Kopf der Woche O.Univ.-Prof. Dipl.Chem. Dr. Bernhard Kräutler
Zur Person
Bernhard Kräutler wurde am 2. November 1946 in Dornbirn geboren und mit Wirkung vom 30. September 1991 zum Ordentlichen Universitätsprofessor für Organische Chemie an die Universität Innsbruck berufen. Nach Absolvierung der Volkschule und der Mittelschule in Dornbirn begann Prof. Kräutler im Jahr 1966 das Studium der Chemie an der Eidgenössischen Hochschule Zürich, das er 1976 mit einer Dissertation über Vitamin B12 beim weltbekannten Organiker Prof. Dr. Albert Eschenmoser durch Promotion abschloss. Es folgten zwei jeweils einjährige Aufenthalte als postdoc an der University of Texas und an der Columbia University in New York. 1979 kehrte Prof. Kräutler an die ETH Zürich zurück, wo er sich 1985 als Privatdozent für das Fach "Organische Chemie" habilitierte. 1973 ehelichte Prof. Kräutler Frau Rita Doll. Ihre beiden Söhne haben ihre Berufsausbildung beide an der ETH Zürich – Raphael als Architekt, Vincent als Chemiker (Physikalische Chemie) - bereits abgeschlossen, ihre Tochter Nike ist dabei, ihr Studium der Neurowissenschaften an der Universität Zürich mit der Promotion zu beenden.
Forschungsinteressen hoher Aktualität
Prof. Kräutler bearbeitet hauptsächlich drei Forschungsthemen: Als Erstes die Chemie des Vitamins B12, das ist ein kristalliner, tief rot gefärbter Naturstoff, dessen komplexe Struktur eine kovalente Bindung eines im Zentrum des makrocyclischen Corrin-Ringsystems sitzenden dreiwertigen Cobaltatoms zu einer Methylgruppe aufweist, der somit eine unter physiologischen Bedingungen stabile metallorganische Verbindung darstellt. Der Mangel an diesem Vitamin, das vom menschlichen Körper nicht selbst synthetisiert werden kann, führt zu perniziöser Anämie mit meist tödlichem Ausgang. Vor genau 10 Jahren veranstaltete Prof. Kräutler in Innsbruck zusammen mit den Professoren D. ARIGONI (ETH Zürich) und B. T. Golding (University of New Castle) das 4. Europäische Symposium über Vitamin B12 und B12-Proteine. Ein zweites Forschungsgebiet von Prof. Kräutler sind die Fullerene, das sind erst Mitte der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts entdeckte Modifikationen reinen Kohlenstoffs. Der wichtigste Vertreter, C60, hat die Gestalt eines aus Fünfringen und Sechsringen aufgebauten, weitgehend spannungsfreien Fussballs. Diese einzigartige Anordnung führt zu interessanten chemischen Eigenschaften, die weltweit im Brennpunkt des Interesses stehen, und an die sich auch Hoffnungen für eine Verwendung als "advanced material" knüpfen. Ein drittes Forschungsthema sucht die Antwort auf die bis vor kurzem unbeantwortet gebliebene Frage zu geben, was in jedem Herbst mit dem von der Natur jährlich in ungeheuren Mengen synthetisierten Chlorophyll, dem grünen Farbstoff der pflanzlichen Blätter, passiert, welcher für den lebenswichtigen Vorgang der Photosynthese von Kohlenhydraten unentbehrlich ist. Chlorophyll enthält ein Magnesiumkation, das im Zentrum des makrocyclischen Porphyrin-Ringsystems steht, welch Letzteres beim Abbau oxidativ zu ungefärbten Zwischenprodukten (daher verfärben sich die Blätter bestimmter Pflanzen im Herbst gelb und rot, weil der grüne Farbstoff wegfällt) geöffnet wird, deren Struktur Prof. Kräutler erstmals ermitteln konnte. Für alle diese Forschungen ist der Einsatz modernster Varianten der Methoden der Kernmagnetischen Resonanzspektroskopie und der Massenspektrometrie unentbehrlich. Zur Kommunikation der neuesten Entwicklungen dieser beiden Methoden veranstaltet Prof. Kräutler seit nunmehr 12 Jahren in Igls, zuletzt in Obergurgl, zweitägige Symposien mit jeweils abwechselnder Thematik, an denen führende Fachleute aus der ganzen Welt teilnehmen.
Mitgliedschaft zu wissenschaftlichen Vereinigungen
Ein weiterer Aspekt der wissenschaftlichen Tätigkeit von Prof. Kräutler ist sein Engagement in wissenschaftlichen Vereinigungen. So war er 1997/1998 Vorstand des Naturwissenschaftlich-Medizinischen Vereins an der Universität Innsbruck, 1999/2000 Präsident der Gesellschaft Österreichischer Chemiker sowie 2006 Präsident der 41. Bürgenstock-Konferenz, das ist eine weltweit renommierte, jährlich von der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft veranstalteten Tagung über Organische Chemie, an der Wissenschaftler nur im Wege einer Einladung teilnehmen können.
Auszeichnungen
Die erfolgreiche Tätigkeit von Prof. Kräutler als Wissenschaftler ist durch die Verleihung wichtiger wissenschaftlicher Preise gewürdigt worden, darunter 1978 den Wernerpreis der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft, 1996 der Ernst-Späth-Preis, 2001 der Erwin-Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und 2005 die Joseph-Loschmidt-Medaille der Gesellschaft Österreichischer Chemiker.
Prof. KRÄUTLER ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften, so seit 1999 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, seit 2004 Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften in Brüssel, und seit heurigem Juni Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher "Leopoldina" zu Halle an der Saale.
Die Universität Innsbruck ist stolz darauf und glücklich darüber, dass mit Prof. Kräutler eine prominente Forscherpersönlichkeit an ihr forscht und lehrt. Ad multos felices annos.