Stadt zeichnet NachwuchswissenschaftlerInnen aus

Bereits zum 25. Mal wurde heuer der Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für die wissenschaftliche Forschung an der Universität auf der Weiherburg verliehen. Ausgezeichnet wurden dieses Jahr ForscherInnen der Theologischen, der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen sowie der Geisteswissenschaftlichen Fakultät.
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Der von der Stadt Innsbruck gestiftete Preis wird alljährlich für herausragende Forschungarbeiten an NachwuchswissenschaftlerInnen der Universität Innsbruck einmal vergeben. Dieses Jahr ging das Preisgeld von insgesamt 17.400 € an sechs engagierte Forscherinnen und Forscher, die mit ihrer Dissertation bzw. Habilitation in einem anspruchsvollen Evaluationsverfahren erfolgreich waren.

Ausgezeichnet wurden Dr. Fleur Susanne Ulsamer für Ihre Dissertation "Lingustik des Schweigens", Prof. Dr. Gerhard Tomedi für seine Habilitation "Hallstattzeitliche Gräberfeld von Frög (Kärnten)", Dr. Simone Paganini für seine theologische Dissertation "Der Weg zur Frau Zion, Ziel unserer Hoffnung" sowie Prof. Matthias Sutter und Dr. Martin Kocher für ihre wissenschaftlichen Untersuchungen des "Marktes im Hinblick auf wissenschaftliche Publikationen im Bereich der Wirtschaftswissenschaften".

Bürgermeisterin Hilde Zach verwies in ihren Begrüßungsworten auf die lange Tradition dieses, für die Stadt Innsbruck sehr wichtigen Preises und die enge Verbundenheit zwischen Stadt und Universität. Sie betonte, dass es für solche herausragenden Leistungen sehr wichtig sei ein entsprechendes unterstützendes Umfeld zu haben: "In erster Linie sind das natürlich die Familie und Freunde, aber ebenso wichtig ist das wissenschaftliche Umfeld und da bietet die Landesuniversität beste Voraussetzungen."

Vizerektor Tilmann Märk, 1979 der erste Preisträger, stellte die WissenschaftlerInnen und ihre ausgezeichneten Arbeiten sehr anschaulich dem Publikum vor. In seiner Rede unterstrich Märk, dass der Nachwuchs das wichtigste Gut für eine Gesellschaft und damit auch für die Universität sei, weil dieser der Garant für die Weiterentwicklung sei. In einer Universität sei der Fortschritt in erster Linie in der Forschung zu erreichen. "Deshalb", so Märk, "ist Forschung - im Gegensatz zu den Fachhochschulen - langfristig wohl die wichtigste Kernaufgabe der Universität, denn sie ist die Voraussetzung für das internationale Niveau der Ausbildung und schafft, wenn sie anwendbar gemacht wird, auch eine wichtige Basis für die Erhaltung und Weiterentwicklung unseres Lebensstandards."

Die ausgezeichneten WissenschaftlerInnen und ihre Arbeiten im Detail:

"Linguistik des Schweigens"
Dr. Fleur Sussane Ulsamer studierte Germanistik in Innsbruck und ist seit 2002 Forschungsassistentin am Institut für Linguistik an der Universität Wien. Bei ihrer Arbeit handelt es sich um ihre Dissertationsarbeit mit dem Titel "Linguistik des Schweigens. Eine Kulturgeschichte des kommunikativen Schweigens" erschienen im Peter Lang Verlag, Frankfurt in der Reihe Europäische Hochschulschriften.

Aus der Perspektive zahlreicher Teildisziplinen der Linguistik (u.a. Psycholinguistik, Paralinguistik, interkulturelle Linguistik) versucht diese Arbeit, den Weg für einen Perspektivenwechsel in Richtung Schweigen zur Darstellung und Lösung linguistischer Probleme zu ebnen.

