Kopf der Woche: Dr. Christoph Michels
Die Besonderheit dieses Abschlusses ist nicht nur, dass damit ein erster Erfolg des Graduiertenkollegs gefeiert werden kann, das im Dezember 2004 seine Arbeit aufgenommen hat. In Innsbruck bisher einzigartig ist am Abschluss von Christoph Michels auch, dass er an zwei Universitäten promoviert ist – eine besondere Konstellation, die im Rahmen des Graduiertenkollegs allen Stipendiaten ermöglicht wird. An der Universität Innsbruck war Prof. Reinhold Bichler Betreuer der Arbeit gewesen, in Frankfurt/Main Prof. Hartmut Leppin.
Die Dissertation von Christoph Michels mit dem Titel "Zum Philhellenismus der Könige von Bithynien, Pontos und Kappadokien" hat die Rahmenbedingungen von Kulturkontakten in drei kleinasiatischen Königreichen der Epoche des Hellenismus (~323-31 v.Chr.) und die Strategien der politischen Selbstdarstellung ihrer Herrscher zum Gegenstand.
Diese drei Monarchien wurden nicht von makedonischen Eroberern, sondern indigenen Dynastien beherrscht, die die Unruhen während der Machtkämpfe der Diadochen und Epigonen nutzen konnten, um sich im Norden und Osten der heutigen Türkei unabhängige Machtbasen zu schaffen. Auch der spärlichen Quellenlage ist es zuzuschreiben, dass das Verhältnis der noch am ehesten greifbaren Könige zur griechischen Kultur in der Forschung eine wesentliche Rolle bei der Qualifizierung der "Hellenisierung" in diesen Gebieten gespielt hat. Es steht im Zentrum der Arbeit, da vermutet wurde, dass diese Könige bewusst griechische Kultur unter ihren ethnisch heterogenen Untertanen verbreitet hätten.
Analysiert werden dabei vor allem drei Bereiche ihrer Politik: das Auftreten der Könige in Zentren der griechischen Welt als Wohltäter von Städten und Heiligtümern, die königliche Münzprägung, sowie die Rolle der Herrscher als Städtegründer. Diese Aktivitäten wurden oft unter dem modernen Begriff Philhellenismus ("Griechenfreundschaft") zusammengefasst und wurden als Hinweis auf eine generelle Faszination dieser eher randständigen „Barbaren“ gegenüber griechischer Kultur interpretiert. „Es ist zwar legitim, bestimmte Aspekte der Selbstdarstellung der Könige vor einer griechisch-hellenistischen Weltöffentlichkeit als Philhellenismus zu benennen. Es muss jedoch betont werden, dass diese Könige lediglich auf die spezifischen Spielregeln der Selbstdarstellung des hellenistischen Königtums reagierten, um als "Newcomer" ihren königlichen Status zu legitimieren“ so Christoph Michels. „Der Vergleich der thrakischen Bithynier mit den iranischen Dynastien von Pontos und Kappadokien illustriert zwar bedeutende Unterschiede zwischen den kulturellen Hintergründen dieser Reiche, zeigt jedoch ebenso, dass ihre Könige bei dem Versuch, sich in einen größeren, politischen Raum einzuordnen, der von griechischer Kultur geprägt war, kein Bedürfnis verspürten, diese in ihren Herrschaftsgebieten zu verbreiten.“
Das Internationale Graduiertenkolleg
Das Internationale Graduiertenkolleg „Politische Kommunikation in Europa von der Antike bis ins 20. Jahrhundert“ verbindet das „Institut für Geschichte und Ethnologie“ der Universität Innsbruck mit den Universitäten Frankfurt/Main, Bologna und Trient. Ziel ist es, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auszubilden, die im Rahmen des IGK ihre Dissertationen verfassen. Während ihrer Forschungen halten sich die Dissertanten an zwei Universitäten auf, so daß der Abschluß dann letztendlich auch von diesen beiden Universitäten ausgestellt und von zwei europäischen Ländern anerkannt wird. Jede Universität – in Innsbruck wird das IGK geleitet von Prof. Brigitte Mazohl – bietet zudem begleitende Lehrveranstaltungen an, die das Thema vertiefen.
Zur Person:
Christoph Michels wurde 1977 in Daun in der Eifel geboren. Er studierte von 1997 bis 2003 an der Ruhr-Universität Bochum Geschichte, Klassische Archäologie und Kunstgeschichte. Nach Erlangung des Magisters mit einer publizierten Arbeit über den Pergamonaltar arbeitete er zunächst am dortigen Lehrstuhl für Alte Geschichte als wissenschaftliche Hilfskraft und Lehrbeauftragter.