Im Gedenken an Julius von Ficker
Dem 100. Todestag von Julius von Ficker gedenkt das Institut für Geschichte mit einer Vortragsreihe, die sich mit dem Werk des großen Historikers, der Rezeptionsgeschichte und mit der Persönlichkeit Fickers auseinandersetzt. Den Auftakt bildete gestern Abend ein Vortrag von Prof. Herwig Wolfram zur Bedeutung Fickers für die österreichische Geschichtsforschung.
Herwig Wolfram, Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und Ordinarius am Institut für Geschichte in Wien, würdigte gestern im Rahmen der Innsbrucker Historikergespräche "einen der bedeutendsten Historiker des 19. Jahrhunderts", Julius von Ficker. Obwohl Ficker nie in Wien gelehrt habe, könne sein Einfluss auf das Institut für Österreichische Geschichtsforschung nicht überschätzt werden. Wolfram, selbst eine Galionsfigur der österreichischen Geschichtsforschung, ging auch auf die Fehlleistungen Fickers ein und warnte die Historikerzunft vor einer szientistischen Nachahmung der Naturwissenschaften, wie sie gerade im 19. Jahrhundert beliebt war. Auch Ficker sei eben nur ein Menschen gewesen und habe dem Denken seiner Zeit nicht völlig entfliehen können.
Eine Westfale in Innsbruck
Julius Ficker stammte aus Münster in Westfalen, wo er am 30. April 1826 geboren wurde. Nach seinem Studium in Bonn, Berlin und Münster promovierte er 1849 und erhielt gleichzeitig auch die Lehrbefugnis. Nach kurzer Lehrtätigkeit als Privatdozent in Bonn wurde er bereits 1852 als ordentlicher Professor für Allgemeine Geschichte an die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck berufen, der er Zeit seines Lebens verbunden bleiben sollte. 1854 wurde er Dekan, 1859 Rektor. 1862 wechselte er als Professor für Deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte an die Juridische Fakultät, kehrte aber kurz vor seiner freiwilligen Pensionierung 1879 wieder an die Philosophische Fakultät zurück. Unterbrochen wurde seine Lehrtätigkeit als er 1866 als Leutnant der Innsbrucker Studentenkompagnie an der Verteidigung der Südgrenze Tirols aktiv teilnahm. Am 10. Juli 1902 starb Ficker in Innsbruck.
Innovative Lehrmethoden
Sein umfangreiches Werk, vor allem seine Arbeiten zur mittelalterlichen Reichs- und Rechtsgeschichte in Deutschland und Italien und auf dem Gebiet der Urkundenforschung, wirkt bis in die heutige wissenschaftliche Diskussion nach. Darüber hinaus war es auch sein Engagement als Lehrer, das Ficker und mit ihm auch die Universität Innsbruck europaweit bekannt machte. Seine neuen Lehrmethoden, die durch praxisnahe Übungen und direkte Konfrontation mit den historischen Quellen auf eine stärkere Einbindung der Studierenden zielten, ließen ihn zum Begründer der sogenannten Innsbrucker historischen Schule werden, aus der zahlreiche namhafte Wissenschafter als seine Schüler hervorgingen. Im intellektuellen Diskurs seiner Zeit erregte vor allem der heftig geführte Gelehrtenstreit zwischen Ficker und dem deutschen Historiker Heinrich von Sybel Aufsehen, der ausgehend von der deutschen Italienpolitik im Mittelalter zu einer aktuellen politischen Kontroverse über die deutsche Frage (groß-/kleindeutsche Lösung) geriet.
Bekannte Wissenschaftlerfamilie
Ficker gehört zu den großen Forscherpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Er hat Wesentliches zum geistigen-kulturellen Klima Innsbrucks beigetragen. Eine Gedenktafel an seiner Villa in der Leopoldstraße 22 in Wilten erinnert an diesen bedeutenden Gelehrten. Es ist darüber hinaus ein interessanter Umstand, dass auch seine Kinder allesamt auf ihre Art Bekanntheit erlangt haben: Ludwig als Publizist und Herausgeber der Kulturzeitschrift "Brenner", Heinrich als Meteorologe, Rudolf als Musikwissenschaftler, und die jüngste Tochter Zenzi, verehelichte Sild, als frühe Expeditionsbergsteigerin.
