Vorgestellt: Nachhaltigkeit im Alpentourismus
Den Reiz der Geographie macht für Bruno Abegg die Verknüpfung von Natur- und Sozialwissenschaften aus. „Die Geographie ermöglicht es mir, in meiner Forschungsarbeit in beide Welten einzutauchen – eine Tatsache, die mich schon als Studierender fasziniert hat“, erklärt Abegg seine Leidenschaft für die Disziplin. Aufgewachsen in der Nähe von Zürich war die Kindheit des Forschers durch eine starke Verbundenheit mit den Bergen geprägt, alpiner Tourismus somit schon früh allgegenwärtig. „Ich hatte daher von Anfang an eine Schlagseite in Richtung Humangeographie“. Bruno Abegg versteht Tourismus als Mensch-Umwelt-System und will mit seiner Forschungstätigkeit einen Beitrag für eine nachhaltige Tourismusentwicklung in den Alpen leisten. Dabei spielen Schlagworte wie Klimawandel und Energiewende eine wichtige Rolle: „Ich versuche zu erarbeiten, wie eine langfristige räumliche Entwicklung in den Alpen aussehen könnte, die sich im Hinblick auf Klima und Energieressourcen durch Nachhaltigkeit auszeichnet“.
Konkrete Hilfestellungen
Dem Geographen geht es daher keineswegs nur um eine Analyse des Ist-Zustandes, sondern vielmehr um die Schaffung von Modellen, die zu einer langfristigen Verbesserung der ökologischen und ökonomischen Situation in touristisch frequentierten alpinen Orten oder Talschaften beitragen können. „Der Weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energieformen bringt viele Chancen, aber auch Herausforderungen für Gebirgsräume mit sich, für die es konkreter Vorschläge und Unterstützung für die Bevölkerung vor Ort bedarf“, so Abegg. Als Beispiel verweist er auf die aktuelle Studie „Lösungsansätze für die Schweiz im Konfliktfeld erneuerbare Energien und Raumnutzung“, in der er für die touristisch geprägten Räume verantwortlich zeichnete. Für die nahe Zukunft plant Abegg ähnlich ausgerichtete Projekte in Österreich durchzuführen.
Konsequenzen auch für übermorgen
Regionale Entwicklungen im Zusammenhang mit den vielschichtigen Begebenheiten rund um Klimawandel und Energiewende haben einen sehr langfristigen Zeithorizont. Denn Entscheidungen, die gegenwärtig für die Erweiterung der touristischen Anziehungskraft der Gebirgsregionen als sinnvoll erscheinen, zeigen ihre – oftmals negativen – Folgen meist erst viele Jahre später. Nachdem der alpine Tourismus in erster Linie von der Attraktivität der Landschaft lebt, beobachtet Bruno Abegg einige Tendenzen in den touristisch sehr stark erschlossenen Alpen, denen er kritisch gegenübersteht: „Ein wichtiges Ziel meiner Forschungsarbeit ist es daher, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Entscheidungen von heute noch Konsequenzen für nachfolgende Generationen haben könnten, die eventuell nicht mehr rückgängig zu machen sind“. Abegg ist es in diesem Sinne auch ein wichtiges Anliegen den Themenbereich Tourismus wieder stärker in der Lehre an der Universität Innsbruck zu etablieren: „Da nachhaltige Tourismusentwicklung ein sehr komplexer Bereich ist, möchte ich junge Menschen dazu motivieren, sich mit der Thematik intensiv auseinanderzusetzen und über die eigene Nasenspitze hinaus zu denken“.
Zur Person
Bruno Abegg, geboren 1965 in der Nähe von Zürich, studierte Geographie und Volkswirtschaftslehre an der Universität Zürich. Er promovierte 1996 und kehrte zehn Jahre später nach Tätigkeiten in der Privatwirtschaft sowie Auslandsaufenthalten wieder nach Zürich zurück. Neben der freiberuflichen Mitarbeit bei einer NGO folgte nach dem Wechsel an das Institut für Tourismus- und Freizeitforschung der HTW Chur im Jahr 2010 Ende letzten Jahres der Ruf an die Universität Innsbruck. Zusätzlich zu seiner Funktion als Professor am Institut für Geographie ist Bruno Abegg gemeinsam mit seinem Innsbrucker Kollegen Ulrich Strasser wissenschaftlicher Leiter von alpS, dem Forschungszentrum für Klimawandelanpassung in Gebirgsregionen.