100 Jahre Romanistik Feiern gehen in die Sommerpause

Mit drei cineastischen Events im Leokino, einem Semesterabschlussfest sowie einem informativen und detailreichen Vortrag des Soziologen Mario Roberto Loarca, der im Zeichen der Erinnerung an die politischen Ereignisse der 80iger und 90iger Jahre in Mittelamerika stand, gingen die 100-Jahr-Feierlichkeiten des Instituts für Romanistik in die Sommerpause.
Leokino
Leokino
Das Leokino, mit dem das Institut für Romanistik seit Jahren eine enge und fruchtbare Zusammenarbeit pflegt, zeigte anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums drei Filmklassiker aus den drei großen, durch Forschung und Lehre in Innsbruck vertretenen romanischen Kulturkreisen: dem französischen (Godards A bout de souffle), dem lateinamerikanisch-spanischen (Solanas’ Sur) und dem italienischen (Viscontis La terra trema). Die Auswahl fiel bewusst auf drei politisch und künstlerisch engagierte, dem filmischen Mainstream abgewandte Filme, um einem Bildungsauftrag Rechnung zu tragen, der Kritik- und Differenzierungsvermögen in den Mittel­punkt stellt.
Abgeschlossen wurde die kleine Filmschau am Dienstagabend mit einem Fest, das für die Studierenden des Instituts für Romanistik zugleich als Semesterabschlussfest dienen sollte.

Mario Roberto LOARCA war am Mittwoch im Institut für Romanistik zu Gast. Der in Guatemala geborene Soziologe, Forscher und Schriftsteller mit universitärer Ausbildung (Philosophie und Soziologie) in El Salvador und Mexiko, hat am Institut für Romanistik einen überaus informativen und detailreichen Vortrag gehalten, der die Beziehungen zwischen den christlichen Volksbewegungen und den marxistisch orientierten Guerillas in Zentralamerika beschreibt.

Die Auseinandersetzungen
Im Jahr 1979 zwangen sandinistische Guerillas den letzten Spross der Diktatorendynastie Somoza, die Führungsgewalt an sie abzugeben und übernahmen darauf die Macht in Nicaragua. Die Revolution hatte zu Beginn die Unterstützung Europas, der christlichen Kirchen und das Einverständnis der USA sowie nationalen Rückhalt, wodurch auch die Guerillabewegungen in San Salvador und Guatemala gefördert wurden, die vor dem Sandinismus entstanden waren. Bis hin zum Jahr 1995 war Mittelamerika ein Ort der militärischen Auseinandersetzungen und politischer Utopien verschiedener Provinzen, die miteinander im Kampf lagen.

Befreiungstheologe Ignacio Ellacuría
Einer der Schwerpunkte, die Mario Roberto Loarca am Mittwoch setzte, galt dem 1930 geborenen Jesuiten Ignacio Ellacuría, der übrigens auch ein Lehrer von Loarca an der Universidad Centroamericana de El Salvador (UCA) war. In den fünfziger Jahren ging Ellacuría nach El Salvador, wo er an der dortigen Universität dozierte und Rektor wurde. Ellacurías ganzer Einsatz galt den Armen und Unterdrückten des Landes. Der Theologieprofessor, Befreiungstheologe und Seelsorger übte immer wieder offene Kritik am System, der Oligarchie und den Besitzverhältnissen in diesem unterentwickelten Land und machte sich dadurch viele Feinde. Da er sich öffentlich zur Politik der Regierung äußerte, kam er im vom Bürgerkrieg gebeutelten Land mit seinen Äußerungen, Publikationen und Aktionen zwischen die Fronten. Seine Forderungen bezogen sich immer auf die Gerechtigkeit und die Befreiung, verbunden mit einer Überzeugung der unbedingten Gewaltlosigkeit. 1989 wurde Ellacuría mit anderen Ordens- und Universitätskollegen vom Militär El Salvadors ermordet.
Der Vortrag, der im Rahmen des 100jährigen Bestehens des Instituts für Romanistik in Zusammenarbeit mit der Sektion Tirol des österreichischen Lateinamerika-Instituts stattfand, wurde Anlass einer facettenreichen Diskussion, die im Zeichen der Erinnerung an die politischen Ereignisse der 80iger und 90iger Jahre in Mittelamerika standen. (bb)