Kopf der Woche: Stefan Neuhaus
Die zunächst aus Mitteln des Ministeriums finanzierte Professur soll zur Profilbildung des Instituts für deutsche Sprache, Literatur und Literaturkritik beitragen. Als besonders wichtig für die Zukunft der am Institut zu leistenden Arbeit stellt sich die Rezeptionsforschung dar, die kontinuierliche Beobachtung, Beschreibung und Erforschung der Vermittlungsprozesse von Literatur im multimedialen Literaturbetrieb. Auf der Basis der größten universitären Dokumentationsstelle für Literaturkritik im deutschen Sprach¬raum, der Sammlungen des „Innsbrucker Zeitungsarchiv/IZA“, sollen darüber hinaus verstärkt die Beziehungen zwischen den einzelnen nationalen Literaturen und ihren Leselandschaften erhellt werden.
Die traditionell von der Literaturwissenschaft wenig beachtete Gattung der Literaturkritik soll auf ihre praktischen, theoretischen und geschichtlichen Hintergründe hin untersucht und in ihren formalen und funktionalen Eigenarten beschrieben und dargestellt werden. Daraus ergeben sich für die Erziehungs- und Aufklärungsarbeit des Instituts wichtige Forschungszweige wie Alltagsrezeption, Praxis der literarischen Wertung, Leseforschung oder Kanonbildung.
Schließlich rücken auch die materiellen und ökonomischen Voraussetzungen der Produktion von Literatur ins Blickfeld der am Institut betriebenen Forschung: Buchhandel, Bibliothekswesen, Electronic Publishing und die Funktionserhellung politischer und finanzieller Steuerungen von Literatur in Geschichte und Gegenwart (Zensurgeschichte) erscheinen als legitime Felder einer angewandten Literaturwissenschaft.
Zur Person
Stefan Neuhaus wurde 1965 in Wimbern (Westfalen) geboren. Von 1986 bis1991 studierte er Germanistik, Journalistik/Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft in Bamberg und Leeds (GB). Zwei Jahre arbeitete Neuhaus als Pressesprecher für die Stadt Bamberg. 1996 folgte Promotion, 2001 die Habilitation in Bamberg.
Gastprofessuren führten ihn 1999 an die University of the South (USA) und 2002/03 bereits an die Universität Innsbruck. 2003 wurde ihm eine Lehrstuhlvertretung in Bamberg anvertraut, von Februar bis September 2004 war er Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg. Er veröffentlichte bisher neun Monographien, über 40 Aufsätze und mehr als 100 Rezensionen.