Kopf der Woche: Georg Sporschill SJ
Die theologische Fachwelt rühmt den Jesuiten, der an unserer Alma Mater studiert hat, als ganz große Persönlichkeit. Mit der Gründung der Wohnstätte „Blindengasse“ in Wien fängt die außergewöhnliche Geschichte von Pater Sporschill an. 1982 übernimmt er von der Caritas Wien - zusammen mit Schwester Grata - ein Heim und zieht dort selbst ein. Er bietet obdachlosen Jugendlichen die Chance, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Das Leben im Haus wird nach klaren Regeln geführt. Die Jugendlichen werden zur Arbeitssuche motiviert. Sporschill gewinnt mit der Zeit freiwillige Helfer: Meist sind es Studierende die eine Sozialpraxis absolvieren wollen. Innerhalb kürzester Zeit wird die „Blindengasse“ zum Inbegriff für modernes soziales Engagement in einer Großstadt. Auch die führenden österreichischen Theologen schätzen das Haus sehr: So hat Karl Rahner während seiner Wien-Aufenthalte dort gewohnt.
Dem Engagement von Pater Sporschill verdankt die Stadt Wien mehrere Obdachloseneinrichtungen. Das Restaurant „Inigo“ in der Bäckerstraße im ersten Wiener Bezirk geht auf ihn zurück. Es wurde ursprünglich als Clublokal für strafentlassene Jungendliche gegründet, um ihnen eine Ausbildung in der Gastronomie zu ermöglichen. Heute ist es ein bekanntes und gut geführtes Innenstadtlokal.
Bekannt und berühmt wurde Sporschill auch durch seine Straßenkinder-Aktion in Bukarest. Im Jahr 1991 soll er für wenige Monate nach Rumänien gehen. Es werden zwölf Jahre daraus. Sein Rumänien-Projekt „Concordia“ ist zum Vorzeigeobjekt moderner Caritasarbeit geworden.
Zur Person:
Georg Sporschill wird am 26. Juni 1946 in Feldkirch geboren. Nach der Matura am humanistischen Gymnasium beginnt er sein Studium. Ab 1964 studiert er Theologie in Innsbruck und Paris. Seit 1969 belegt er zusätzlich die Fächer Psychologie und Pädagogik. Er will - fundiert ausgebildet - mit Jugendlichen im Gefängnis arbeiten. Das Studium schließt er 1970 in Innsbruck ab. Nach dem Studium arbeitet er bis 1972 zuerst als wissenschaftliche Hilfskraft und dann als Assistent an der Universität Innsbruck. Ab August 1972 ist er als Referent für Erwachsenenbildung bei der Vorarlberger Landesregierung beschäftigt.
1976 schließt sich Sporschill den Jesuiten an und wird 1978 zum Priester geweiht. Seine Stunde schlägt mit der Übernahme des Caritasheims 1982. Ab 1991 wirkt er für 12 Jahre in Rumänien. Er baut dort eine Betreuungseinrichtung für Straßenkinder auf. Seit Dezember letzten Jahres ist Sporschill mit seinen Mitarbeitern damit beschäftigt, ein ähnliches Projekt in Moldawien umzusetzen.