Kopf der Woche: Irene Feige
Verkehrsteilnehmer und Anrainer belebter Strassen kennen das Problem aus leidiger Erfahrung: Staus zu jeder Tages- und Nachtzeit, Lärm- und Umweltbelastungen durch vermehrtes Verkehrswachstum. In Zahlen ausgedrückt: Seit 1990 ist das Güterverkehrsaufkommen um mehr als 15 Prozent stärker gestiegen als das Bruttosozialprodukt. Kein Ende dieser Belastung ist in Sicht, im Gegenteil: da das Wirtschaftswachstum stark von vermehrtem Verkehrsaufkommen abhängt, wird dieses beständig weiter wachsen – denn eine politische Eindämmung des Verkehrs könnte durchaus zu einer Gefährdung des Wirtschaftswachstums führen. Irene Feige bietet in ihrer Dissertation wissenschaftliche Lösungsansätze zu dieser Problematik. Sie strebt eine effektive Lösung an: Zukünftiges Wirtschaftswachstum soll nicht limitiert, dennoch aber gleichzeitig der gesellschaftlichen Forderung nach Nachhaltigkeit entsprochen werden.
Die Wissenschaftlerin überprüft in ihrer Arbeit, ob das Wirtschaftswachstum prinzipiell vom Güterverkehrswachstum entkoppelt werden kann, wie es die Europäische Kommission vorschlägt. Mittels einer spezifischen Strategie, unter anderem durch Kostenerhöhungen, soll das angestrebte Wirtschaftswachstum erzielt werden, jedoch mit geringerem Güterverkehrswachstum als bisher. Der nach eingehender Analyse gezogene Schluss von MMag. Feige ist, dass die Umsetzung einer solchen Entkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Transportwachstum in einem kurzen Zeithorizont geradezu utopisch ist.
Den zweiten Teil widmet sie einem Lösungsvorschlag, der die verschiedenen Faktoren vereint: Von steigender Nachfrage nach Güterverkehrsleistungen, über das Infrastrukturangebot, das nicht endlos anpassbar ist bis zum Wirtschaftswachstum, das von zusätzlichem Güterverkehr abhängt. Als Grundlage für die Planung des Transportsystems darf hierfür keinesfalls die Entkoppelung dienen, da sie im derzeitigen Wirtschaftssystem nicht machbar ist. Es geht der Wissenschaftlerin vor allem darum, jene Methode zu identifizieren, die das Wirtschaftswachstum möglichst wenig beschränkt – was etwa durch politische Maßnahmen geschehen könnte – die aber trotzdem den Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit gerecht wird. Wie diese Maßnahmen auf Produktionsunternehmen einwirken, analysiert die Innsbruckerin mittels einer Befragung von Entscheidungsträgern aus Unternehmen in einer „Adaptive Conjoint Analysis“.
Zur Person
Irene Feige wurde am 21. Juli 1978 in Hall in Tirol geboren. 1999 absolvierte Feige den ersten Abschnitt des Studiums der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität in Wien. 1999 beginnt Feige an der Universität Innsbruck Betriebswirtschaft zu studieren und schließt dieses Studium 2002 mit Auszeichnung ab. Die Wissenschaftlerin entschied sich 2001 zudem dann noch für ein Volkswirtschaftsstudium, dass sie ebenfalls 2002 abschloss. Berufserfahrung konnte sie unter anderem als Diplomandin bei der BMW Group in München und als Praktikantin bei der Procter & Gamble in Genf sammeln sowie durch den Besuch der „McKinsey Summer Academy“ 2002. Für ihre Studienerfolge hat Feige zudem zwei Stipendien unserer Alma Mater erhalten. Seit November 2002 ist Feige mit ihrem Doktoratstudium in Volkswirtschaft zum Thema „Zusammenhänge zwischen Transportwachstum und Wirtschaftswachstum“, beschäftigt.