Kopf der Woche: Univ.-Prof. Dr. Hans Köchler
Höchst selten kommt ein Wissenschaftler bereits während seines Schaffens zu Ehren einer ihm gewidmeten Bibliographie mit Reader. Im Fall von Prof. Köchler, Leiter des Instituts für Philosophie, ist eine solche wissenschaftliche Auszeichnung auf jeden Fall gerechtfertigt und höchst an der Zeit, wie eine Publikation belegt, die kürzlich unter dem Titel Hans Köchler Bibliography and Reader erschienen ist.
Hans Köchler Bibliography and Reader
Die außerordentliche wissenschaftliche Leistung und internationale Bedeutung von Prof. Köchler bemisst sich nicht allein daran, dass er bisher mehr als 350 Bücher, Beiträge und Artikel in verschiedenen Sprachen (Albanisch, Arabisch, Armenisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Koreanisch, Spanisch, Serbo-Kroatisch, Türkisch) zu Fragen der Phänomenologie, Transzendentalphilosophie, Rechtsphilosophie und politischen Theorie, insbesondere der Theorie der internationalen Beziehungen, veröffentlicht hat. Angemessen einschätzen lässt sie sich erst dann, wenn einige jener Personen genannt werden, mit denen Prof. Köchler in den letzten Jahren und Jahrzehnten im Rahmen von internationalen Konferenzen und Projekten zusammengearbeitet hat: Papst Johannes Paul II, Friedensnobelpreisträger Seán MacBride, Senegals Präsident Léopold Sédar Senghor, Jean Genet, Kardinal Franz König, Rudolf Kirchschläger, Noam Chomsky, Indiens Präsident Gyani Zail Singh, Kofi Annan, um nur einige wenige zu erwähnen.
Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der Tatsache, dass sich Prof. Köchler seit dem Beginn seiner akademischen Laufbahn unermüdlich für die Menschenrechte, für internationale Gerechtigkeit, gegenseitigen Respekt, Toleranz und Frieden einsetzt, hat Frau Dr. Fatemah Remedios C. Balbin, Vorsitzende der Hans Koechler Political and Philosophical Society mit Sitz in Manila, den Entschluss gefasst, Prof. Köchlers wissenschaftliche Aktivitäten in einer eigenständigen Publikation zu dokumentieren und mit ausgewählten Diskussionsbeiträgen von internationalen Experten zu ergänzen. Das Ergebnis ist ein Sammelband, der unter Mitarbeit von Dr. Andreas Oberprantacher und Christoph R. Wurnitsch vom Institut für Philosophie sowie von David Armstrong von der University of Redlands (USA) auf über 200 Seiten Aufschluss über das wissenschaftliche Schaffen und Wirken von Prof. Köchler von den späten 60er Jahren bis zum Jahr 2006 gibt. Neben einer umfassenden und systematischen Bibliographie enthält die Publikation auch eine Reihe von Rezensionen, Kommentaren und Beiträgen, die aus der Feder von international tätigen und politisch interessierten Wissenschaftlern stammen, wie z. B. von Prof. Hans R. Klecatsky, dem ehemaligen Justizminister und langjährigen Vorstand des Instituts für öffentliches Recht an der Universität Innsbruck, oder Ramsey Clark, früher Justizminister (Attorney General) der USA und Friedensaktivist.
Global Justice or Global Revenge?
Die internationale Bedeutung der Schriften von Prof. Köchler ist auch daran erkennbar, dass sein jüngstes Werk Global Justice or Global Revenge? International Criminal Justice at the Crossroads (2003), in dem er der Frage nachgeht, wie sich das internationale Strafrecht zur Doktrin der humanitären Intervention und zum Phänomen des internationalen Terrorismus vor dem Hintergrund einer unipolaren Weltordnung verhält, unlängst in türkischer Sprache publiziert wurde und in Indien ebenfalls als eigene Ausgabe erschienen ist.
Zur Person
Hans Köchler promovierte 1972 an der Universität Innsbruck (“sub auspiciis praesidentis rei publicae“); seit 1982 ist er als Professor für Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der politischen Philosophie und der philosophischen Anthropologie tätig. Seit 1990 hat er die Leitung des Instituts für Philosophie der Universität Innsbruck inne. Prof. Köchler ist Gastprofessor an der University of Malaya, Kuala Lumpur und an der Polytechnic University of the Philippines, Manila, Philippinen. 2004 wurde ihm das Ehrendoktorates (Doctor of humanities honoris causa) durch die Mindanao State University, die zweitgrößte Universität der Philippinen verliehen. 2006 folgte die Ernennung zum Ständigen Mitglied der von Donald Davidson und Hans-Georg Gadamer mitbegründeten International Academy for Philosophy. Prof. Köchler ist Gründer und Präsident der International Progress Organization (I.P.O.), einer international tätigen NGO, die beratenden Status bei den Vereinten Nationen (United Nations) besitzt und Mitglieder in über 70 Ländern aufweist. Im Jahr 2000 wurde Prof. Köchler vom damaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, zum internationalen Beobachter beim Lockerbie-Prozess in den Niederlanden ernannt. In zwei von ihm in den Jahren 2001 und 2002 publizierten kritischen Berichten hatte Köchler die Vereinten Nationen auf schwerwiegende Mängel in der Prozessführung hingewiesen und den Verdacht eines Fehlurteils geäußert. Der Prozess muss jetzt vor einem Berufungsgericht neu aufgerollt werden – und zwar auf Anordnung der obersten Revisionsbehörde Schottlands, die mehr als 5 Jahre nach Köchlers Berichten ebenfalls einen Justizirrtum vermutet. Als leidenschaftlicher Verfechter einer Demokratisierung der Vereinten Nationen, insbesondere des Sicherheitsrates, und als einflussreicher Wortführer im Dialog der Zivilisationen hat Prof. Köchler weit über 30 internationale Konferenzen und Tagungen organisiert und geleitet sowie über 250 internationale Vorträge gehalten. Außerdem ist er in einer Vielzahl von Expertengruppen und Komitees tätig, die sich mit aktuellen Fragen der Rechtsphilosophie und politischen Theorie beschäftigen. Prof. Köchler ist Empfänger zahlreicher internationaler Auszeichnungen.