Uni Innsbruck startet durch

Nach vier Monaten zog das neue Rektorenteam der Uni Innsbruck heute bei einem Pressegespräch eine erste Bilanz und präsentierte wichtige Zielsetzungen für diekommenden Jahre. Das Team um Rektor Tilmann Märk berichtete, mit welchen Projekten die Stellung der Uni als größte und wichtigste Forschungs- und Bildungseinrichtung in Westösterreich gefestigt und ausgebaut werden soll.
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Das Rektorenteam der Uni Innsbruck (v.l.): Vizerektor Roland Psenner, Vizerektorin Sabine Schindler, Rektor Tilmann Märk, Vizerektorin Anke Bockreis und Vizerektor Wolfgang Meixner

„Bereits in kurzer Zeit konnten wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erste wichtige Projekte umsetzen“, zog Rektor Tilmann Märk nach vier Monaten eine erste, erfreuliche Bilanz der Tätigkeit seines Teams: „Die Errichtung einer neuen Fakultät School of Education ist auf Schiene, die Eingliederung zweier hervorragender Institute der Österreichischen Akademie der Wissenschaften steht kurz vor dem Abschluss,  der Prozess „Bologna Revisited“ wurde in Gang gesetzt,  die Einführung eines Studium liberale in die Wege geleitet,  mehrere neue Studien ins Lehrprogramm aufgenommen,  der Entwurf für die Leistungsvereinbarung 2013-15 mit dem Ministerium steht, und entsprechende Ausbaupläne die Standorte betreffend wurden in Angriff genommen“,  zeigte sich Märk stolz.

Die Universität Innsbruck entwickelt sich überaus positiv, die Zahl der Studierenden ist auf ca. 28000 gestiegen, die Absolventenzahl hat knapp 4000 pro Jahr erreicht. Es wurden im Vorjahr rund 4500 Publikationen veröffentlicht und 2600 Vorträge gehalten. Die Drittmittel konnten auf 36 Millionen Euro gesteigert werden, d.h. ein Fünftel des Budgets wird kompetitiv eingeworben. „Letztlich haben unsere gemeinsamen Anstrengungen dazu geführt, dass wir nach wie vor in den wichtigsten internationalen Universitäts-Rankings an erster Stelle in Österreich liegen, wenn es um die Qualität der Forschung geht. Besonders erfreulich und erwähnenswert, im Leiden Ranking liegen wir was den Faktor Internationalität betrifft an fünfter Stelle weltweit.“ Das aktuelle FORMAT Uni-Ranking für Österreich auf Basis einer Befragung von über 100 Personalchefs führt die Uni Innsbruck als erste Volluniversität an dritter Stelle hinter den beiden technischen Universitäten Leoben und Graz.

Rektor Märk wies aber auch darauf hin, dass solche Spitzenergebnisse nur zu erreichen sind, wenn wesentliche Voraussetzungen erfüllt sind. „An einigen arbeiten wir intensiv. Die VizerektorInnen werden das noch im Detail ausführen. Eine wichtige Voraussetzung ist natürlich die entsprechende Finanzierung“, betonte Märk. „Und ich kann nicht verhehlen, dass hier ein entsprechender Nachholbedarf besteht, insbesondere wenn die Studierendenzahlen weiter steigen.“  

Infrastruktur: Barrierefreiheit, ArbeiternehmerInnenschutz und Haus der Physik

Ein zentrales Projekt des Vizerektorats für Infrastruktur in den kommenden Jahren ist die Sanierung der Haupt- und Nebengebäude der Fakultäten für Architektur und Bauingenieurwissenschaften am Campus Technik. Diese hat eine Anpassung der Gebäude an die aktuellen Anforderungen des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes, der Arbeitsstättenverordnung und des Behindertengleichstellungsgesetzes zum Ziel. Die Bautätigkeiten beginnen voraussichtlich Anfang 2013, aktuell wird die Übersiedelung der betroffenen Bereiche in die Container und Zeichensäle am Campus geplant und organisiert.

Auch im Universitätshauptgebäude sollen ab Jänner 2013 bauliche Anpassungen erfolgen. Im Fokus der Sanierungsarbeiten stehen Brandschutz, ArbeitnehmerInnenschutz sowie Barrierefreiheit.

