Life Science-Standort Innsbruck wird weiter gestärkt
Die Life Sciences bilden seit Jahren eines der wesentlichen Stärkefelder am Forschungsstandort Innsbruck. Beide Innsbrucker Universitäten verfügen über zahlreiche international erfolgreiche Forschungsgruppen in diesem Bereich. Durch die erstmalige Finanzierung des Spezialforschungsbereichs „Zelluläre Signalwege bei chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems“ sowie der Verlängerung des vor sieben Jahren eingerichteten Spezialforschungsbereichs „Zellproliferation und Zelltod in Tumoren“ durch den FWF wird dieses Forschungsfeld weiter vernetzt und gestärkt. „Es ist dies ein sehr erfolgreiches Beispiel der universitätsübergreifenden Kooperation am Standort Innsbruck“, freut sich Prof. Lukas Huber, Leiter des Biozentrums der Medizinischen Universität Innsbruck. Die erfolgreiche Vernetzung der beiden Innsbrucker Universitäten findet ihren Ausdruck auch in dem gemeinsamen Neubau am Innrain, der in rund einem Jahr von Forschungsgruppen beider Universitäten bezogen werden wird. „Molekulare Zellbiologie wird hier auf Chemie und Pharmazie treffen. Die verstärkte Möglichkeit zu interdisziplinärer Forschung wird uns helfen, molekulare Prozesse im Organismus und damit auch Krankheiten besser verstehen zu lernen und entsprechende Möglichkeiten eröffnen, diese Erkenntnisse diagnostisch und therapeutisch zu nützen“, sagt Prof. Jörg Striessnig vom Institut für Pharmazie der Universität Innsbruck.
Gebündelte Forschungskompetenz
Neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Multisystematrophie und Angststörungen treten immer häufiger auf. Die molekularen Mechanismen, die diesen chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems zugrunde liegen, sind aber bis heute weitgehend ungeklärt, die vorhandenen Behandlungsmethoden oft nicht zufriedenstellend. Um diese Lücke zu schließen haben sich Forscherinnen und Forscher der beiden Innsbrucker Universitäten sowie der Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg und der Universität Ulm zusammengeschlossen. „Wir bündeln die am Standort vorhandenen Kompetenzen, um in diesem wichtigen Bereich wesentliche Fortschritte zu erzielen“, erklärt Prof. Striessnig, der Sprecher des neuen Spezialforschungsbereichs. „Ziel ist es, die Krankheitsprozesse besser zu verstehen und Strategien für die Entwicklung neuer Arzneistoffe zu entwickeln. Insgesamt neun Forschungsgruppen untersuchen unterschiedliche Aspekte der Erkrankungen auf der molekularen Ebene über die einzelnen Zellen bis hin zu konkreten Modellorganismen. Im Zentrum des Interesses stehen dabei Ionenkanäle in der Zellmembran (spannungsabhängige L-Typ-Calciumkanäle) sowie Enzyme, die die Verpackung des Erbguts verändern können (Histon-Deacetylasen). „Beide biochemischen Signalwege scheinen an verschiedenen neurologischen Erkrankungen beteiligt zu sein und könnten Angriffspunkte für neue Therapien bieten“, erklärt Prof. Gregor Wenning, stellvertretender Sprecher und Leiter der Abteilung für klinische Neurobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Mitentscheidend für den langfristigen Erfolg der neuen Forschungsinitiative ist die translationale Orientierung im Umfeld der starken neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung und der international angesehenen Universitätskliniken für Neurologie (Direktor: Prof. W. Poewe) und Psychiatrie (Direktor: Prof. H. Hinterhuber). Neben dem FWF stellt auch das Land Tirol Förderungsmittel für den neuen Spezialforschungsbereich zur Verfügung.
SFB 021: Fortsetzung leistungsfähiger Krebsforschung
Mit dem vor sieben Jahren etablierten Spezialforschungsbereich „Zellproliferation und Zelltod in Tumoren“ profilierte sich die Onkologie als einer von fünf wissenschaftlichen Schwerpunkten der Medizinischen Universität Innsbruck auf einem international anerkannten Spitzenniveau. Die Gründung dieses Forschungskonsortiums, das von Prof. Lukas Huber koordiniert wird, gilt als besonderer Impuls für die Grundlagenforschung in Innsbruck und führte in der Folge zum Aufbau des Biozentrums und zur Einrichtung des internationalen Doktoratsprogramms für Molekulare Zellbiologie und Onkologie MCBO. „Die Kombination aus Spezialforschungsbereich und Doktoratskolleg an der Medizinischen Universität Innsbruck“, betont SFB-Sprecher Lukas Huber, „ist im Hinblick auf die beabsichtigt langfristige Strukturbildung und Nachhaltigkeit von besonderer Bedeutung und war die Grundlage der erfolgreichen Beantragung und Implementierung von ONCOTYROL, dem FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) geförderten Kompetenzzentrum für personalisierte Krebsmedizin.“
Weitere wichtige Schritte in der Geschichte des SFB folgten durch die Einwerbung und Koordination nationaler und internationaler Verbundprojekte, etwa die Austrian Proteomics Plattform APP innerhalb des österreichischen Genomprogramms und das EU-Netzwerk GROWTHSTOP. Im bislang einzigen in Österreich mit der Krebsforschung betrauten SFB sind die Ressourcen des onkologischen Grundlagenforschungsbereiches am Standort Innsbruck optimal gebündelt. Zehn Arbeitsgruppen – darunter Teams aus Einrichtungen der Medizinischen Universität Innsbruck, der Universität Innsbruck, dem Max Planck Institut für Biochemie in München, den Max Perutz Laboratorien in Wien und der Medizinischen Universität Salzburg – erforschen gemeinsam die molekulare Organisation von Krebszellen und versuchen damit die Grundlagen für neue Therapien von Tumoren zu entwickeln. Zahlreiche Anwendungen sind bereits zur Weiterentwicklung von ONCOTYROL aufgegriffen worden, womit sich der Kreis von molekularer Grundlagenforschung and Anwendungsentwicklung am Standort schliesst.
Nach der kürzlich abgeschlossenen Kuratoriumssitzung des Wissenschaftsfonds wird dem, durch eine internationale Jury bereits positiv evaluierten SFB 021 nun eine neuerliche Verlängerung zugesagt.
Exzellente Schwerpunkte
Der österreichische Wissenschaftsfonds FWF fördert im Rahmen von Spezialforschungsbereichen die Schaffung von Forschungsnetzwerken nach internationalem Maßstab. Die außerordentlich leistungsfähigen, eng vernetzten Forschungseinrichtungen erhalten so die Möglichkeit, aufwendige Forschungsthemen interdisziplinär und langfristig zu bearbeiten. Ein Spezialforschungsbereich wird für maximal acht Jahre eingerichtet, wobei nach vier Jahren eine Zwischenevaluation erfolgt. Im Durchschnitt fördert der FWF einen solches Forschungsnetzwerk mit 900.000 Euro pro Jahr. Grundlage für die Genehmigung ist die Begutachtung durch eine internationale Expertenjury.