Kopf der Woche: Konrad Spindler (1939-2005)
Im September 1991 wurde am Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen eine Leiche entdeckt. Was zunächst nach einem verunglückten Bergsteiger aussah, entpuppte sich bald als Sensationsfund: Es handelte sich um eine etwa fünftausend Jahre alte Gletschermumie, die Forschern an der Universität Innsbruck die Gelegenheit gab, Erkenntnisse über das Leben der Menschen zur Jungsteinzeit zu erhalten. Unter den Forschern war auch der erst vor wenigen Jahren an die Universität gekommene Prof. Konrad Spindler vom Institut für Ur- und Frühgeschichte. Er war es, der die Gletschermumie vom Hauslabjoch weltbekannt machte. Zahlreiche Publikationen zum Mann im Eis sind im Laufe der Jahre in vielen Sprachen erschienen.
Es war aber nicht nur der Mann im Eis, der Spindler faszinierte. Er beschäftigte sich auch mit der Mittelalter- und Neuzeit-Archäologie. Ihm ist die Gründung einer Abteilung für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie am Institut für Ur- und Frühgeschichte zu verdanken.
In seiner Abschiedsrede würdigte Rektor Gantner den großen Wissenschafter: „Lieber Herr Professor Spindler, Sie haben sich in höchstem Maße um Ihr Fach und Ihre Universität verdient gemacht. Die Angehörigen der Leopold-Franzens-Universität, das Rektorat und die Philosophiosch-Historische Fakultät betrauern zutiefst Ihren frühen Abschied von dieser Welt. Es wäre noch so viel zu tun, zu sagen, zu forschen und zu lehren gewesen. Wir werden Ihnen stets ein ehrendes Andenken bewahren und sind in dieser Stunde bei Ihrer Familie und Ihren Freunden, die den Verlust des geliebten Ehegatten, Vaters und Freundes zu Recht zutiefst betrauern."
Zur Person
Konrad Spindler wurde als Sohn eines Rechtsanwaltes am 20. Juni 1939 in Leipzig geboren, wo er auch die Grundschule besuchte. Ab 1947 ging er in die Volksschule Burgdorf. In den Jahren 1949 bis 1961 besuchte er das Humanistische Gymnasium in Celle. Nach dem Abitur ging Spindler nach München, wo er bis 1965 Medizin und Anthropologie studierte. Bis 1970 widmete er sich dann dem Studium der Vor- und Frühgeschichte sowie der römischen Provinzialarchäologie und Paläontologie an der Universität in Freiburg. 1970 promovierte Konrad Spindler mit einer Arbeit zum Thema „Zur Herstellung von Zinnbronze in der frühen Metallurgie Europas“ zum Doktor der Philosophie. Schon während seines Studiums arbeitete er ab 1966 als wissenschaftliche Hilfskraft an der Uni Freiburg. Nach Abschluss des Studiums war er bis 1971 als Archäologe in Villingen/Schwenningen tätig. Von 1971 bis 1974 leitete er das DFG-Projekt „Ausgrabung Magdalenenberg“. Als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Regensburg konnte Dr. Spindler sich 1977 habilitieren. Bis 1988, wo er nach Innsbruck berufen wurde, lehrte er als Professor an der Universität Erlangen. Seit 1991 war Prof. Spindler Vorstand des Instituts für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeit-Archäologie an unserer Alma Mater. Von 1992 bis 1998 war er stellvertretender Vorstand des Forschungsinstituts für Alpine Vorzeit, das sich mit der Erforschung des Ötzi beschäftigte. Seit 2002 hatte Prof. Konrad Spindler die Funktion eines Vizedekans inne.
Der populäre und großartige Forscher wurde mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem wurde ihm das Verdienstkreuz des Landes Tirol verliehen. Die Leopold-Franzens-Universität trauert um einen großen Wissenschafter.