreich abschließen. Ihre Doktorarbeit, die sie unter anderem an der Universidad de Chile (Chile) und der Universidad Comahue (Argentinien) durchführte, beendete Frau Tartarotti 1999 an der Universität Innsbruck. Es folgte eine Anstellung über ein FWF-Projekt an der Universität Innsbruck, an das ein 14-monatiger Auslandsaufenthalt in Form eines post-docs (E.-Schrödinger-Auslandsstipendium, FWF) an der University of South Florida (USA) anschloss. Seit ihrer Dissertation beschäftigt sich die junge Wissenschaftlerin vor allem mit der Auswirkung der UV-Strahlung auf Gewässerorganismen. Dr. Tartarotti wechselte vom Thema UV-Schutzverbindungen in eine ökophysiologische Richtung, und wird die Fragestellungen ihres neuen Projektes vor allem mit molekularbiologischen Methoden bearbeiten. Dr. Tartarotti ist Autorin von mehreren wissenschaftlichen Publikationen bzw. Fachbuchartikeln, und sie konnte die Ergebnisse ihrer Forschungen auf zahlreichen internationalen Kongressen präsentieren. Sie hält am Institut für Zoologie und Limnologie Lehrveranstaltungen und führt Fachgutachten für internationale Journale durch.