Das Gräberfeld von Frög
Prof. Dr. Gerhard Tomedi, lehrt als am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Leopold-Franzens-Universität. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte umfassen die Bronze- und Eisenzeit in Mitteleuropa, auf dem Balkan, in Pannonien und in Italien sowie die Archäologische Landesaufnahme unter besonderer Einbeziehung von Laienforschern; Wissenschaftstheorie und Forschungsgeschichte. Sein besonderes Anliegen ist die Archäologie der in Alttirol ansässigen Raeter. Die ausgezeichnete Arbeit ist seine Habilitationsschrift "Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Frög (Kärnten)", die 2002 in Archaeolingua, Budapest erschienen ist. Das Gräberfeld in Frög mit seinen 520 Grabhügeln nimmt eine Schlüsselstellung in der "ostalpin-pannonischen hallstättischen Hügelgräberkultur" ein. Da die Funde über viele Museen verteilt sind und die Dokumentation der Grabung auf den ersten Blick unbefriedigend erschien hatte sich bisher niemand an diese systematische Aufarbeitung gewagt. Die "Museumsarchäologie" von Prof. Tomedi ist daher besonders hoch einzuschätzen.

"Der Weg zur Frau Zion, Ziel unserer Hoffnung"
Univ.-Ass. Dr. Simone Paganini arbeitet als Universitätsassistent am Institut für Exegese des Alten Testamentes an der Theologischen Fakultät der Universität Wien. Er studierte Agrarwissenschaften, Theologie und Christliche Philosophie in Mailand, Florenz und Rom und reichte eine Arbeit mit dem Titel "Der Weg zur Frau Zion, Ziel unserer Hoffnung" ein. Die Dissertation von Dr. Paganini 2002 wurde auch in der international anerkannten Reihe der "Stuttgarter Biblischen Beiträge" veröffentlicht und widmet sich der Untersuchung eines Kapitels des biblischen Buches Jesaja. Dieses 55. Kapitel befindet sich an einer Nahtstelle innerhalb des gesamten Buches und präsentiert sich als poetischer Dialog. Nach der Übersetzung aus dem hebräischen Originaltext beschäftigt sich Dr. Paganini mit der Untersuchung des formalen Aufbaus der Perikope und mit einer detaillierten "Wort-für-Wort" Analyse des Textes. Anschließend folgt die Darstellung der dialogischen Kommunikationsstruktur. Dabei werden die Gestalten der vier Protagonisten - die personifizierte Stadt Jerusalem, Gott, eine Gemeinschaft und ein Kommentator - im Kontext des gesamten Jesajabuches näher betrachtet

Die Struktur des "Marktes" für Publikationen am Beispiel der Wirtschaftswissenschaften
Die beiden Preisträger, die als Team eingereicht haben, Dr. Martin Kocher und Prof. Matthias Sutter, sind am Institut für Finanzwissenschaften der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät unserer Uni tätig.
Dr. Martin Kocher studierte Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck, sponsierte 1998 zum Magister und promovierte 2002 mit einer durch den Lichtensteinpreis ausgezeichneten Dissertation. A.o. Prof. Dr. Matthias Sutter studierte ebenfalls in Innsbruck, zunächst Theologie und in der Folge auch Wirtschaftswissenschaft, wobei er beides mit dem Magisterium abschloss. Im Anschluss dissertierte er in Wirtschaftswissenschaften und 2002 habilitierte er sich im Fach Volkswirtschaft. Die drei als Projekt eingereichten Zeitschriften-Beiträge in führenden Journalen beschäftigen sich sowohl mit der Struktur des "Marktes" für Publikationen am Beispiel der Wirtschaftswissenschaften, als auch mit den vorherrschenden Anreizmechanismen und den bestehenden Konzentrationstendenzen im Wissenschaftsbetrieb. Der betreffende Forschungszweig in der Ökonomik, der im angelsächsischen Raum auch als "economics of economics" bezeichnet wird, hat in den letzten Jahren enorme wissenschaftspolitische und auch praktische Relevanz erlangt. (cf)