Ein weiteres Bauvorhaben, dessen Planung das Vizerektorat für Infrastruktur in den nächsten vier Jahren beschäftigen wird, ist das Haus der Physik, zu dem sich Landeshauptmann Günther Platter in den vergangenen Monaten klar bekannt hat. Mit dem Haus der Physik sollen moderne und attraktive infrastrukturelle Rahmenbedingungen – unter anderem dringend, benötigte, neue Labors – für die Innsbrucker Physiker geschaffen werden.

Darüber hinaus wird die Erstellung eines Konzepts für eine sinnvolle Nachnutzung des ehemaligen Chemiegebäudes am Innrain 52a zu den Vorhaben der Vizerektorin für Infrastruktur zählen.

Personal: Recruiting, Gesundheit und Diversität

Mit über 4000 Mitarbeitenden ist die Universität Innsbruck eine der größten Arbeitgeberinnen in Tirol. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt des Erfolges der Universität Innsbruck. Um die zentralen Aufgaben der Universität – Forschung und Entwicklung sowie Lehre und Weiterbildung – zu erfüllen, hat sich das Vizerektorat für Personal zum Ziel gesetzt, optimale Rahmenbedingungen für qualifizierte und kompetente Mitarbeitende zu schaffen.

Die Professionalisierung des dezentralen Recruitingprozesses der Universität ist ein wesentliches Ziel im Personalmanagement der Universität, das im Herbst 2012 umgesetzt werden soll. Dazu gehört neben der allgemeinen Prozessoptimierung die Umstellung auf e-recruiting. Durch die Entkoppelung vom zweiwöchigen Rhythmus des Mitteilungsblattes führt dies zu einer wesentlichen Beschleunigung  des Verfahrens, da freie Stellen sofort ausgeschrieben werden können.
Mithilfe von Richtlinien für das interne Recruiting sowie Serviceleistungen für veränderungsinteressierte Mitarbeitende sollen die internen Karriere- und Veränderungsmöglichkeiten optimiert werden.

Im Rahmen des beim Fonds Gesundes Österreich eingereichten Projektes „Gesunde Universität Innsbruck“ werden Angebote entwickelt, die ein gesundheitsförderliches Universitätsklima mit motivierten und gesundheitsbewussten Mitarbeitenden sichern.

Mit einer Initiative für Diversität strebt das Vizerektorat für Personal die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Menschen mit Beeinträchtigung und deren Kolleginnen und Kollegen an. Dafür soll auch eine entsprechende Werte- und Denkhaltung verankert werden. Die dazu geplanten Maßnahmen umfassen neben der Bewusstseinsbildung auch eine intensivere Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten sowie spezialisierten Institutionen zur Steigerung der Quote an Bewerbungen von Menschen mit Beeinträchtigung und einer damit verbundenen Absenkung der Ausgleichstaxe.

Eine weitere Herausforderung im Vizerektorat für Personal wird in den kommenden Monaten die erfolgreiche Eingliederung der Mitarbeitenden des Instituts für Limnologie sowie des Instituts für Biomedizinische Alternsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in den Mitarbeiterstand der Universität Innsbruck sein.

Lehre: Bologna revisited, School of Education, Lifelong Learning

Bologna revisited ist kein Schlagwort, sondern ein Programm, das die Universität Innsbruck in der nächsten Leitungsvereinbarungsperiode verfolgen und umsetzen wird. Es geht dabei um zwei Stoßrichtungen: jene, die in erster Linie die eigene Struktur betrifft, und jene, die nach außen gerichtet ist bzw. die Beziehungen zum Europäischen Bildungsraum sowie zu in- und ausländischen Partnern betrifft. Bologna revisited gilt nicht nur für die Lehre und die Studierenden, sondern für die gesamte Universität.

Nach innen möchte das Vizerektorat für Lehre und Studierende eine Liberalisierung von Studien, eine Umgestaltung von Studien in Bachelor- und Masterstudien, eine Neueinrichtung von Studien und einen Auf- und Ausbau des Student Relationship Management erwirken, mit dem Studierende im Laufe ihrer universitären Ausbildung bis zum Abschluss bzw. bis zum Einstieg in den Beruf begleitet werden sollen. Die Ausgestaltung der School of Education, der Aufbau eines Verbundes mit den Pädagogischen Hochschulen in Tirol und Vorarlberg sowie dem Schulamt Südtirol sind weitere zentrale Projekte, die die Universität Innsbruck im Rahmen von Bologna revisited umsetzen will.

