Kopf der Woche: Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Frei Otto
Der außerordentliche Rang und das internationale Renommee Frei Ottos als Architekt, Forscher und Lehrer stehen außer Frage. Kein lebender Architekt des deutschsprachigen Raumes hat weltweit eine vergleichbare Anerkennung in der Fachwelt und Popularität in der Öffentlichkeit gefunden. Er gilt als Pionier auf dem Gebiet moderner Leichtbaukonstruktionen, mit denen er der modernen Architektur völlig neue Bereiche erschlossen hat.
Der moderne Zeltbau ist weitgehend Ottos Schöpfung. Seine Bauten sind nie Wiederholungen bereits gefundener Lösungen, sondern riskieren immer den Aufbruch in bisher Unerprobtes.
Frei Ottos neue Formfindungsmethoden und die diesbezüglichen Studien beinhalten Membranbauten (Zelte, Lufthallen und sonstige pneumatische Konstruktionen), Netze, Schalen, verzweigte Stütze und Wölbkonstruktionen.
Einige seiner bekanntesten Werke sind: die Pavillons der deutschen Bundesgartenschauen in den 50er und 60er Jahren, der deutsche Pavillon auf der Weltausstellung in Montreal (1967), die Olympiadächer in München (1972), die wandelbaren Dächer des Freilichttheaters in der Stiftsruine Bad Hersfeld (1969),die Großschirme auf der Bundesgartenschau 1971 in Köln, die Multihalle in Mannheim (1976), der Japanische Pavillon auf der EXPO 2000 in Hannover und seine Mitarbeit am Projekt für den Hauptbahnhof in Stuttgart.
Zur Person:
Frei Otto wurde 1925 in Siegmar (Chemnitz) geboren. Er studierte von 1948 bis 1952 Architektur an der TH Berlin und promovierte dort über Hängedächer. Nach einer Gastprofessur in den USA arbeitete er als Assistent von Peter Pölzig an der TU Berlin. 1957 initiierte er die „Entwicklungsstelle für Leichtbau“ in Berlin. 1964 erhielt Frei Otto den Ruf an die Technische Universität Stuttgart, wo er das Institut für Leichte Flächentragwerke ins Leben rief und bis 1990 leitete.
Die Ergebnisse von Frei Ottos innovativer Entwicklungs- und Bautätigkeit und seiner interdisziplinären Forschungen sind in zahlreichen Publikationen dargestellt, darunter auch die Mitteilungsreihe des Instituts für Leichte Flächentragwerke mit inzwischen 38 Bänden. Die Literatur über Frei Otto und sein Werk ist inzwischen fast unübersehbar. Ottos herausragende Leistungen sind durch zahlreiche hohe Ehrungen gewürdigt worden, wie zum Beispiel mit dem Deutschen Bundesverdienstkreuz 1. Klasse oder dem Japanischen Kunstpreis Praemium Imperiale 2006. Anlässlich seines 80. Geburtstages widmete ihm das Architekturmuseum der Münchner Pinakothek der Moderne eine große Ausstellung, zu der auch ein umfangreicher Katalog erschienen ist.
Frei Otto wird am 22.06. um 18:00 Uhr c.t. im Großen Hörsaal, Techniker-Straße 13b den Vortrag „Das Netz der lebenden Gestalt“ halten.