Vorgestellt: Ein Miteinander der Religionen
Seit dem Wintersemester 2013/14 bietet die Universität Innsbruck als einzige Bildungseinrichtung Westösterreichs und als einzige Universität Österreichs das Bachelorstudium Islamische Religionspädagogik an. Die dazugehörige Professur besetzt Univ.-Prof. Dr. Zekirija Sejdini. „Durch die Anbindung der Fachbereichs an die School of Education und seinen physischen Sitz an der Katholisch-Theologischen Fakultät entstehen hier in Innsbruck wichtige Synergien, die uns die Kraft geben, etwas zu entwickeln, das einerseits wissenschaftlich reflektiert und andererseits auch gesellschaftlich relevant ist“, begründet der Islamische Religionswissenschaftler Sejdini seine Entscheidung, den Ruf nach Innsbruck anzunehmen. Zekirija Sejdini ist es wichtig, den Studierenden eine Theologie und Pädagogik zu vermitteln, die kontextbezogen ist. Dazu gilt es nach dem Islamwissenschaftler die aktuellen Lebensumstände aber auch Aspekte wie Menschenrechte und Menschenwürde aus einer theologischen Perspektive zu betrachten. „Wir versuchen ausgehend von den Quellen des Islam eine Anthropologie darzustellen, die mit den Errungenschaften der heutigen Zeit korrespondiert“, so Sejdini. „Das Menschenbild ist dabei sehr wichtig, denn darauf baut die Theologie ebenso wie die Pädagogik auf.“
Mittelpunkt Mensch
Einen weiteren wichtigen Punkt seiner Arbeit sieht der islamische Theologe in der Vermittlung von Interreligiosität und Interkulturalität. „Die Grundlage der wertschätzenden Begegnung der Menschen und der dazugehörigen Religionen ist das Menschenbild. Menschsein ist unsere Gemeinsamkeit, es gilt diese in den Mittelpunkt zu stellen und darauf aufbauend eine Religionspädagogik und -didaktik zu etablieren.“ Da die Islamische Religionspädagogik eine sehr neue Disziplin im deutschsprachigen Raum ist, versteht Zekirija Sejdini seine Forschungsarbeit als Pionierarbeit. „Es gilt für uns herauszufinden, welche vorhandenen didaktischen Konzepte wir in unserem Bereich übernehmen können und hier das spezifisch islamische herauszuarbeiten. Zudem müssen wir erarbeiten, wie diese Konzepte in die Praxis umgesetzt werden können“, so Sejdini. Ein erster Schritt seiner Forschungsarbeit wird die Datenerhebung sein. „Es fehlen uns sehr viele empirische Daten über die Wirklichkeit der muslimischen Schülerinnen und Schüler. Es ist wichtig zu wissen, was sie täglich erleben, welches Gottesverständnis und welches Verständnis von Religion sie haben. Erst auf dieser Basis können didaktische Konzepte erarbeitet und erprobt werden.“
Für den islamischen Theologen spielt die Vermittlung des jeweiligen Kontextes eine wesentliche Rolle. „Um eine Religion lebendig zu erhalten, ist es notwendig, sie immer wieder neu zu interpretieren. Dieses Bewusstsein und die entsprechenden Methoden möchte ich meinen Studierenden vermitteln“, erklärt Sejdini. „Die Frage, wie die Inhalte des Korans in unserem täglichen Leben interpretiert werden können, ist sehr wichtig – auch und vor allem um den Religionsunterricht für junge Menschen so zu gestalten, dass er ihnen eine religiöse Mündigkeit vermittelt. Religion sollte immer als Angebot Gottes verstanden werden, dessen Annahme nichts mit der Wertigkeit eines Menschen zu tun hat.“
Zur Person
Zekirija Sejdini wurde 1972 in Mazedonien geboren und studierte Islamische Theologie mit den Schwerpunkten Islamische Philosophie und Pädagogik in Kairo und Istanbul. 2001 promovierte Sejdini im Fach Islamwissenschaft an der Universität Heidelberg. Von 2002 – 2004 war er Lehrbeauftragter mit dem Schwerpunkt Christlich-Islamischer Dialog an der Evangelischen Fachhochschule Ludwigsburg; von 2004 – 2006 war er Abteilungsleiter für das Lehramt an der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in Wien. Von 2009 – 2013 war Sejdini als stellvertretender Leiter des Schulamtes der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich tätig. Zudem hatte er Lehraufträge für Islamische Religionspädagogik und Islamische Mystik an der Pädagogischen Hochschule Wien, der Kirchlichen Pädagogische Hochschule Wien sowie den Universitäten Wien und Innsbruck. Seit 1. Jänner 2014 ist Zekirija Sejdini Professor für Islamische Religionspädagogik am Institut für Fachdidaktik der School of Education in Innsbruck.