Wo hört Bildung auf? Wo beginnt Weiterbildung? Eine Frage, die ebenso schwer zu beantworten ist, wie die Frage nach der Unterscheidung zwischen Bildung und Ausbildung. Im Prinzip sind beide Fragen obsolet, spätestens seit dem Zeitpunkt, an dem die Universitäten sich als die Trägerinnen des lifelong learning Konzepts sehen. „Weiterbildung“ ist also nicht mehr die Absolvierung einen berufs- oder allgemeinbildenden Kurses nach Abschluss der entsprechenden „Ausbildung“ und Einarbeitung in ein Berufsfeld, sondern hat sich als Lebenslanges Lernen zum Leitbegriff der gegenwärtigen Bildungsdebatten gewandelt. In dieses Lernen sind alle Fähigkeiten eingeschlossen, die man in der Schule, der Arbeitswelt und auf anderen Wegen erworben hat. Die Universität Innsbruck wird sich dieser neuen Aufgabe stellen und vermittelt nicht nur die Kompetenz des Lernen-Lernens im herkömmlichen Studium, sondern eröffnet den verschiedensten Altersgruppen und Bevölkerungsschichten die Möglichkeit, am universitären Wissen teilzuhaben.

Forschung: Internationalität, Profilbildung und Nachwuchsförderung

Internationale Rankings bestätigen die hohe Qualität der Forschung und sehen die Universität Innsbruck in diesem Bereich in Österreich an erster Stelle. Besonders erfreulich ist das bereits erwähnte Leiden Ranking, in dem Universität Innsbruck – was den Faktor Internationalität betrifft – an fünfter Stelle weltweit liegt. Dazu trägt besonders der hohe Anteil  von gemeinsamen Publikationen mit internationalen Koautorinnen und -autoren (65%) bei. Die hohe Position in den Rankings zeigt, dass die Universität Innsbruck mit der mehrstufigen Profilierungsstrategie von Schwerpunkten, Plattformen und Zentren einen erfolgreichen Weg eingeschlagen hat. Derzeit wird die erste gesamte Evaluierung dieses mehrstufigen Systems durchgeführt, deren Höhepunkt im Herbst eine 3-tägige Klausur im Universitätszentrum Obergurgl sein wird.

Unterstrichen wird die hohe Leistungsfähigkeit der Forscherinnen und Forscher durch die überaus erfolgreichen Bewerbungen für prestigeträchtige Wissenschaftspreise wie den österreichischen START-Preis und die ERC-Grants des Europäischen Forschungsrats. In den vergangenen fünf Jahren wurden acht START-Preise und sechs ERC Starting Grants sowie ein ERC Advanced Grant an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Innsbruck vergeben - österreichweit ein Spitzenwert. Diese hochdotierten Auszeichnungen für Grundlagenforschung werden ergänzt durch Preise für anwendungsorientierte Forschung wie den erstmals vergebenen Phönix-Award für das erfolgreichste universitäre Spin-off, den die Architektin Valentine Troi und die Universität Innsbruck erhalten haben.

Einen wesentlichen Beitrag zu dieser erfolgreichen Bilanz leistet der wissenschaftliche Nachwuchs, der an der Universität Innsbruck einen hohen Anteil der Forschungsleistung erbringt. Die Förderung der jungen Forscherinnen und Forscher steht deshalb in den kommenden Jahren weiterhin im Vordergrund. Die vielversprechend begonnenen Fördermaßnahmen werden fortgesetzt, intensiviert und ausgeweitet. So wird die Universität über verschiedene Programme, DoktorandInnen und erfolgreiche Nachwuchswissenschaftler beim Start in eine wissenschaftliche Laufbahn fördern und dafür rund eine Million Euro pro Jahr ausgeben. In diesem Jahr hat die Universität Innsbruck außerdem erstmals drei eigene DoktorandInnenkollegs (Sport und Recht, Arts and Politics, Figuration "Gegenkultur") eingerichtet, die Studierenden optimale Voraussetzungen für ihre ersten Schritte als Forscherin und Forscher bieten. Durch die neu geschaffenen Laufbahnstellen können jungen WissenschaftlerInnen und Wissenschaftlern langfristige Karriereperspektive angeboten werden und mit dem Erika-Cremer-Habilitationsprogramm wird die Karriere von hervorragenden Wissenschaftlerinnen besonders gefördert.