Systematische Suche nach Wirkstoffen
Die neue Einrichtung versteht sich als offene Innovationsplattform und bietet Auftragsforschung für pharmazeutische Unternehmen und akademische Forschungsinstitute an. Dafür steht ein umfangreicher High Tech-Gerätepark zur Verfügung. Partner aus Deutschland, Ungarn und den USA sind bereits dabei. Als exklusiver Partner im Bereich pflanzlicher Arzneimittel und Phytoforschung konnte Bionorica gewonnen werden. „Das ADSI steht unter der Schirmherrschaft der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und wurde von ihr evaluiert. Finanziert wird es vom Wissenschaftsministerium, dem Land Tirol und den Partnerfirmen, die bei uns screenen, insbesondere der Bionorica SE. Das Besondere am ADSI ist der Zusammenschluss von zellbiologischer, pharmakologischer und analytischer Expertise hier in Innsbruck und die Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie“, sagt Prof. Günther Bonn, der gemeinsam mit Prof. Lukas Huber von der Medizinischen Universität das ADSI wissenschaftlich leitet. Das von Prof. Bonn geleitete Institut für Analytische Chemie und Radiochemie hat langjährige Erfahrung in der Entwicklung von Trenn- und Anreicherungsverfahren, die nun auch im ADSI zum Einsatz kommen.
„Das ADSI ergänzt unsere Forschung im Bereich der Life Sciences geradezu perfekt. Es baut auf unserer Grundlagenforschung auf und verbindet diese idealtypisch mit der praktischen Anwendung durch die Identifizierung neuer medizinischer Wirkstoffe und in der Folge durch die Entwicklung neuer Medikamente. Außerdem bildet das ADSI eine wichtige Schnittstelle zu den entsprechenden Forschungen an der Medizinischen Universität und stärkt damit unsere Kooperationen. Insgesamt erhöht sich damit die internationale Sichtbarkeit des Wissenschaftsstandortes Innsbruck im Bereich der Life Science noch weiter“, freut sich Rektor Tilmann Märk.
Die Intelligenz der Natur nutzen
„Drug Screening ist wie Casting: Eine große Zahl von Wirkstoff-Kandidaten stehen zur Auswahl. Im ADSI unterziehen wir sie einer umfassenden Prüfung, wobei sie all ihre Talente beweisen müssen. Nur die besten kommen in die nächste Runde der Medikamenten-Entwicklung und haben dann gute Chancen, sich auch beim Patienten zu bewähren. Bisher scheitern nämlich viele Wirkstoffe spät in der klinischen Prüfung, weil sie nicht wirken oder zu starke Nebenwirkungen haben. Das wollen wir ändern", erklärt Prof. Huber, Direktor des Biozentrums der Medizinischen Universität Innsbruck.
Für das Screening verwendet das ADSI besondere Testsysteme, die die Verhältnisse im menschlichen Körper möglichst naturnah widerspiegeln, zum Beispiel die Sauerstoffbedingungen. Die Zellkulturen bestehen aus verschiedenen Zelltypen, die auch im Körper bei einer Krankheit zusammenwirken. Daran werden neben chemisch-synthetischen Wirkstoffen auch – und das ist einzigartig – Extrakte aus Heilpflanzen getestet. Die Intelligenz der Natur wird im ADSI also auf doppelte Weise für die Medikamentenforschung genutzt: in den körperähnlichen Testsystemen und in der Verwendung ausgewählter Naturwirkstoffe.