Ab in die Praxis!

Gelerntes unmittelbar in die Praxis umsetzen können Studierende der Wirtschaftswissenschaften in vielen Lehrveranstaltungen und Projekten am Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus.In Zusammenarbeit mit Unternehmen erproben sie ihr Wissen und legen dabei oft den Grundstein für ihre Karriere. Eva Thelen und Günther Botschen begleiten sie dabei.
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Um sich über den Fortgang ihres Lehrveranstaltungsprojektes auf dem Laufenden zu halten, treffen sich die Teammitglieder regelmäßig. Am Bild ein Teil des Projektteams mit Betreuer Günther Botschen (2. von rechts).

Finn Tüchsen stellt stolz drei Zahnpastatuben auf den Besprechungstisch, an dem sich Dr. Eva Thelen und Dr. Günther Botschen vom Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus sowie fünf weitere Studierende zum Gespräch mit wissenswert eingefunden haben. Das Erscheinungsbild und die Markenpersönlichkeit der Zahnpastamarke hat Finn Tüchsen, der kurz vor dem Abschluss seines Studiums der Internationalen Wirtschaftswissenschaften steht, maßgeblich mitgestaltet. „Die Zusammenarbeit hat sich auf Initiative eines Innsbrucker Unternehmers ergeben, der mit der Idee der Wiederbelebung einer österreichischen Zahnpastamarke ans Institut herangetreten ist“, erzählt er. Gemeinsam mit einer Kollegin hat Tüchsen zunächst Analysen und empirische Befragungen durchgeführt, bei denen es darum ging, den Bekanntheitsgrad und die Markenbedeutung der vor einigen Jahren aufgelassenen Marke in Österreich zu untersuchen. „Darauf aufbauend haben wir eine neue Positionierung sowie einen Slogan erarbeitet und gemeinsam mit einem Designer Logo, Erscheinungsbild und Verpackung entwickelt“, berichtet Tüchsen, der beim Auftrag gebenden Unternehmen bereits ein Praktikum absolviert hat und die Wiederbelebung der Marke im Rahmen seiner Diplomarbeit aufgreift. „Derartige Diplomarbeiten arbeiten den Auftrag theoretisch fundiert auf, umfassen aber auch die Durchführung und Reflexion des Prozesses“, erläutert Eva Thelen. Als Lehrende und Forschende am Fachbereich Handel sind sie und ihr Kollege Günther Botschen bestrebt, den Studierenden bereits von der ersten Lehrveranstaltung an Praxiserfahrungen zu vermitteln. „Den Universitätsabsolventen haftet immer ein bisschen das Etikett ‚Theorie, aber keine Praxis’ an, was jedoch nicht stimmt“, sagt Eva Thelen.

4000 Arbeitsstunden

Die Studierenden werden nicht erst bei ihrer Diplom oder Masterarbeit, sondern bereits im Bachelorprogramm mit praktischen Aufgabenstellungen konfrontiert. „Wir laden zu unseren Lehrveranstaltungen zu jedem Thema Vertreter von unterschiedlichen Unternehmen ein. Außerdem gibt es jedes Semester ein Semesterprojekt mit einem Auftraggeber aus der Praxis, an dem alle Kursteilnehmer mitarbeiten“, erklärt Günther Botschen das Konzept der Basis- und Vertiefungsseminare im Bereich Handelsmarketing, an denen auch Bachelor-Studentin Jasmin Karner teilnimmt. Sie ist Leiterin des laufenden Lehrveranstaltungsprojektes, in dem in enger Zusammenarbeit mit einem internationalen Autohersteller ein Konzept für ein Erlebnis Center entwickelt wird, das verschiedene Attraktionen bieten soll, die einerseits publikumswirksam sind und andererseits zur Marke passen. Die 18 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer erarbeiten dazu ein passendes Forschungsdesgin und bilden Zweier- und Dreiergruppen, jedes Team deckt ein bestimmtes Themengebiet ab. „Eine Gruppe ist zum Beispiel für Benchmarking zuständig, besucht verschiedene Erlebniscenter und führt Experteninterviews, eine andere fährt zu Händlertagungen, um die Wünsche der Händler abzuklären“, beschreibt Jasmin Karner, die als Projektleiterin auch für die Kommunikation mit der Marketingleiterin des österreichischen Importeurs zuständig ist. Mindestens einmal pro Woche treffen sich die Studentinnen und Studenten im sogenannten Projektcafé, um sich gegenseitig zu informieren und auszutauschen. Aktuell wird die Abschlusspräsentation vorbereitet, denn Ende Juni werden die Ideen und Konzepte vor Vertretern des Autoherstellers vorgestellt. Obwohl die Arbeit viel Zeit in Anspruch nimmt – laut Günther Botschen stecken in Summe rund 4000 studentische Arbeitsstunden im Lehrveranstaltungsprojekt – sind die Studierenden durchwegs begeistert von den praktischen Erfahrungen.

Auch Jan Hoheisen und Aron Holterman sind sich einig, dass sich ihr Praxis-Einsatz gelohnt hat. Die beiden haben ihre Bachelor-Arbeit über Guerilla-Marketing geschrieben – ein Marketing-Ansatz, bei dem es darum geht, durch ungewöhnliche Werbeaktionen mit geringem Budgeteinsatz möglichst große Wirksamkeit zu erzielen. Ihr Know-how haben sie im Auftrag der Tiroler Tischler Innung eingesetzt und ein Strategiekonzept zur Imageverbesserung der Tiroler Tischler entwickelt. Besonders positiv haben die beiden Studierenden den Kontakt mit den Branchenvertretern empfunden: „Wir wurden einmal in eine Tischlerei eingeladen, um eine Präsentation zu halten. Dort und auch bei allen anderen Gesprächen haben wir uns sehr willkommen gefühlt “, berichtet Jan Hoheisen von seinen Erfahrungen. „Für uns war es nicht nur ein positives Erlebnis Praxis zu sammeln, sondern auch zu sehen, dass unsere Vorschläge zum Teil realisiert werden“, ergänzt sein Kollege Aron Holterman.

Umfangreiche Betreuung

Bei den genannten und zahlreichen weiteren Praxis-Projekten werden die Studierenden natürlich nicht alleine gelassen, sondern laufend von universitären Expertinnen und Experten begleitet. „Wir bereiten die Studierenden inner- und auch außerhalb von Lehrveranstaltungen auf die Aufträge vor und coachen sie während der Durchführung der Projekte“, erläutert Eva Thelen.

Dieser Artikel ist in der Juni-Ausgabe des Magazins „wissenswert“ erschienen. Eine digitale Version steht unter folgendem Link zur Verfügung: wissenswert 3/2012