Kopf der Woche: Annemarie Rettenwander

Am 13. Juni erhielt MMag. Dr. Annemarie Rettenwander für ihre Dissertation „Anorexia nervosa und subjektive Krankheitstheorien“ in Wien im Rahmen eines Festaktes in Anwesenheit der Preisstifterin sowie der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat den Dr. Maria Schaumayer Förderpreis.
MMag. Dr. Annemarie Rettenwander
MMag. Dr. Annemarie Rettenwander

Die Dr. Maria Schaumayer-Stiftung wurde 1991 von der damaligen Nationalbankpräsidentin ins Leben gerufen. Ziel dieser gemeinnützigen Stiftung ist einerseits die aktive Unterstützung und Förderung von Karrieren von Frauen in Wirtschaft und Wissenschaft und andererseits die Förderung der Erforschung und der Verbesserung der Rahmenbedingungen dieser Laufbahn.

 

Annemarie Rettenwander ging in ihrer Dissertation der Frage nach, was ehemals magersüchtige Frauen rückwirkend als Ursachen für ihre Erkrankung sehen. Bereits der Psychologe Fritz Heider hat vorgeschlagen, PsychologInnen sollten - anstatt eigene Theorien vorzustellen - den Theorien derer Gehör schenken, die sie untersuchen. Sein grundlegendes Argument war, dass Menschen nach ihren eigenen Überzeugungen bezüglich der Ursachen und Wirkungen ihres Verhaltens handeln und nicht nach den Überzeugungen von Freud oder Skinner. Bei der Lektüre der Flut an Literatur zum Thema Magersucht fällt auf, dass zur Frage nach den Ursachen für diese Erkrankungen meist entweder Fachleute wissenschaftlich publizieren oder betroffene Frauen ihre Erlebnisse und Gedanken in Buchform veröffentlichen. Selten kommt es jedoch vor, dass in wissenschaftlichen Studien der Fokus darauf gerichtet wird, was die Frauen selbst über die Ursachen ihrer Erkrankung denken. Die Arbeit von Annemarie Rettenwander schließt diese Lücke. Die Dissertation ist in leicht gekürzter Form im Logos Verlag Berlin als Buch erschienen [ISBN 3-8325-0822-8].

 

Die Arbeit entstand in Kooperation mit Prof. Barbara Juen vom Institut für Psychologie, sowie mit Unterstützung der Klinischen Abteilung für psychosomatische Medizin und psychosoziale Psychiatrie der Universitätsklinik für Psychiatrie (Prof. Wilfried Biebl, OA Dr. Johannes Zeilerbauer und Pflegeteam) und in Zusammenarbeit mit Dr. Peter Heinz-Erian von der Kinderklinik. Das Projekt wurde vom Daniel-Swarovski-Forschungsfonds der Uni Innsbruck gefördert.

 

Zur Person:

Annemarie Rettenwander war nach ihrer Gesellenprüfung an der Glasfachschule Kramsach als Glasmalerin und Grafikerin tätig und studierte bei Kammersänger Prof. Walter Berry in Wien Gesang. Ihre beiden Studien der Psychologie und der Erziehungswissenschaften absolvierte sie an der Uni Innsbruck, nach der erfolgreich abgelegten Studienberechtigungsprüfungen, als zweiten Bildungsweg. Für ihre Diplomarbeit im Fach Psychologie erhielt sie 2003 einen Nachwuchspreis der Naturwissenschaftlichen Fakultät. Von Dezember 2003 bis August 2004 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin (in Ausbildung) am Institut für Psychologie und hat dabei erfolgreich Drittmittel-Projektanträge für dieses Institut verfasst. Seit September 2004 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Allgemeine Psychologie. Sie ist approbierte Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin.