Kopf der Woche: Univ.-Prof. Dr. Jörg Striessnig
„Diese Ehre teile ich mit den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, welche meine Forschung durch ihre Arbeit im Labor unterstützt haben“, so Jörg Striessnig zu seiner Aufnahme in die ältesten naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland.
Striessnig ist seit 2001 Professor am Institut für Pharmazie der Uni Innsbruck und leitet dort die Abteilung Pharmakologie und Toxikologie. Seine Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in der Aufklärung der Funktion und Modulation sogenannter spannungsabhängiger Kalziumkanäle und deren pharmakologischer Bedeutung. Seine Arbeitsgruppe hat unter anderem neue Tiermodelle geschaffen, die die systematische Analyse der physiologischen Bedeutung einzelner Kalziumkanalisoformen, wie etwa für die spontane Sinusknotenaktivität, den Hörprozess, die Insulinsekretion und wichtige Funktionen des zentralen Nervensystems ermöglicht haben. Seit 2004 ist Jörg Striessnig auch korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina
Die Leopoldina wurde 1652 auf Initiative des Stadtphysikus Johann Laurentius Bausch in der Freien Reichsstadt Schweinfurth gegründet und 1687 von Kaiser Leopold I. zur Reichsakademie (Sacri Romani Imperii Academia Caesareo-Leopoldina Naturae Curiosorum) erhoben. Die Leopoldina hat zurzeit rund 1.250 Mitglieder, darunter finden sich 33 Nobelpreisträger. Dreiviertel der Mitglieder stammen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Viertel kommt aus weiteren 28 Ländern weltweit.
Bei ihrer Gründung erhielt die Leopoldina das Motto "Die Natur erforschen zum Wohle der Menschen". Zu Mitgliedern werden deshalb primär WissenschafterInnen aus allen Disziplinen der Naturwissenschaften und der Medizin gewählt, aber auch aus einigen Grenzbereichen zu empirischen Verhaltens-, Sozial- und Geisteswissenschaften, die sich durch bedeutende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet haben. Die Leopoldina mit Sitz in Halle an der Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie fördert inter- und transdisziplinäre Diskussionen durch öffentliche Symposien, Meetings, Vorträge, die Arbeit von Arbeitsgruppen, verbreitet wissenschaftliche Erkenntnisse, berät die Öffentlichkeit und politisch Verantwortliche durch Stellungnahmen zu gesellschaftlich relevanten Themen, fördert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, und sie betreibt wissenschaftshistorische Forschung. Im November 2007 wurde die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zur Deutschen Akademie der Wissenschaften.
Motto: Die Natur erforschen zum Wohle der Menschen
Die Mitglieder der Leopoldina sind in 28 Sektionen (einzelne Fachgebiete) organisiert. Um als neues Mitglied aufgenommen zu werden, schlagen einzelne Mitglieder aus den Sektionen hervorragende Wissenschafterinnen und Wissenschafter für die Wahl vor, Bewerbungen sind nicht möglich. Im zweiten Schritt werden alle Sektionsmitglieder zu ihrer Einschätzung der wissenschaftlichen Exzellenz der Kandidatinnen und Kandidaten befragt. Im dritten Schritt legt ein Mitglied der Sektion die Anträge sowie das Ergebnis der Befragung dem Leopoldina-Präsidium vor, das letztlich über die Wahl entscheidet. Die Aufnahme gilt als vollzogen und erfolgt auf Lebenszeit, wenn die Gewählten die Wahl angenommen und dies schriftlich bestätigt haben. Neben Jörg Striessning ist die Uni Innsbruck auch durch den Hochgebirgsforscher Prof. Gernot Patzelt (Professor für Geographie, 2004 emeritiert, seit 1997 aktives Mitglied der Akademie) und durch den Chemiker Prof. Berhard Kräutler (seit 2006) an der Leopoldina vertreten. Weitere Mitglieder aus Innsbruck sind Prof. Gerd und Prof. Georg Wick von der Medizinischen Universität Innsbruck.
Zur Person:
Jörg Striessnig wurde 1959 in Innsbruck geboren und studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck Humanmedizin. Nach Abschluss seines Studiums trat er 1983 als Universitätsassistent in den Dienst der Uni Innsbruck. Nach mehreren kurzen Forschungsaufenthalten an pharmakologischen Instituten der Universitäten Giessen (Deutschland), Cincinnati (USA) und Hokkaido (Japan), habilitierte er sich schließlich 1991 im Fach Pharmakologie und Toxikologie. 1994 wird er zum Leiter der Arbeitsgruppe "Molekulare Pharmakologie" am Institut für Biochemische Pharmakologie ernannt. 1998 folgte er dem Ruf zum Universitätsprofessor am Institut für Biochemische Pharmakologie der Uni Innsbruck. 2000 lehnte er einen Ruf an die Universität Wien ab. 2001 trat er die Stelle eines Universitätsprofessors am Institut für Pharmazie an. Dort leitet er seither der Abteilung Pharmakologie und Toxikologie.