Die weiteren Vorträge im Rahmen der Innsbrucker Historikergespräche zu Ehren Julius von Fickers:
24. April, 18 Uhr: Heinz Dopsch: Forscher und Familie - Julius Ficker und seine Kinder
5. Juni, 18 Uhr: Thomas Brechenmacher: Julius von Ficker, Heinrich von Sybel und der "germanische Staatsgedanke"
Eine Westfale in Innsbruck
Julius Ficker stammte aus Münster in Westfalen, wo er am 30. April 1826 geboren wurde. Nach seinem Studium in Bonn, Berlin und Münster promovierte er 1849 und erhielt gleichzeitig auch die Lehrbefugnis. Nach kurzer Lehrtätigkeit als Privatdozent in Bonn wurde er bereits 1852 als ordentlicher Professor für Allgemeine Geschichte an die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck berufen, der er Zeit seines Lebens verbunden bleiben sollte. 1854 wurde er Dekan, 1859 Rektor. 1862 wechselte er als Professor für Deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte an die Juridische Fakultät, kehrte aber kurz vor seiner freiwilligen Pensionierung 1879 wieder an die Philosophische Fakultät zurück. Unterbrochen wurde seine Lehrtätigkeit als er 1866 als Leutnant der Innsbrucker Studentenkompagnie an der Verteidigung der Südgrenze Tirols aktiv teilnahm. Am 10. Juli 1902 starb Ficker in Innsbruck.
Innovative Lehrmethoden
Sein umfangreiches Werk, vor allem seine Arbeiten zur mittelalterlichen Reichs- und Rechtsgeschichte in Deutschland und Italien und auf dem Gebiet der Urkundenforschung, wirkt bis in die heutige wissenschaftliche Diskussion nach. Darüber hinaus war es auch sein Engagement als Lehrer, das Ficker und mit ihm auch die Universität Innsbruck europaweit bekannt machte. Seine neuen Lehrmethoden, die durch praxisnahe Übungen und direkte Konfrontation mit den historischen Quellen auf eine stärkere Einbindung der Studierenden zielten, ließen ihn zum Begründer der sogenannten Innsbrucker historischen Schule werden, aus der zahlreiche namhafte Wissenschafter als seine Schüler hervorgingen. Im intellektuellen Diskurs seiner Zeit erregte vor allem der heftig geführte Gelehrtenstreit zwischen Ficker und dem deutschen Historiker Heinrich von Sybel Aufsehen, der ausgehend von der deutschen Italienpolitik im Mittelalter zu einer aktuellen politischen Kontroverse über die deutsche Frage (groß-/kleindeutsche Lösung) geriet.
Bekannte Wissenschaftlerfamilie
Ficker gehört zu den großen Forscherpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Er hat Wesentliches zum geistigen-kulturellen Klima Innsbrucks beigetragen. Eine Gedenktafel an seiner Villa in der Leopoldstraße 22 in Wilten erinnert an diesen bedeutenden Gelehrten. Es ist darüber hinaus ein interessanter Umstand, dass auch seine Kinder allesamt auf ihre Art Bekanntheit erlangt haben: Ludwig als Publizist und Herausgeber der Kulturzeitschrift "Brenner", Heinrich als Meteorologe, Rudolf als Musikwissenschaftler, und die jüngste Tochter Zenzi, verehelichte Sild, als frühe Expeditionsbergsteigerin.
Die weiteren Vorträge im Rahmen der Innsbrucker Historikergespräche zu Ehren Julius von Fickers:
24. April, 18 Uhr: Heinz Dopsch: Forscher und Familie - Julius Ficker und seine Kinder
5. Juni, 18 Uhr: Thomas Brechenmacher: Julius von Ficker, Heinrich von Sybel und der "germanische Staatsgedanke"